Das geht aus Nachwahl-Befragungen der Oracle Advisory Group hervor. Demnach kann Ilham Aliyevs Partei „Neues Aserbaidschan“ mit 63 der 125 Sitze im Parlament rechnen. Derzeit hält die Partei 69 Mandate.
Allerdings standen bisher alle Abgeordneten – auch die, die nicht der Regierungspartei angehören – loyal zu Aliyev. Echte Gegner des Präsidenten waren nicht im Parlament vertreten und haben sich in der Vergangenheit aus Furcht vor Manipulationen teilweise auch nicht zur Wahl gestellt.
Wahl in Aserbaidschan nach Vertreibung von Armeniern
Es war die erste Parlamentswahl, seit Aserbaidschan vor einem Jahr die Region Berg-Karabach eroberte und mehr als 100.000 Armenier aus dem Gebiet vertrieb. Armeniens Regierung warf dem Nachbarland „ethnische Säuberungen“ vor. Aserbaidschan wies das zurück und siedelt dort nun Aserbaidschaner an, die während der Kriege mit Armenien in den 1990er Jahren geflohen sind.
Das völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehörende, aber bisher mehrheitlich von Armeniern bewohnte Gebiet im Kaukasus war seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion drei Jahrzehnte lang de facto unabhängig und wurde von Armenien unterstützt.
Vorwürfe gegen Aliyev
Ilham Aliyev steht seit dem Tod seines Vaters, des damaligen Staatschefs Heydar Aliyev 2003 an der Spitze des ölreichen Landes. Vergangenen Februar wurde er mit über 92 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Die Oppositionspartei Musavat nahm zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder an den Parlamentswahlen teil. Nach den Prognosen wird sie nicht mit einem einzigen Sitz rechnen können. Ihr Vorsitzender Arif Gadzhili sagte der Nachrichtenagentur Reuters vor dem Wahlsonntag, er glaube nicht, dass die Wahl fair verlaufen werde.
Bürgerrechtler werfen Aliyev die Missachtung von Menschenrechten sowie die Verhaftung unabhängiger Journalisten und politischer Aktivisten vor. Aliyev hat die Kritik zurückgewiesen und erklärt, Aserbaidschan müsse seine Medienlandschaft vor „negativen Einflüssen von außen“ schützen.