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Sean Baker ist mit „Anora“ Sieger des Abends

von Max

Der Sieger der diesjährigen Oscar-Verleihung heißt Sean Baker, dessen Independant-Film über eine Sexarbeiterin namens „Anora“ mit fünf Oscars belohnt wurde – darunter bester Film und beste Regie. Mikey Madison erhielt für ihr Spiel in der Titelrolle „Anora“ den Oscar als beste Hauptdarstellerin und landete damit einen Überraschungssieg; es war Demi Moore, die als Favoritin mit ihrer Comeback-Rolle in „The Substance“ vorne lag galt. Dass sie dann doch nicht den Oscar bekam, sondern von einer Newcomerin übertrumpft wurde, war wohl die größte Verblüffung des Abends.

Schnappte Demi Moore den Oscar weg: Mikey Madison ist „Anora“

Die zweit meisten Preise konnte Brady Corbet für sein Monumentalwerk „Der Brutalist“ für sich entscheiden: Sein Architektenporträt erhielt drei Oscars, darunter für beste Kamera und besten Soundtrack. Hauptdarsteller Adrien Brody bekam für seine eindrucksvolle Verkörperung eines Holocaust-Überlebenden, der in Amerika ein neues Leben beginnen möchte, seinen zweiten Oscar (nach „Der Pianist“). Damit schlug er Timothée Chalamet aus dem Rennen, dessen Darstellung von Bob Dylan in dem Bio-Bic „Like a Complete Unknown“ ebenfalls hoch im Kurs stand. 

Apropos Bob Dylan: Als Überraschungsgast stand  plötzlich Mick Jagger als Preis-Präsentator auf der die Bühne und erklärte gut gelaunt, er sei nur die zweite Wahl und eingesprungen:“Eigentlich wollten sie Bob Dylan.“

Oscars 2025: Sean Baker ist mit "Anora" Sieger des Abends

Will vier Kinder: Bester Nebendarstellerin Kieran Culkin in „A Real Pain“ 

Kieran Culkin bekam einen Oscar als bester Nebendarsteller in Jesse Eisenbergs tragikomischem Raodtrip in die Vergangenheit „A Real Pain“. In seiner Dankesrede erinnerte er seine Frau daran, dass sie ihm ein viertes Kind versprochen hatte, sollte er einen Oscar gewinnen (das Paar hat bislang zwei Kinder).

Oscars 2025: Sean Baker ist mit "Anora" Sieger des Abends

Beste Nebendarstellerin: Zoë Saldaña in „Emilia Pérez“

Als beste Nebendarstellerin wurde Zoë Saldaña mit einem Oscar für ihre Rolle in „Emilia Pérez“ belohnt: Das französische Musical von Jacques Audiard hatte im Vorfeld 13 Nominierungen erhalten, konnte davon aber nur zwei in Goldbuben verwandeln. Einen davon erhielt Zoë Saldaña als erste Frau mit dominikanischen Wurzeln und hielt eine schluchzende Dankesrede, die sie mit einem Ruf nach ihrer Mutter („Mummy!“ Mummy!“) begann und damit beendete, dass die die stolze Nachfahrin einer Einwanderfamilie sei. Diese Anmerkung war einddeutig als Kommentar zur gegenwärtigen USA-Politik gegenüber Migranten und Migrantinnen gedacht.

Das Musical „Wicked“ mit Ariana Grande und Cynthia Eviro erhielt zwei Oscars, ebenso wie „Dune: Part Two“. 

Wie politisch waren die Oscars?

Durch die Gala führte erstmals der Talkshow-Moderator Conan O’Brien und sorgte mit verspieltem Witz für einen leichtfüßigen Abend. Seinen eigenen Auftritt begann er spektakulär, indem er sich aus dem Rücken von „Demi Moore“ schälte, dabei aber einen Schuh verlor  – ein genüssliches Filmzitat aus Moores Body-Horror-Rolle in „The Substance“. Es folgte eine Liebeserklärung an Los Angeles mit einer Reihe von Filmclips, in der die Stadt eine prominente Rolle spielt – von „L. A. Story“ bis hin zu „La La Land“. Auch die tapferen Feuerwehrleute, die sich den verheerenden Bränden entgegengestellt hatten, bekamen einen Bühnenauftritt. Sie durften jene Scherze verlesen, die Conan O’Brien selbst nicht machen wollte, etwa: „Wir gedenken jener, die ihre Häuser in Los Angeles verloren haben, allerdings nicht durch die Brände, sondern weil sie „Joker: Folie à Deux“ produzierten.“

Das Gelächter im Saal blieb verhalten.

Oscars 2025: Sean Baker ist mit "Anora" Sieger des Abends

Erstmals Host der Oscar-Show: Conan O’Brien

Obwohl Conan O’Brien wenig vordergründige, politische Witze machte, so ließ er doch unterschwellig seinen satirischen Zugriff auf die Wirklichkeit durchsickern. So begrüßte er sein Publikum in drei Sprachen – darunter indisch und chinesisch – als kleinen Seitenhieb auf die von Trump propagierte, einzige Landessprache Englisch. Auch die Beliebtheit des Films „Anora“, in dem sich die amerikanische Sexarbeiterin gegen eine russische Oligarchenfamilie zur Wehr setzen möchte, ließ er nicht unkommentiert: „Ich denke, die Amerikaner sind begeistert, dass sich endlich jemand gegen einen mächtigen Russen behaupten kann.“

Bei den Dankesreden stach – neben Saldaña – vor allem das palästinensisch-israelische Filmduo der Doku „No Other Land“ hervor, das sich für ein friedliches Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinenser aussprach und die amerikanische Außenpolitik für seine Blockade kritisierte. Die Schauspielerin Daryl Hannah wiederum rief dazu auf, die Ukraine zu unterstützen, ehe sie die Nomierungen und dann den Gewinner für bestes Filmediting verlas – übrigens wieder Sean Baker.

Oscars 2025: Sean Baker ist mit "Anora" Sieger des Abends

Filmemacher unter sich: Quentin Tarantino (li.) und Sean Baker

Dieser musste als Hauptgewinner des Abends gleich mehrere Dankesreden  bestreiten und appellierte unter anderem an alle Anwesenden, doch wieder mehr ins Kino zu gehen und gefährdete Abspielorte zu retten. Ins gleiche Horn stieß auch Conan O’Brien in einem Werbefilm fürs Kino, in dem er einer Dreiergruppe von Amerikanern erklärte, dass das Kino so etwas sei wie ein „gigantisch großes Mobiltelefon“ – in dem man gemeinsam mit anderen Menschen Filme sehen könne. 

Einen Seitenhieb auf die anwesende spanische Schauspielerin Karla Sofía Gascón, die sich ihre Oscarchancen als erste Transfrau in ihrer Rolle als „Emilia Pérez“ mit rassistischen Tweets vermasselt hatte, ließ sich Conan O’Brien auch nicht nehmen: „Wenn Sie über den Abend twittern, vergessen Sie nicht: Mein Name ist Jimmy Kimmel.“

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