Der SK Rapid gewann am Sonntagabend das sechste von sieben Heimpflichtspielen in der laufenden Saison. Mit dem 2:1 über die Austria gelang zudem der zweite Derbysieg in Serie. Wir analysieren das Spiel wie immer in der „Doppelkonferenz“ – Daniel Mandl analysiert das Spiel Rapids, Dalibor Babic das der Austria!
Rapid musste für das Derby von seiner Stammelf nur den weiterhin verletzten Isak Jansson vorgeben. An seiner Stelle spielte erneut Louis Schaub, wobei die beiden offensiven Mittelfeldspieler Schaub und Seidl stark rochierend auftraten, um keine klaren Zuteilungen aufkommen zu lassen. Burgstaller wurde für das Derby fit und startete neben Dion Beljo im Angriff.
Grgic stellt Fitz zu, Austria stellt ballnahe Seite zu
Die Hausherren begannen in der typischen 4-2-2-2-Ausrichtung und wählten gegen den Ball eine 4-1-3-2-Pressingformation, in der auffällig war, dass Sangaré aus dem Sechserraum hochschob, während Grgic sich tief fallen ließ, um Dominik Fitz eng am Mann zu decken.
Im Spielaufbau sorgte die Austria – wie später noch im Detail erklärt wird – für die Verdichtung der ballnahen Seite. Nahezu alle Spieler der Veilchen schoben auf die aktive Seite, um Rapids wichtigstem Aufbauspieler Serge-Philippe Raux-Yao die Passschneisen möglichst stark zu verengen. Aktiv gepresst wurde Raux-Yao kaum, viel mehr setzte die Austria auf Raumverteidigung, um nach Ballgewinnen schnelle Gegenstöße fahren zu können.
Gefahr durch Sangarés schnelle Verlagerungen
Allerdings eröffnete dies Rapid eine andere vielversprechende Angriffsoption. Durch das Verschieben zum aktiven Flügel vernachlässigten die Gäste den ballfernen Flügel zusehends und Rapid beließ die Spielformation weiterhin breit. Vor allem Jonas Auer profitierte von dieser Breite und fand weite Räume vor, die auch dadurch zu einem Problem für die Austria wurden, weil der erneut bärenstarke Mamadou Sangaré ausgezeichnete Spielverlagerungen zustande brachte.
Dieses „Zurückverschieben“ nach erfolgreichen Spielverlagerungen sorgte auch dafür, dass die Austria körperlich an ihre Limits gebracht wurde. Rapid zeigte spielerisch bei weitem nicht das beste Heimspiel der laufenden Saison, sorgte aber mit der Flexibilität im Ballbesitzspiel und vor allem dank der größeren individuellen Klasse dafür, dass die Austria stets in Bewegung und hochkonzentriert bleiben musste.
Rapid hält die Austria in Bewegung
Etwa eine Minute vor dem 1:0 für die Hütteldorfer gelang Sangaré auch eine derartige Verlagerungsaktion. Diese führte zwar nicht unmittelbar zum Tor, allerdings sorgte der Malier damit dafür, dass die Austria nach einer eigenen Offensivszene als gesamte Mannschaft defensiv umschalten musste.
Indem man die Austria immer Bewegung hielt, konnte Rapid hohe Ballbesitzzeiten generieren und das aufbauen, worauf man in Heimspielen praktisch immer aus ist – nämlich Kontrolle. Die Austria bekam zwar über weite Phasen der Partie keinen Zugriff, war für Rapid aber dennoch ein unangenehmer Gegner, weil man es durchaus verstand, gut über die Flügel anzugreifen. Das hatte wohl auch System, zumal die Austria die starken Zentrumsspieler Rapids nach außen locken wollte, damit sie in der Mitte fehlen. Das wiederum gelang den Favoritnern in der letzten Aktion der ersten Halbzeit, die den Ausgleich durch Andreas Gruber ermöglichte.
