Startseite Kultur Sänger Joris sieht „Millionen Wege, sich selbst zugrunde zu richten“

Sänger Joris sieht „Millionen Wege, sich selbst zugrunde zu richten“

von Max

„Wir sind an einem Punkt, wo die Menschheit Millionen Wege vorbereitet, sich selbst zugrunde zu richten. Sei es, dass Demokratien gefährdet sind und zu Ende gehen können, sei es durch den Klimawandel.“ Joris, jener deutsche Pop-Musiker, der 2015 mit dem Hit „Herz über Kopf“ berühmt wurde, geht in seinem neuen Album „Zu viel Retro“ zwar nur am Rande auf diese Themen und andere soziale Missstände ein. Mit dem Satz „Die Zukunft steht auf Storno“, gleich im ersten Song „Was ich will“, dafür aber deutlich.

Im KURIER-Interview bedauert er, dass „Leute wie Wolf Biermann, die politisches Liedgut pflegten, weg sind, und die neue Generation Musiker diese Themen nicht angeht“, er hält solche Lieder aber für sich selbst nicht für passend. Er engagiert sich lieber, „ohne es am Goldtablett vor mir herzutragen“, mit Auftritten für „Fridays for Future“ oder Benefizkonzerten für die Ukraine.

Nicht bierernst

Speziell bei diesem Album, das aus der Freude heraus entstand, nach der Pandemie wieder gemeinsam mit seiner Band Musik machen zu können, musste die Lebensfreude auch in die Texte gepackt werden. „Ich habe mich gefragt, was macht mir am Musikmachen Spaß? Und das ist, mit der Band mit unseren Instrumenten auf der Bühne live Musik zu machen.“

Das tat der als Joris Buchholz geborene 35-Jährige, der Schlagzeug, Klavier und Gitarre spielt, auch für das Album. Und er hob den Retro-Sound, der dabei entstand, in den Albumtitel. „Zu viel Retro“ ist deshalb ein energetisches Album, in das sich nur wenige nachdenkliche Momente mischen.

Die Songs „Eigentlich“ und „So schnell vorbei“ spielen darauf an, dass während der Aufnahmen zu dem Album Joris’ Freundin krank wurde und für mehrere Monate ins Spital musste. „Es ist im Leben immer alles im Wandel. Die schönen Momente gehen gefühlt sehr schnell vorbei. Aber hoffentlich geht auch so etwas wie Krankheit vorbei. In ,So schnell vorbei‘ spielt auch hinein, dass ich Vater geworden bin und an meinem Kind sehe, wie schnell es sich entwickelt und wie rasant die Zeit vorbeigeht.“

Ja, Panik

In „F**k It“ spricht er Panikmomente an, die ihn in der Nacht überfallen. „Man hat im Leben nicht immer alles unter Kontrolle, das ist klar. Aber bei mir kommen dann Selbstzweifel und Panik, und ich kann nicht schlafen. Ich versuche, mit ruhigem Atmen wieder runterzukommen. Denn sobald die Sonne aufgeht, wird das viel besser.“

Am 23. 3. tritt Joris mit diesen neuen Songs im Wiener Flex auf. Das Bühnenbild dazu – Dinge aus einem Tonstudio – hat Joris eigenhändig aus Holz gezimmert.

Denn vor ein paar Jahren hat er den Spaß am Tischlern entdeckt: „Ich dachte immer, ich hätte zwei linke Hände, war früher bei meinem Papa maximal der Schraubenzieher-Halter. Während der Pandemie habe ich dann einen Fachwerk-Raumtrenner gebaut“, erzählt er. „Der Geruch des Holzes und die Zeit, die man sich intensiv dem Holz widmet, etwas mit den Händen zu machen – all das hat mir sehr gutgetan. Ich habe zum Beispiel für meinen Bruder zur Hochzeit einen Esstisch aus Olivenholz gebaut. Olivenbäume brauchen lange, bis sie so groß sind, das Holzstück für den Tisch war sicher weit über 500 Jahre alt. Ich finde, das ist eine sehr schöne Symbolik für eine Ehe.“

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