Für den Netzausbau seien viel mehr Geld und viel weniger Bürokratie notwendig. Genehmigungsverfahren müssten etwa um einiges schneller abgewickelt werden. Neben großen könnte man aber auch an kleineren Stellschrauben drehen, die viel Wirkung zeigen würden. Ein Wunsch der Netzbetreiber lautet etwa, Infrastruktur weniger auf Extreme auslegen zu müssen. Momentan muss etwa die gesamte Nennleistung von neuen Photovoltaikanlagen über das Netz abgeführt werden können.
Einzeloptimum hintanstellen
In bestimmten Netzbereichen wäre es laut Pilz dagegen besser, man würde die Einspeiseleistung von PV-Anlagen auf 70 Prozent drosseln. Bei der Installation einer Anlage könnte das am Wechselrichter einfach eingestellt werden. Im täglichen Betrieb würde es kaum einen Unterschied machen, weil PV-Anlagen ohnehin selten die Nennleistung erreichen: „Im Jahr hätte man nur fünf Prozent weniger Stromproduktion, man könnte dann aber insgesamt mehr Anlagen ans Netz bringen.“ Mit einer solchen Regelung, wie sie in Deutschland schon existiert hat (mittlerweile nicht mehr) könnte man Netze auch vor Überlastung schützen.
Anreize für weniger Leistungsintensität
Im privaten Bereich könne man viel für die Energiewende tun. Derzeit werde Strom meist nach Kilowattstunden abgerechnet und es sei egal, welche Leistung (in Kilowatt) in Anspruch genommen wird. E-Auto-Fahrer zahlen dadurch gleich viel, egal ob sie am Abend mit voller Leistung laden oder die Batterie tagsüber (viel Solarenergie) langsam laden. Leistungsbasierte Tarife, die Ladevorgänge mit weniger Leistung begünstigen, könnten einen Anreiz geben, um die Netzsteuerung zu erleichtern.
Private Stromproduzenten sollten laut Pilz auch darauf achten, Speicher so zu dimensionieren, dass sie einem kontinuierlichen täglichen Lade-Entladezyklus unterliegen, „und nicht schon um halb elf voll sind, bevor die Sonne besonders stark scheint“.
Kosten besser aufteilen
Wo sich die Netzbetreiber mehr Gerechtigkeit wünschen, ist die Verteilung von Kosten. Derzeit seien die Netzkosten genau dort am höchsten, wo der meiste Ausbau stattfinde. „Dafür, dass die Burgenländer so viele Windräder rund um den Neusiedler See haben, dürfen sie auch noch höhere Netzgebühren zahlen“, sagt Pilz. Das sei ungerecht. Die Kosten sollten bundesweit aufgeteilt werden, wogegen sich aber manche Bundesländer wehren.
Speichermöglichkeit schaffen
Ein weiterer Wunsch ist der Aufbau von Speichern. Als Medium könnte etwa grüner Wasserstoff dienen, der mittels Elektrolyse aus Wasser hergestellt wird. Der Entwurf des ElWG sieht vor, dass dieser Bereich marktwirtschaftlich geregelt werden soll. Netzbetreiber dürfen Speicher nur in Ausnahmefällen errichten, die ausführlich begründet sein müssen. Netzdienliche Speicher würden es laut den Betreibern aber ermöglichen, Engpässe im Netz schnell aufzulösen und Energie saisonal vom Sommer in den Winter zu übertragen.
Mehr Geld
Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Wünsche der Netzbetreiber: Daten von digitalen Stromzählern (Smart Meter) würden sie etwa gerne in größerem Umfang nutzen, als dies bisher rechtlich möglich ist. Bei der Infrastrukturplanung solle viel mehr auf die Sektorkopplung geachtet werden, also die sinnvolle Verbindung von Bereichen wie Strom, Wärme oder Mobilität. Schlussendlich wünscht sich die Branche auch mehr Hilfe bei der Finanzierung. U.a. solle es mehr Spielraum bei der bisher strikt geregelten Fremdfinanzierung geben. Und mehr Förderungen wären auch nicht schlecht.