Wenig violetter Zugriff
Davon abgesehen hatte die Austria aber Spielphasen, in denen man einen extrem hohen PPDA-Wert (Passes per Defensive Action) aufwies und das Spiel gegen den Ball nicht funktionierte, weshalb Rapid Sicherheit gewinnen konnte. In den Minuten 16 bis 30 wies der PPDA-Wert der Austria unglaublich hohe 56 aus und in den Minuten 46 bis 60 waren es noch einmal 50 PPDA. In diesen Pressingschwächen bzw. in der Passivität im Pressing lag auch der Knackpunkt und Rapid nutzte die eigenen Stärken am Ball bzw. das Selbstvertrauen der starken Heimpartien in der neuen Saison, um die Austria zu kontrollieren – allerdings ohne besonders gefährlich zu werden. Es haperte am letzten Pass, aber ansonsten hielt man den violetten Erzrivalen gut in Schach.
Die PPDA-Werte zum Spiel (Screenshot von Wyscout S.p.a.)
Flügelfokus der Austria stets unangenehm für Rapid
Und trotzdem war der Flügelfokus der Austria für Rapid stets unangenehm. Die Veilchen trugen nur 12% ihrer Angriffe übers Zentrum vor. Am Flügel wiederum waren es zumeist Eins-gegen-Eins-Situationen, mit denen die grundsätzlich starken, dynamischen Flügelspieler der Austria für die Kreation von Chancen sorgen konnten. Da die Austria häufig versuchte auf die Flügel umzuschalten, wählten auch Rapids Außenverteidiger Auer und Bolla eine etwas tiefere Position als sonst, um für die nötige Restverteidigung in diesen Umschaltmomenten sorgen zu können.
Cvetkovic als Leithammel
Ein anderer Spieler war schließlich aber einer der Hauptverantwortlichen, dass die Austria ihre Momente am Flügel oder in den Halbräumen nur selten gefährlich zu Ende spielen konnte. Rapids Abwehr-Hüne Nenad Cvetkovic lieferte im Derby eine seiner stärksten Partien in Grün-Weiß ab, war enorm aktiv und agierte sehr zweikampfintensiv. Insgesamt kam er auf 15 Balleroberungen und damit mehr als jeder andere Spieler auf dem Platz. Besonders hoch bewertet muss das auch deshalb werden, weil Cvetkovic ebender Spieler war, der häufig auf den Flügel hinaus musste, speziell um den aufgerückten Bolla zu entlasten. Gegen den Serben fanden die Austria-Offensivspieler aber zumeist kein Mittel und auch seine kämpferische Art und teilweise Vorstöße im Aufbauspiel mit Ball, waren auch mental ein wichtiger Anker für Rapid.
Seidl sorgt für neuerliche Rapid-Führung
Bereits eingangs haben wir beschrieben, dass auch die Rochaden ein wichtiges Mittel Rapids waren, um klare defensive Zuteilungen durch die Austria zu verhindern. Ein ebensolches Zuteilungsproblem sorgte schließlich für den Siegtreffer Rapids. Weil sich Sangaré mit Druck in den Strafraum bewegte, orientierten sich gleich zwei Austria-Spieler an Rapids zentralem Mittelfeldspieler, der den Ball aber nicht in den Strafraum mitnahm, sondern Matthias Seidl überließ. Dessen trockener Abschluss sorgte für den neuerlichen Führungs- und schlussendlich Siegtreffer für Rapid.
Klauß wechselt cleverer als Helm
Durch Stephan Helms Wechsel, die auch mit körperlichen Verschleißerscheinungen oder Verletzungen zu tun hatten, ging bei der Austria danach die Ordnung zusehends verloren und Rapid war näher am 3:1 dran, als die Austria am Ausgleich. Rapid-Trainer Klauß wechselte vor der Schlussphase cleverer als sein Gegenüber.
