Sie wurde „Signora Wirtschaftswunder“ genannt, und das verrät schon, wann die Sängerin und Entertainerin Caterina Valente in Deutschland und Österreich ihre größten Erfolge gefeiert hat. Nun ist Valente 93-jährig gestorben.
Sie stand, wie kaum jemand anderes, für die gute, alte Zeit. Jene Zeit, die längst auch politisch geworden ist, nach der sich heute so viele zurücksehnen, dass damit Politik gemacht werden kann: Caterina Valente kleidete das Nachkriegswunder in Österreich, in Deutschland in bekömmliche Lieder, jenen wirtschaftlichen Aufschwung, der bis heute als der Idealzustand nachhallt. Man konnte sich wieder etwas leisten, man arbeitete – und hörte Schlager, ließ sich unterhalten.
Valente feierte Top Ten-Hits in vielen Ländern
Valente sang, sie tanzte, sie spielte, sie unterhielt. Dean Martin bezeichnete sie als „das begabteste Mädchen der Welt“, ein Mädchen, das früh im Rampenlicht stand: 1936 debütierte sie, damals fünf Jahre alt. „Ganz Paris träumt von der Liebe“ sollte später ihr berühmtester Song werden, doch an einem Lied lässt sich das Schaffen Valentes nicht festmachen. 1.350 Lieder soll sie aufgenommen haben, in elf Sprachen.
Denn Valente brachte auch etwas mit, das im Nachkriegseuropa auf neues Interesse stieß: Sie war gesamteuropäisch. Ihre Eltern waren Italiener, ihr Vater hatte russische, ihre Mutter schwedische Wurzeln; geheiratet haben sie in Finnland. Caterina kam in Paris zur Welt. Sie war die Kosmopolitin des sonst oft so stark regional begrenzten Schlagers, zu Hause auf der ganzen Welt.
Damals nannte man dies noch Exotik, und damit punktete Valente in vielen Ländern. Ihre größten Erfolge aber feierte sie in Deutschland und Österreich, wo sie als Star eingemeindet wurde. Auch in ihrer Karriere als Film- und Fernsehstar: Sie hatte ihre eigene „Caterina Valente-Show“ und war Gast in Sendungen wie „Musik ist Trumpf“ oder „Der Goldene Schuss“.
Und sie spielte an der Seite von Peter Alexander in „Liebe, Tanz und 1000 Schlager“ (1955), landete mit dem Song „Eventuell, eventuell“ aus dem Film einen Top-Ten-Hit in Deutschland. Wahrlich nicht der einzige: Sie schaffte es in den USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan und Großbritannien in die Charts. Mit Dean Martin sang sie den „Bossa Nova“, mit Rock’n’Roll-Pionier Bill Haley das Duett „Vive la Rock and Roll“. Charles Aznavour brachte ihr 1947 den Jitterbug bei.
Valente blieb immer ein weltweiter Star, der diese weite Welt in die damals noch biederen Wohnzimmer in Deutschland und Österreich brachte. In den USA schaffte sie den Durchbruch mit dem Song „Malagueña“ und trat dort mit Danny Kaye, Perry Como und Bing Crosby auf. Sie sang in Russland, Brasilien, Südafrika und unzähligen weiteren Ländern.
Und sie prägte den Sound einer ganzen Generation. „Tschau, Tschau Bambina“ (1959), „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandbikini“ (1960) oder „Quando, quando, quando“ (1962) haben auch jene Menschen gleich im Ohr, die damals noch (lange) nicht geboren waren. Auszeichnungen gab es, natürlich, viele.
Platin-ROMY
1998 erhielt Valente in Wien die Platin-ROMY des KURIER. „Der Preis ist so la la … Ich danke für die Ro-o-o-my, denn den Oscar krieg ich nie!“, sang sie damals. Ihren Optimismus und Humor behielt sie bis ins hohe Alter. Sie halte es mit Bette Davis: „Das Alter ist nichts für Schwächlinge“.