Die neue Regierung will durch den Anstieg des faktischen Pensionsalters das Budget entlasten. Doch die Ankündigung allein wird nichts bewirken, sagt Arbeitspsychologe Gerhard Klicka im KURIER-Interview. Es braucht auch die nötigen Rahmenbedingungen und eine andere Einstellung zu Alter und Arbeit. Da ist nicht nur der Staat, sondern vor allem die Betriebe gefordert.
KURIER: Die Regierung will das faktische Pensionsalter und die Beschäftigungsquote Älterer nach oben bringen. Wie schafft sie das?
Gerhard Klicka: Nur die bloße Ankündigung, dass wir alle länger arbeiten sollen, wird nichts bewirken. Es fehlt noch die Strategie dahinter. Wir brauchen langfristige Konzepte, um die Menschen gesund bis zur Pension zu begleiten.
Es braucht dazu entsprechende Rahmenbedingungen und jeder Mensch, jede Branche ist da anders. Es können nicht alle über einen Kamm geschoren werden. Grundsätzlich wollen die Menschen ja arbeiten und sind froh über Sinnstiftung, Wertschätzung und sozialen Austausch.
Der Arbeitsdruck hat enorm zugenommen. Viele Menschen flüchten derzeit geradezu aus der Erwerbsarbeit in die Pension, wenn sie es sich leisten können…
Ja, der gelernte Österreicher zählt schon die Tage bis zur Pension. Das liegt viel daran, wie positiv oder negativ die Einstellung zur Erwerbsarbeit besetzt ist und wie die Arbeitsbedingungen sind. Nur wenn diese gut sind, jemand seinen Job gerne macht und in der Arbeit wertgeschätzt wird, wird er nicht in die Pension flüchten. Hier muss man ansetzen und Anreize schaffen.
Sie sehen vor allem die Unternehmen in der Pflicht?
Dass viele Betriebe die Wucht der Demografie immer noch nicht verstanden haben, zeigt die Tatsache, dass Alterskündigungen an der Tagesordnung sind. Unternehmen, die sich nicht um ihre ältere Belegschaft kümmern, werden in fünf bis zehn Jahren aber einen akuten Personalmangel haben. Leider herrscht hier die betriebswirtschaftliche Denke vor und ältere Mitarbeiter werden vor allem als Kostenfaktor betrachtet.