Zunächst brachte der deutsche Rapid-Coach Nikolaus Wurmbrand statt Guido Burgstaller – ein Position-für-Position-Wechsel, der schon vor der Partie früher oder später erwartet wurde. Statt Louis Schaub brachte Klauß kurz darauf mit Moritz Oswald seinen Tausendsassa, der ebenfalls für eine gute Defensiv-Offensiv-Balance sorgte und vor allem gegen den Ball unangenehmer für den Gegner war, als Schaub. Als bis zur 80. Minute noch kein weiterer Treffer fiel, sorgte Klauß zudem für etwas mehr Lufthoheit, brachte Tobias Börkeeiet für Lukas Grgic und stellte in der Schlussminute mit Maximilian Hofmann statt Mamadou Sangaré auf ein 5-3-2 um.
xG-Werte schlugen erst zum Ende zugunsten Rapids aus
Interessant ist auch, dass die xG-Dynamik trotzdem erst in der absoluten Schlussphase zugunsten von Rapid ausschlug. Nach 85 Minuten lag diese noch bei 1.07 : 1.08 zugunsten der Austria. Erst danach kam Rapid zu den Chancen, um den Sack zuzumachen, während die Austria nicht mehr gefährlich wurde. Am Ende hieß es 1.59 : 1.08 für Rapid, womit das schlussendliche Endergebnis auch im erwartbaren Rahmen war. Den Unterschied machten faktisch aber nur ein Zufallsprodukt, das zum 1:0 führte und das bisschen mehr Bewegung ohne Ball vor dem 2:1.
Die xG-Dynamik des 343. Wiener Derbys (WyScout)
Rapid war unterm Strich der verdiente Derbysieger, weil man frischer wirkte als die Austria und mehr fürs Spiel tat. Dennoch war das Spiel lange auf des Messers Schneide und man hatte – anders als beim 3:0-Sieg Rapids im Februar – durchaus das Gefühl, dass auch die Austria noch einen Lucky Punch raushauen könnte. Am Ende könnte man den Momentum-Vorteil Rapids nach den vielen erfolgreichen Heimspielen aber auch als Grund bezeichnen, wieso man in einem durchaus engen Duell der Erzrivalen das kleine bisschen mehr auf den Platz brachte.
Austria startet ambitioniert und giftig
Durch die Länderspielpause und die witterungsbedingte Absage des Spiels gegen den SK Sturm Graz, hatte die Wiener Austria unverhofft eine längere Auszeit, um sich auf dieses große Wiener Derby einzustellen. Große Überraschungen in der Aufstellung gab es bei den Violetten keine, wobei ein kleines Fragezeichen im Raum stand, ob man nicht zur Dreierkette zurückkehren würde und Innenverteidiger Wiesinger in die Mannschaft rutscht – auch im Hinblick auf eine anbahnende Rückkehr von Schlüsselspieler Johannes Handl. Das war vorerst nicht der Fall und so stellte man sich dem Stadtrivalen in einer 4-2-3-1/4-3-3-Formation entgegen. Gegen den Ball wurde aus dem 4-2-3-1 ein klassisches 4-4-2, in dem Spielmacher Dominik Fitz an die Seite von Stürmer Nik Prelec rutschte, um mit ihm die erste Pressinglinie zu bilden.
Passives Pressing mit großer Raumorientierung in der Etappe
Die Pressinghöhe beorderte man dabei im Bereich des Mittelkreises und ließ den Spielaufbau des Erzrivalen zunächst gewähren. Man presste diesen also nicht hoch an, sondern versuchte stattdessen den Innenverteidigern den vertikalen Passweg ins Zentrum zu blockieren, damit diese auf den Flügel spielen mussten. Wenn dies geschah, verschob man in Richtung Ball und stellte die Optionen nach vorne zu. Diese Verhaltensweise kann man beim nächsten Bild gut erkennen:
Rapid im Ballbesitz, die Austria formiert sich zu einem klaren raumorientierten 4-4-2, bei dem die beiden Stürmer den Sechserraum zustellen sollen, damit der Gegner über die Außen das Spiel aufbauen muss.
