Bei den spusu Vienna Capitals begann im Sommer eine neue Zeitrechnung. Präsident Hans Schmid übergab nach mehr als 20 Jahren sein Amt. Mit dem Schweizer Martin Reiss (68) wurde ein international erfahrener Sportvermarkter als Nachfolger gefunden. Reiss hielt sich bei all seinen Jobs im Ski, Tennis, Fußball oder in der Formel 1 stets dezent im Hintergrund. Seit seinem Amtsantritt steht er in der Öffentlichkeit und gab dem KURIER vor dem Spiel der Wiener am Freitag in Linz sein erstes Interview.
KURIER: Sie sind in der Tschechoslowakei geboren, in der Schweiz aufgewachsen, Sie leben in Ungarn, haben Büros in Deutschland, Österreich, Schweiz und England? Haben Sie immer schon grenzüberschreitend gedacht?
Martin Reiss: Als ich 1980 in der Schweiz angefangen habe, war ich sofort in der Formel 1. Ergo habe ich von Anfang an international gedacht. Und dann ist sehr, sehr schnell Tennis dazugekommen. Ich war noch in Zürich, als der politische Umsturz im Osten stattfand und ein Kunde ein riesengroßes Projekt hatte. Es ging um mehrere Milliarden bei der Privatisierung der größten Tabakfabrik. Philip Morris hat mich beauftragt, weil wir alle tschechischen und russischen Tennisspieler gemanagt haben und ich 1990 schon das erste Tennisturnier in Russland, den Kremlin-Cup, auf die Beine gestellt habe. Mit Unterstützung der Familie Gorbatschow.
Ihr Vorteil war die Sprache?
Die Muttersprache vergisst man nie. Und Russisch konnte ich, weil ich in der Schule von der Russisch-Lehrerin so fasziniert war. Und da musste ich ihr beweisen, dass ich was kann.
Ist es richtig, dass Sie Marc Giradelli den ersten großen Vertrag verschafft haben?