Zuletzt gründete er wieder und berät mit seiner Firma Growthsquare Unternehmen bei der Strategieumsetzung. Klässner ist auch ehrenamtlich als Feuerwehrmann tätig. Wegen eines Einsatzes verzögerte sich der Beginn dieses Interviews etwas.
Nach dem Verkauf ihres Start-ups has.to.be haben Sie wieder gegründet. Was macht ihre neue Firma Growthsquare?
Has.to.be war aus zwei Gründen erfolgreich. Wir haben, weil wir selber Anwender waren, immer nur das entwickelt, was wir selber wollten. Wir haben damit auch gut getroffen, was die Kunden brauchten. Wir haben unsere Mitarbeiter auch befähigt, eigenständig Entscheidungen zu treffen, um das Unternehmen weiterzuentwickeln. Daraus hat sich eine Arbeitsweise entwickelt, die sich gut replizieren lässt. Wir versuchen die Methodologie bei Unternehmen zu positionieren und bieten auch das entsprechende Monitoring über eine Software-Plattform an.
Mit ihrer Investmentfirma make visions investieren Sie auch in Start-ups. Wie treffen Sie Ihre Investitionsentscheidungen?
Wir investieren nur, wenn wir vom Team und vom Produkt überzeugt sind und neben Kapital auch operativen Mehrwert einbringen können. Etwa bei der Organisation. Die Kernbereiche sind Energie, Robotics und Medtec.
Die Finanzierung gilt für Start-ups gilt in Österreich vor allem in Wachstumsphasen als schwierig. Woran haperts?
Es sind viele Themen. Grundsätzlich ist es in Europa auch ein Kulturthema. Man investiert sehr risikoscheu. In Österreich sind die Rahmenbedingungen für Investitionen grundsätzlich ausbaufähig. Es gibt auch noch nicht so viele kapitalstarke Fonds, die Folgefinazierungen vornehmen können.
Die Regierung plant einen Dachfonds, der in der Szene schon lange gefordert wird.
Das ist der richtige Weg. Es braucht zusätzliches Kapital. Wir sollten uns die Chance nicht entgehen lassen, sonst wandern noch mehr Unternehmen ab.
Sie haben Ihr Start-up auch in die USA verkauft.
Wir haben uns auch Alternativen zum Exit überlegt. Im DACH-Umfeld (Anm.: Deutschland, Österreich, Schweiz) hätten wir keine grundlegende Folgefinanzierung aufstellen können. Mir wäre eine regionale Lösung lieber gewesen. Aber die Angebote, die wir aus Europa bekommen haben, waren sehr weit weg von der Summe, die der Exit eingebracht hat.
Wie kann Europa unabhängig von den USA werden? Bei einer Zukunftstechnologie, der künstlichen Intelligenz, hat es zuletzt Initiativen gegeben?
Wir sehen mit Blick auf die politische Entwicklung, dass es risikohaft ist, sich auf einen einzelnen Partner zu verlassen. Die Frage ist, ob es erforderlich ist, ein eigenes Modell aufzubauen oder ob es nicht attraktiver wäre, die in dem Umfeld einsetzende Standardisierung dafür zu nutzen, um in wesentlichen Nischenbereichen eine Vorreiterrolle einzunehmen. Das würde auch mehr im Einklang mit den möglichen Finanzmittel stehen.
In welches Start-up haben Sie zuletzt investiert?
Vor zwei Wochen haben wir unser erstes Investment in ein Elektromobilitätsunternehmen vorgenommen. Es geht um die Elektrifizierung des Schwerverkehrs. Das wird eine wesentliche Entwicklung in den nächsten Jahren darstellen.
Das ebenfalls im E-Mobilitätsbereich tätige US-Unternehmen Chargepoint, das Ihr Start-up Has.to.be 2021 übernommen hat, ist mittlerweile ein Penny-Stock.
Leider, wir sind immer noch investiert. Wir haben vom Timing her Glück gehabt und Has.to.be am Höhepunkt der Bewertungen veräußert.
Was ist dann falsch gelaufen?
Dann kam der Krieg in der Ukraine und das Frachterunglück im Panama-Kanal, das sich wesentlich auf die Verfügbarkeit von Komponenten ausgewirkt hat. Aber auch die Entwicklungen hinsichtlich der Trump-Administration schaffen für grüne Energie kein gutes Marktumfeld. Der Pessimismus, der sich aktuell in allen Bewertungen zur E-Mobilität widerspiegelt, ist aber deutlich zu groß.
Warum?
Ich bin aus technischer Hinsicht davon überzeugt, dass es sowohl bei PKW als auch im Schwerverkehr keine Alternativen zur E-Mobilität gibt. Ich sehe eine Erholung nur als eine Frage der Zeit.
Auch VW war an ihrem Start-up beteiligt. Europäische Autohersteller haben sehr lange gewartet und sind erst spät in die Offensive gegangen.
Man hat an Verbrennern festgehalten und wenig in die Weiterentwicklung einer E-Mobilitätsplattform investiert. Chinesische Hersteller sind nicht zweigleisig gefahren, sie haben sich auf die Entwicklung von standardisierten rein elektrischen Plattformen fokussiert. Das sieht man etwa bei BYD. Sie sind von den Kosten weit weg vom europäischen Wettbewerb.
Kann das noch aufgeholt werden?
VW und andere, die auf das Massengeschäft fokussieren, werden wesentliche Einbußen hinnehmen müssen. Das wird sich auch über Steuern und Zölle nicht lösen lassen. Sie haben in der Beschaffung eine hohe Abhängigkeit von China. Europäische Premiumhersteller, wie BMW, Audi oder Porsche, werden sich leichter tun.
Auch der Wegbereiter Tesla hat an Attraktivität verloren. Das hat auch mit den politischen Aktivitäten des Firmenchefs Elon Musk zu tun.
Definitiv. Ich bin gespannt, wie sich die Marktbewertung entwickeln wird. Im Robotik-Umfeld hat Tesla noch einiges an Potenzial. Ich erwarte eine sehr hohe Volatilität beim Aktienpreis.