Austria arbeitet sich übers Gegenpressing in die Partie
Zunächst hatte man jedoch einen Schreckmoment zu überstehen, denn nach nicht mal zehn Sekunden tauchte Burgstaller frei vor dem Tor auf, nachdem Sechser Barry einen Ball unglücklich in dessen Laufweg abfälschte, jedoch konnte Sahin-Radlinger den Schuss gerade noch parieren. Von diesem Schrecken erholten sich die Austrianer jedoch sehr schnell und waren in den ersten zehn Minuten folglich gut im Spiel. Speziell über die linke Seite konnte man einige Ballgewinne in der gegnerischen Spielhälfte erzielen und zeigte sich im Zweikampf präsent. Das lag auch daran, dass man gegen den Ball im Vergleich zu den letzten Spielen wesentlich besser organisiert war und die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen enger verblieben. Das wirkte sich vor allem auf das Gegenpressing positiv aus, wo man nach Ballverlust immer wieder aggressiv nachsetzen konnte, kompakt zum Ball verschob und so einen hohen Druck aufbaute, der auch zu Balleroberungen führte. Dieses aggressive Gegenpressing und das kollektive Nachrücken kann man beim nächsten Bild gut erkennen:
Die Austria verliert den Ball, setzt aber sofort nach und so pressen nicht nur gleich drei Spieler den Ballführenden an, sondern schiebt der gesamte Mannschaftsverbund in die gegnerische Hälfte.
Durch diese Ballgewinne, kam man auch immer wieder in gute Umschaltsituation und tauchte einige Male gefährlich im Strafraum auf und zwang die Verteidiger zu Klärungsaktionen. Linksaußen Malone klopfte erstmals mit einem Schuss von der Strafraumgrenze an und setze den Ball nur knapp neben den Kasten.
Zugriffsprobleme in der ersten Pressinglinie
Nach diesen starken ersten zehn Minuten, verloren die Violetten den Zugriff auf die Partie und Rapid wurde stärker. Das lag in erster Linie daran, dass die Hütteldorfer begannen, mehr Ruhe in ihr Ballbesitzspiel zu bekommen, da Sechser Grgic links neben die beiden Innenverteidiger abkippte, um den Spielaufbau zu unterstützen. Dadurch formierten sich die Gastgeber in der Spieleröffnung zu einer Dreierkette und Sangaré verblieb als einziger Mann im Sechserraum.
Das hatte zur Folge, dass Fitz und Prelec in der Zwickmühle waren, denn durch diese breite Dreierkette wurden sie entweder auseinandergezogen, oder verblieben im Zentrum und ließen die Verteidiger ins Mittelfeld dribbeln. Sie hatten schlicht eine 4-gegen-2 Unterzahl zu lösen. Das kann man bei der nächsten Bildsequenz erkennen:
Rapid im Spielaufbau, Sechser Grgic kippt nach links ab und es bildet sich eine Dreierkette. Da die Austria-Stürmer angewiesen sind, den Sechserraum abzuschirmen, kann Cvetkovic aus seiner breiten Position ungehindert ins Mittelfeld andribbeln (Prelec hebt auch seine Arme, weil niemand den Verteidiger aufnimmt und dieser frei ist).
Austria verliert Zugriff, verteidigt aber den Strafraum gut
Durch diesen klugen Schachzug von Rapid, gab es bei den Violetten nun Zuordnungsprobleme und Unstimmigkeiten. Die Gastgeber bekamen darüber hinaus auch dank des starken Sangaré Drucksituationen besser aufgelöst und dieser konnte mit Verlagerungen das Gegenpressing der Violetten aushebeln. Dadurch zog die Austria sich etwas weiter zurück, kam seltener zu Ballgewinnen und ließ den Gegner mehr und mehr in einen Rhythmus hineinkommen.
