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Sollte sich Österreich an Spanien orientieren?

von Max

Hat Österreich im EU-Vergleich schlechte Arbeitslosenzahlen? Darüber haben SPÖ-Chef Andreas Babler und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Sonntag in der Elefantenrunde auf Puls24 debattiert. Ausgangspunkt war Bablers Behauptung, kein westeuropäischer Staat sei so schlecht durch die Teuerungskrise gekommen wie Österreich, das vorübergehend die höchste Inflationsrate aufwies.

Babler führt das auf falsche Maßnahmen bei der Bekämpfung der Teuerung zurück. Die SPÖ hatte wiederholt stärkere Markteingriffe und Preisdeckel gefordert. Nehammer meint, hier nütze ein Faktencheck: „Die Länder, die massiv mit Deckeln gearbeitet haben, wie Frankreich, Spanien, Italien oder Belgien, sind deutlich höher verschuldet als Österreich.“ Die Schuldenquote der genannten Staaten also die Staatsverschuldung in Relation zur Wirtschaftsleistung liegt jeweils knapp bis deutlich über 100 Prozent, jene Österreichs derzeit bei rund 80 Prozent.

„Faktencheck retour, bitte“, meint Babler. „Spanien hat die besten Wirtschaftsprognosen in der Eurozone mit steigendem Wirtschaftswachstum auf die nächsten zwei Jahre.“ Beim Wirtschaftswachstum zählt Spanien laut Prognose der EU-Kommission 2025 mit 1,9 Prozent des BIP zum besseren Drittel der Eurozone, liegt aber klar hinter Irland oder dem Baltikum. 

Babler lobt zudem die sinkende Jugendarbeitslosigkeit in Spanien, die in Österreich gleichzeitig steige. Aber lassen sich die Arbeitslosenquoten beider Staaten überhaupt seriös vergleichen?

Spanien Schlusslicht in der EU

Hier lohnt ein Blick auf die Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS). Im Juli 2024 hatte Spanien mit 11,4 Prozent die höchste Arbeitslosenquote aller EU-Staaten und mit 25,5 Prozent die zweithöchste Jungendarbeitslosigkeit hinter Schweden. Österreich weist eine Arbeitslosenquote von 5 und eine Jugendarbeitslosigkeit von 9,7 Prozent auf.

Bei der Arbeitslosenquote liegt Österreich laut AMS an zehnter Stelle in der EU und unterhalb des EU-Durchschnitts von 6 Prozent. Bei der Jugendarbeitslosigkeit liegt man gar an vierter Stelle – der EU-Durchschnitt beträgt 14,5 Prozent.

Was stimmt: Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges Anfang 2022 hat sich Österreich etwas verschlechtert und Spanien etwas verbessert. Das im EU-Vergleich zuletzt starke Wirtschaftswachstum in Spanien hat dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren viele Jobs geschaffen werden konnten. Dieser Trend ist in Spanien aber nicht mit Beginn der Teuerungsbekämpfung eingetreten, sondern lässt sich seit 2013 beobachten, als die Arbeitslosenquote mit schwindelerregenden 26 Prozent ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Völlig unterschiedliche Ausgangssituationen

Dennoch: Eine Arbeitslosenquote wie aktuell in Spanien erreichen die meisten Staaten nicht einmal in schwersten Krisenjahren. Laut Prognosen der EU-Kommission wird die Arbeitslosigkeit in Spanien bis 2029 auch nur noch leicht sinken, auf rund elf Prozent. Die spanische Zentralbank bewertet das ähnlich. Ein Mitgrund: Durch die hohe Zuwanderung wächst der Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung in Spanien. 

Als Spaniens Hauptproblem gilt aber nach wie vor die strukturelle Arbeitslosigkeit. Den Arbeitslosen fehlt häufig die nötige Ausbildung, um eingestellt werden zu können. Und selbst wer einen Job bekommt, muss häufig auf kleinerem Fuß leben. Das jährliche Durchschnittseinkommen in Spanien lag 2023 bei rund 32.000 Euro brutto, in Österreich bei 53.000 Euro. Ähnlich drastisch fällt der Vergleich bei der Höhe des Arbeitslosengeldes aus.

Fazit: Sowohl mit Blick auf die Arbeitslosenquote, die Staatsverschuldung, den Wohlstand, die Kaufkraft und das Durchschnittseinkommen, ist das Niveau in Österreich deutlich höher als in Spanien. Dementsprechend ist die Ausgangssituation eine gänzlich andere und ein Vergleich eher nicht zielführend.

All das ändert nichts daran, dass Österreichs Wirtschaft laut der Prognose der Nationalbank auch heuer wieder schrumpfen wird. Ökonomen warnen vor der längsten „Flaute“ seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Maßnahmen-Mix bei der Inflationsbekämpfung dürfte – mit Blick auf die Inflationsraten – wohl auch nicht der richtige gewesen sein.

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