Für seine Witze auf Social Media folgen ihm Hunderttausende, ein Gag brachte dem Satiriker, Moderator und Buchautor Sebastian „El Hotzo“ Hotz heuer jedoch einen gehörigen Shitstorm und berufliche Konsequenzen: Im Juli, kurz nach dem Attentat auf Donald Trump, zog Hotz auf X einen Vergleich zwischen dem Ex-Präsidenten und dem letzten Bus: „leider knapp verpasst“. Dazu schrieb er: „Ich finde es absolut fantastisch wenn Faschisten sterben“. Später löschte er die Posts – doch zu spät.
Es hagelte heftige Kritik. Der öffentlich-rechtliche RBB beendete die Zusammenarbeit beim Jugendsender Fritz, weltweit wurde berichtet. Sogar Elon Musk schaltete sich in die Diskussion ein und beschwerte sich beim deutschen Kanzler Olaf Scholz.
Nun haben sich Hotz und Jan Böhmermann – selbst erprobt im Umgang mit Aufsehen erregenden Witzen – für eine Doku zusammengetan. Die läuft seit Sonntag ausgerechnet beim Streamingdienst RTL+. Eine deutliche Botschaft an die Öffentlich-Rechtlichen – die hätten eine Ausstrahlung der Doku abgelehnt, wie Hotz kürzlich in der Zeit erklärte. Für RTL ist es nach dem Comeback von Stefan Raab der nächste Coup.
Die 39-minütige Doku „I’m Sorry, Mr President – Der tiefe Fall des El Hotzo“ beginnt mit einer nachgebauten Ausgabe des RTL-Promi-Magazins „Exclusiv“: Moderatorin Frauke Ludowig präsentiert einen Beitrag über „Meme-König und Internet-Troll“ El Hotzo. Dann sieht man Böhmermann, der einem weinenden Hotz gegenübersteht und ihn zur Rede stellt: „Geschmacklose Witze über Präsidenten anderer Länder? Du löst hier Staatskrisen aus“, sagt er, wohl in Anspielung an sein Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und die daraus resultierende Aufregung: „Das ist zu politisch für ARD und ZDF.“
Mit einem RTL-Mikro und Dollarscheinen ausgestattet schickt er Hotz dann in die USA, um sich bei der Bevölkerung und Trump selbst zu entschuldigen. Hotz spricht mit Passanten, hält ein „I’m Sorry“-Transparent im Central Park hoch, lässt sich sogar eine Entschuldigung tätowieren – ehe er innehält und befindet, dass er sich bei jemandem wie Trump doch gar nicht entschuldigen möchte.
Die Begegnungen mit Passanten sind durchaus unterhaltsam, werden jedoch schnell zur langatmigen Aneinanderreihung. Ein tiefergreifendes Gespräch, etwa mit Trump-Anhängern über ihre Wahlmotive, sieht man nicht. Gehaltvoller ist ein Interview mit einem Historiker, der erklärt, welche Konsequenzen eine Wiederwahl Trumps für die USA haben könnte – aber auch, wie dieser eine Niederlage für sich nutzen würde. Hotz fasst zusammen: „Es ist sehr schlimm, wenn Trump gewinnt, aber es ist auch schlimm, wenn er verliert. Das ist ja klasse.“ Viel intensiver befasst sich die Doku jedoch nicht mit der US-Politik – „I’m Sorry, Mr. President“ ist in erster Linie eine Reaktion auf die Reaktion auf einen Witz.