Folglich gab es auch weniger Entlastung und man war vordergründig mit dem Verteidigen beschäftigt. Das tat man allerdings recht ordentlich und Abwehrchef Dragovic dirigierte vorbildlich die Abwehr, wodurch man die Flanken von Rapid recht gut verteidigt bekam und auch sonst in der Strafraumverteidigung wenig Fehler beging.
Anpassung der violetten Pressinglinie
Dass man dennoch nach einer Flanke in Rückstand geriet, ist eher dem Faktor „Zufall“ zuzuordnen und Rapid-Stürmer Beljo erzielte ein kurioses Tor, bei dem er mehr oder weniger abgeschossen wurde und der Abpraller ins lange Eck kullerte. Schon zuvor passte Austria-Trainer Helm die erste Pressingline an und schob Gruber etwas weiter nach vorne und gegen den Ball entstand eher ein 4-3-3, wodurch man versuchte, das Abkippen von Grgic zu neutralisieren. Es dauerte etwas, aber nach und nach konnte man den Spielaufbau von Rapid wieder erschweren und dadurch wieder an Mut gewinnen, höher zu attackieren.
Austria-Spiel bleibt hektisch
Man lebte aber zu sehr von den Ballgewinnen und war von diesen abhängig, da man aus dem Spielaufbau heraus zu oft den langen Ball nach vorne wählte. Man versuchte zwar mit Abkippbewegungen von Barry mehr Ruhe ins Aufbauspiel zu bekommen, aber letztlich konnte man zu wenig Lösungen gegen das mannorientierte Pressing von Rapid finden, da man auch dem eigenen Torhüter in der Spieleröffnung zu wenig Vertrauen schenkt, um hier eine Überzahl zu schaffen und diese in Ruhe auszuspielen.
Hoher Flankenfokus in der Offensive
Zumindest konnte man davon einige zweite Bälle sichern und kam so in die gegnerische Hälfte, um dort die Angriffsbemühungen anschließend aufzubauen. Die sahen dann so aus, dass man auf einen enorm hohen Flankenfokus setzte und praktisch alles über die Außenbahnen ging.
Auf der linken Seite war das Pärchen Guenouche und Malone für Durchbrüche zuständig, jedoch mussten sie oftmals recht früh zu Flanken greifen, da sie von den anderen Spielern isoliert waren. Auf der rechten Seite sah dies besser aus, da Fitz als Verbindungsspieler für das Pärchen Ranftl/Gruber fungierte, hier konstant ein „Dreieck“ gebildet wurde und auch der nachstoßende Barry als Anspielstation bereitstand.
Geradliniges Offensivspiel mit klarem Fokus auf Hereingaben
Daher hatte man auch die aussichtsreichsten Durchbrüche über die rechte Seite und man kombinierte sich einige Male recht sehenswert bis in den gegnerischen Strafraum. Der Matchplan in der Offensive war daher recht einfach auszumachen: Flanken, flanken und nochmals flanken. Das kann man beim nächsten Bild recht gut erkennen:
Austria im Angriff, nach einer Verlagerung führt Rechtsverteidiger Ranftl den Ball ins letzte Angriffsdrittel. Die drei Stürmer orientieren sich sofort in Richtung Strafraum und attackieren die Tiefe, wodurch Ranftl de facto keine andere Option übrigbleibt als eine Flanke in den Strafraum zu schlagen.
Flanke führt – fast paradoxerweise – zum Ausgleich
Das Problem an der Sache war jedoch, dass Rapid über zwei großgewachsene und äußerst kopfballstarke Innenverteidiger verfügt, die in der Luft nur sehr schwer zu bezwingen sind. Dazu führt statistisch betrachtet nur ungefähr jede 40. Flanke in einem Spiel zu einem Torerfolg. Die Austria sollte letztlich nach diesem Spiel 32 (!) Flanken in den Strafraum geschlagen haben, bei einem Ballbesitzwert von 43 Prozent. Zum Vergleich, im letzten Spiel gegen Altach schlug man nur 18 Flanken, bei allerdings 63 Prozent Ballbesitz.
