Startseite Wirtschaft Streit um Kurzarbeit bei Liebherr im Osttiroler Lienz

Streit um Kurzarbeit bei Liebherr im Osttiroler Lienz

von Max

Die Pläne des Haushaltsgeräteherstellers Liebherr am Standort Lienz, im Herbst bis zu 960 der 1.340 Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken, stoßen bei Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) auf Skepsis. Er meinte in der Tiroler Tageszeitung, dass die Kurzarbeit nicht dafür da sei, konjunkturelle Schwankungen auszugleichen.

Kocher führte ins Treffen, dass ebenjene Schwankungen, „solange sie keine großflächige Störung des regionalen Arbeitsmarktes verursachen“, Teil des „betrieblichen Risikos“ seien. Außerdem würden viele Betriebe Fachkräfte suchen. „Diese bei Firmen zu binden, die auf unbestimmte Zeit nicht genug Aufträge haben, ist volkswirtschaftlich fraglich“, so Kocher.

FPÖ kontert Kocher

Gänzlich anders sieht das der Osttiroler EU-Abgeordnete Gerald Hauser (FPÖ). Er nennt Liebherr einen „Leitbetrieb in Osttirol“, das Ansuchen um Kurzarbeit müsse genehmigt werden. Wenn Liebherr zusperren würde, steige die Arbeitslosigkeit „mit einem Schlag um zwei Prozent“. Hauser verweist auf die Corona-Zeit: „Da wurde auf Knopfdruck die Kurzarbeit ermöglicht. Es wurden mit Coronahilfen auch Firmen bedacht, die eigentlich schon vor Corona kurz vor dem Ende waren – darunter auch Betriebe von ÖVP-Freunden.“

Kocher selbst habe außerdem „bekanntlich keine Jobsorgen“, nachdem dieser „als Teil eines Postenschacher-Deals dieser Regierung Gouverneur der Nationalbank werden“ soll, legte Hauser nach.

Auch Gewerkschaft dafür

Die Gewerkschaft PRO-GE hatte am Freitag Kocher in einer Aussendung aufgefordert, die Kurzarbeit so auszugestalten, „dass sie wieder von mehr Betrieben in Anspruch genommen werden kann.“ Bundesvorsitzender Reinhold Binder sah in der dreimonatigen Kurzarbeit für Liebherr ein „geeignetes Mittel, denn das Unternehmen geht davon aus, dass sich ab 2025 die wirtschaftliche Situation wieder entspannt.“ Wenn Kocher wolle, „dass die Unternehmen in einem stabilen Umfeld in Österreich wirtschaften können, muss er auch dazu beitragen, dass sie Fachkräfte halten können“, argumentierte der Gewerkschafter. Liebherr sei außerdem der größte Arbeitgeber in Lienz und „prägend für die Region“, meinte PRO-GE-Landesgeschäftsführer Thomas Giner.

Liebherr hatte sich indes selbst unsicher gezeigt, ob der Kurzarbeitsantrag durchgehen werde. Es gebe aktuell keinen einzigen Betrieb in Österreich, bei dem Kurzarbeit genehmigt wurde, zumal die Arbeitslosigkeit vergleichsweise gering sei, hieß es. Der Antrag wurde damit begründet, dass der Markt für Kühlschränke nach dem Boom während der Corona-Pandemie massiv eingebrochen sei. Liebherr beschäftigt in Lienz insgesamt rund 1.340 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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