Die Produktionsgewerkschaft ProGe wirft der Industriellenvereinigung (IV) „Schwarzmalerei“ vor und beurteilt die Lage in der heimischen Industrie weit weniger pessimistisch. „Der ständige Totgesang auf den Standort hat Investoren vertrieben“, sagte ProGe-Vorsitzender Reinhold Binder bei einem Hintergrundgespräch am Dienstag anlässlich der am 19. März mit der Elektro(nik)industrie startenden Frühjahrslohnrunde.
Nicht die gestiegenen Lohnkosten seien der Grund für die schwierige Lage mancher Betriebe, sondern auch Managementfehler. So hätten Unternehmen wie KTM zu hohe Ausschüttungen getätigt und zu wenig in Innovationen investiert.
Die von der IV öfter ins Spiel gebrachte Lohnerhöhungen von 20 Prozent seit 2022 relativiert die Gewerkschaft. Die 20 Prozent entsprächen ziemlich exakt der rollierenden Inflation, während die Inflation für den täglichen Bedarf im selben Zeitraum um 44,7 Prozent gestiegen sei.
Absage an Nulllohnrunde
Dem Wunsch einiger IV-Vertreter nach einer Nulllohnrunde erteilt die ProGe eine klare Absage. Dafür gebe es auch keinen Grund, so Binder mit Verweis auf die Teuerung. Unter dieser würden vor allem Arbeitnehmer mit kleinem Einkommen leiden, daher müsse es natürlich einen Teuerungsausgleich geben.
2,8 Prozent als Basis
Es werde daher keinen Abschluss unter der rollierenden Inflation geben. Diese liegt für den Zeitraum zwischen Jänner 2024 und Februar 2025 bei 2,8 Prozent. „Mehr Wettbewerbsfähigkeit hilft nichts, wenn Mitarbeiter schlecht behandelt und die Umwelt verschmutzt wird“, so Binder.
Die Industrie brauche Spitzenfachkräfte und müsse daher für Arbeitnehmer attraktiv bleiben. Dies gilt auch für die Arbeitszeiten, wo auch wieder über mehr Freizeitausgleich verhandelt werde. Zwei-Jahres-Abschlüsse kann sich Binder zwar auch heuer grundsätzlich wieder vorstellen, ob der volatilen Lage seien aber eher Einjahresabschlüsse zu bevorzugen.
Insgesamt geht es bei der Frühjahrslohnrunde um rund 130.000 Beschäftigte in den fünf Industriebranchen Elektro- und Elektronikindustrie, Chemische Industrie, Glasindustrie, Papierindustrie und Textilindustrie.