Rund 20.000 Unternehmen haben in der Corona-Pandemie bei ihren Hausbanken Überbrückungskredite (3,5 Milliarden Euro) aufgenommen. Für sie stellt die staatliche Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) eine Insolvenzabsicherung in Form von Garantien zur Verfügung. Der Unternehmensberater Gerald Zmuegg geht davon aus, dass etwa zehn Prozent bzw. zumindest 300 Millionen Euro an Krediten von den Unternehmen nicht zurückgezahlt werden können. 140 Millionen Euro Kredite gelten bereits als „ausgefallen“.
Zmuegg berät 253 Unternehmen, darunter auch das Salzburger Trachtenmoden-Unternehmen Gössl.
Gössl steht mit seinen 35 Geschäften und 113 Mitarbeitern kurz vor der Insolvenz, weil die Hausbank vorzeitig Kredite in Höhe von 3,4 Millionen Euro fällig gestellt hat. „Es kann nicht sein, dass im Falle eines Konkurses der einzige Gewinner die Bank ist“, sagt Zmuegg. „Wenn wir keine Lösung mit der Bank erzielen, werden wir rechtliche Schritte gegen die Bank einleiten.“
Die Vorgeschichte
Gössl war vor der Pandemie wirtschaftlich gesund. Doch durch die Corona-Lockdowns hat es Verluste in Höhe von 9,9 Millionen Euro geschrieben, Gössl aber hat nur 5,9 Millionen Euro Corona-Hilfen erhalten.
„Die Lücke hat anders gedeckt werden müssen, dazu wurden Überbrückungskredite mit aws-Garantie aufgenommen“, sagt Zmuegg. Gössl habe die Kredit-Bedingungen akzeptiert, obwohl nach dem ersten Lockdown klar war, dass die Rückzahlung „so nicht funktionieren“ werde. „Die Bank hat einen Interessenskonflikt, weil sie die aws-Garantien nur in Anspruch nehmen kann, wenn das betroffene Unternehmen in den Konkurs geht“, sagt der Berater. Das Unternehmen sei, nachdem die Bank zwei Mal den Kredit gestundet hat, an die Sanierungsabteilung der Bank übergeben worden.
Kontinuierlich der Druck erhöht
„Es wurde kontinuierlich der Druck erhöht und Gössl hatte mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen“, sagt Zmuegg. „Aus heutiger Sicht hat das Unternehmen einen vernünftigen Geschäftsgang, leidet aber an den Altlasten aus der Corona-Zeit.“
„Bis in den Sommer 2024 wurde mit der Bank eine Laufzeitverlängerung und eine mögliche Umschuldung verhandelt, leider bisher ohne positives Ergebnis“, heißt es weiters. „Die Bank weigerte sich auf die vom Staat gegebene Garantie zu verzichten und selbst Risiko zu übernehmen.“ Die Bank habe die Kredite Anfang September vorzeitig und ohne Not fällig gestellt. Die aws-Haftungen laufen aber noch bis 31. Dezember 2024 und die Garantien hätten von der Bank noch bis 30. Juni 2025 gezogen werden können. Zugleich wurden Konten mit liquiden Mitteln in Höhe von 400.000 Euro gesperrt.
Geschäfte geöffnet
„Hier hat man Gössl einen wesentlichen Zeitrahmen genommen, um Gespräche zu führen, um alternative Lösungen zu finden“, sagt Zmuegg. „Einerseits geht es um Laufzeitverlängerungen, was die Bank aber ablehnt, andererseits darum, dass die Politik Maßnahmen setzt.“ Nachsatz: „Gössl wird völlig schuldlos in die Insolvenz gedrängt.“ Anfang Dezember soll Insolvenz angemeldet werden. „Unsere Geschäfte sind geöffnet und werden weiterhin offenbleiben“, sagt Maximilian Gössl. „Die Marke Gössl wird es weitergeben.“