Startseite Kultur Sächsische Staatskapelle Dresden beim Grafenegg Festival

Sächsische Staatskapelle Dresden beim Grafenegg Festival

von Max

Dabei wurden die Rede und Gegenrede von Mann und Frau, über ein schuldhaftes Vergehen in einer freien Liebesbeziehung mit der Tristan-Harmonik wunderbar wiedergegeben.

Fein schwebend ertönte dann aus dem Nichts heraus ein Klangteppich, immer wieder unterbrochen von verschiedensten Naturlauten, wobei allerdings anfänglich etwas Spannung fehlte. 

Grotesk erklang danach der volkstümliche Ländler, besonders düster der Trauermarsch, zweimal gebrochen von ironischen Jahrmarktklängen. Schließlich das Finale, das mitreißend expressiv zu hören war, mit der monumentalen Schlussapotheose, die den Schlussjubel des Publikums regelrecht provozierte: Abgesehen von den teils schwer nachvollziehbar gewählten Temposchwankungen, wusste das Orchester bei Gustav Mahlers 1. Symphonie („Der Titan“) meist zu brillieren: Spielfreudig, farbenreich, mit einer weiten dynamischen Palette und glühenden Gefühlen. Dabei begeisterten auch die exzellenten Solisten aus den eigenen Reihen. Mit großer Leidenschaft dirigierte Gatti noch als Zugabe Giacomo Puccinis Intermezzo aus „Manon Lescaut“.

Nach(t)klänge

Mit einem langen, hochvirtuosen Schlagzeugsolo begannen gleich anschließend die Nach(t)klänge im Eingangsbereich des Schlosses Grafenegg. „Fell“ hieß das Stück. Es stammt von Enno Poppe, dem diesjährigen, bereits 18. „Composer in Residence“ beim Grafenegg Festival. Dann konnte man durch die wunderbaren, holzvertäfelten Prunkräume im ersten Stock wandeln, wobei in jedem Raum eine musikalische Überraschung wartete: Musikerinnen und Musiker des genre- und spartenübergreifenden Berliner „ensemble mosaik“ spielten meist solistisch, acht verschiedenste Stücke Neuer Musik. 

Vom deutschen, 1969 geborenen und vielfach preisausgezeichneten Komponisten Poppe, der in Berlin lebt, erklang noch das Werk „Holz Solo“, bei welcher mit extremen Intervallen und Höhen die Möglichkeiten der Klarinette ausgelotet wurden, sowie „17 Etüden für Violine“. Seine Tonsprache hat einen hohen Wiedererkennungswert: Poppe betrachtet seine musikalischen Materialien wie unter einem Mikroskop, entdeckt ihren Reichtum und entwickelt aus ihnen komplexe, aber stets fassliche Klangwelten. Weiters waren beim nächtlichen Schlendern durch das Schloss noch Stücke von Liza Lim, Aribert Reimann, Rebecca Saunders und Cathy van Eyck zu erleben.

Die Kritik stammt von Helmut Christian Mayer

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