Ironischerweise sollte dann eine dieser vielen Flanken dann tatsächlich auch zu einem Torerfolg führen. Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld, schalteten die Violetten schnell um und kombinierten sich gut bis ins letzte Drittel, wo anschließend Malone eine flache Flanke brachte und Gruber dank seines guten Timings vor Raux-Yao zum Ball kam und zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich traf. Damit sollten die Austrianer die Statistik sogar knapp überbieten.
Guter Beginn, schwache Schlussphase im zweiten Durchgang
Der Treffer unmittelbar vor der Halbzeitpause war psychologisch natürlich sehr wichtig und war auch zu Beginn der zweiten Halbzeit zu spüren. Die Gäste kombinierten sich in den ersten Minuten nach dem Wiederanpfiff einige Male gut bis ins letzte Drittel und sorgten so für Gefahr. Dominik Fitz fand dann auch die Topchance auf das 2:1 für die Austria vor, als Malone eine Flanke von Ranftl perfekt auf den nachstoßenden Fitz ablegte und dessen Abschluss aus kurzer Distanz gerade noch entscheidend abgeblockt werden konnte. Darüber hinaus nahm man gegen den Ball einige kleinere Anpassungen vor, mit denen unter anderem Gruber auf das Abkippen von Grgic besser vorbereitet wurde und diesen im Bogen anlaufen sollte, damit er ins Zentrum passen musste.
Austria kassiert neuerlichen Rückstand und musste aktiver werden
Jedoch hatten die Violetten bereits kurz nach der Pause eine Hiobsbotschaft zu verkraften. Abwehrchef Dragovic musste mit muskulären Problemen ausgewechselt und durch Wiesinger ersetzt werden. Genau in dieser Findungsphase der Austria-Abwehr sollte Rapid dann auch das 2:1 erzielen, als nach einer Kombination Seidl plötzlich im Strafraum frei zum Abschluss kam und mit einem satten Schuss die erneute Führung von Rapid erzielte. Danach sollten sich beide Teams zunehmend neutralisieren, wobei die Hütteldorfer auch das Pressing etwas zurückfuhren und die Austria nun gefragt war, das Spiel zu gestalten.
Malone verpasst violetten Matchball…
Man merkte jedoch, dass bei einigen Akteuren zunehmend die Kräfte schwanden und die allgemeine Intensität bei den Violetten abnahm. Trainer Helm versuchte dagegen zu steuern und brachte mit Vinlöf und Huskovic zwei neue Akteure, die für frischen Wind sorgen sollten. Erst in der Schlussviertelstunde sollte die Partie dann wieder deutlich an Fahrt aufnehmen. Zunächst hatte noch die Austria die große Chance auf den Ausgleich, als Malone völlig freistehend aus wenigen Metern den Ball über das Tor schoss. Das sollte allerdings die letzte Möglichkeit für die Violetten im Spiel gewesen sein.
…Sahin-Radlinger verhindert weitere Gegentore
Anschließend wurde offensichtlich, dass man nach einem intensiven Spiel zu wenig noch im Tank hatte, um nochmal eine Spur zuzulegen. Dazu war ein deutlicher Qualitätsabfall nach den Wechseln zu spüren und keiner der frischen Kräfte konnte neue Akzente setzen. Darüber hinaus ließ sich Austria-Trainer Helm auch zu einem eigenartigen Wechsel hinreißen, indem er die beide zentralen Mittelfeldspieler herausnahm und folglich Fitz und Wels die „Doppelsechs“ bildeten. Dadurch ging jegliche Struktur im Spiel verloren und Rapid kam in der Schlussphase zu einer Flut an Torchancen, bei der Torhüter Sahin-Radlinger seine Mannschaft vor weiteren Gegentoren bewahren konnte.
Daniel Mandl (Rapid) & Dalibor Babic (Austria), abseits.at