ORF III-Programmdirektor Peter Schöber sieht sich laut Kronen Zeitung mit schweren Anschuldigungen konfrontiert. Laut Zeugen sollen in internen Sitzungen antisemitische Sätze gefallen sein. In der Whistleblower-Stelle des ORF laufen interne Ermittlungen, die der Sender gegenüber der Krone und dem Standard bestätigte.
Schöber selbst kündigte „gegen Menschen, die diese Vorwürfe erheben“ juristische Schritte an. „Ich bin kein Antisemit, im Gegenteil“, so Schöber zum „Standard“. Er habe 60 Dokumentationen zum Thema verantwortet, das „Fest der Freude“ zum Gedenken an die Befreiung von der NS-Herrschaft ins Fernsehen gebracht. „Ich lasse mich nicht mit Dreck bewerfen“, sagt der ORF-Manager.
Heinz Lederer, SPÖ-„Freundeskreises“-Leiter im ORF-Stiftungsrat, fordert gegenüber dem KURIER: „Der Generaldirektor ist angehalten, in kürzester Zeit zu prüfen, ob diese Aussage realistischerweise gefallen sein kann. Dabei ist auch das umfangreiche Werk von ORF III unter Peter Schöber gerade im Bereich Judentum zu beachten.“
Schöber soll sich über die ehemalige ORF-Journalistin und spätere Direktorin des Jüdischen Museums Danielle Spera antisemitisch geäußert haben. Spera selbst kann sich dies „beim besten Willen nicht vorstellen“, wie sie dem KURIER versichert. Sie habe mit Schöber „viele, viele Male mit großem Vertrauen und in gegenseitiger Wertschätzung zusammengearbeitet.“
Die Vorwürfe stammen offenbar aus einer Sammlung von Unterlagen, die über die vergangenen Monate über Schöber von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angelegt wurden. Diese gingen dann gesammelt an die Whistleblower-Stelle. „Ich werde im Stiftungsrat auch darauf hinweisen, dass der ORF offensichtlich ein Problem mit dieser Whistleblowerplattform hat, bei der eigentlich anonyme Hinweise eingebracht werden könnten, anstatt sich namentlich an einen Betriebsrat zu wenden“, sagt Lederer dem KURIER. „Und ich verstehe nicht, wie ein Betriebsrat über Jahre hinweg ein 400 Seiten umfassendes Konvolut über die Schicksale von ihm schutzbefohlenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sammelt, anstatt sofort in deren Sinne zu agieren!“
Die Anschuldigungen kommen kurz vor einem Prozess am Arbeitsgericht auf, wie Krone und Standard berichten. Dort geht es im November um die Kündigung eines ORF III-Betriebsrats, der zuvor schwere Vorwürfe der Manipulation von Arbeitszeitaufzeichnungen bei dem in einer Tochterfirma organisierten ORF-Spartensender für Information und Kultur erhoben hatte. Die Kündigung wurde nach Standard-Informationen mit Hinweisen begründet, wonach der Mitarbeiter bei Produktionen für ORF III auch Tätigkeiten für die damit befasste Produktionsfirma verrechnet hätte.
Ehrenerklärung
Am Freitagnachmittag verschickte ORF III eine von allen Programmbereichsleiterinnen und -leitern sowie zahlreichen weiteren Mitarbeitenden unterzeichnete Ehrenerklärung. Darin heißt es: „Niemals ist in unserer Gegenwart seitens Peter Schöber eine antisemitische Aussage gefallen.“ Schöber habe ORF III Information und Kultur „von Beginn an im Dienst der Aufklärung der antisemitischen Verbrechen der Vergangenheit verschrieben“. Kein anderer Sender habe mehr Programm zum Thema jüdische Kultur und Geschichte sowie Programme, die sich den Verbrechen des Nationalsozialismus widmen, gesendet als ORF III unter Peter Schöber. Darunter fallen jährliche Schwerpunkte etwa zum Mauthausen-Gedenktag, zum Tag der Befreiung sowie eine überaus umfangreiche Programmierung in den wöchentlichen Geschichte-Hauptabend-Sendeleisten Zeit.Geschichte und Erbe Österreich. Abschließend heißt es: „Wir haben Peter Schöber immer als Führungskraft erlebt, die gerade beim Thema Antisemitismus über jeden Verdacht erhaben ist.“