Zusammenfassung
- Trump ließ den polnischen Präsidenten Duda 1,5 Stunden warten und widmete ihm weniger als zehn Minuten.
- Duda versuchte, den Besuch als erfolgreich darzustellen, trotz der Demütigung und geringen Gesprächsdauer.
- Polen sieht sich durch Trumps Politik gegenüber Russland und der Ukraine in einer schwierigen sicherheitspolitischen Lage.
Der polnische Präsident Andrzej Duda wollte um jeden Preis der erste europäische Staatsmann sein, der sich mit dem neuen US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump trifft.
Die beiden Staatsmänner pflegten schon während Trumps erster Amtszeit (2017-2021) eine enge Beziehung. Duda schien einen exklusiven Zugang zum amerikanischen Präsidenten zu haben, stattete diesem sogar während dessen Wahlkampf im vergangenen Jahr demonstrativ einen Besuch ab. Nichts deutete darauf hin, dass Dudas letzter Besuch in einem Fiasko enden könnte.
Trump ließ Duda 1,5 Stunden zappeln
Wie nun bekannt wurde, ließ Trump seinen polnischen Gast am 22. Februar eineinhalb Stunden warten – bevor er ihm weniger als zehn Minuten für ein Gespräch widmete. TV-Kameras hielten während einer Live-Übertragung fest, wie Duda im VIP-Salon zappelt, nervös umhergeht.
Dabei fand das Treffen, wie das üblich wäre, nicht mal im Weißen Haus statt, sondern am Rande der rechtskonservativen CPAC-Konferenz in der Nähe von Washington.
Duda für Trump bloß eine „lame duck“?
„Es war eine Demütigung und eine kalte Dusche für den polnischen Präsidenten“, schrieb die seriöse polnische Tageszeitung Rzeczpospolita. Trump habe Duda so behandelt, als wäre er eine „lahme Ente“, ein Politiker, der keine Macht und keinen Einfluss mehr in seinem Land hätte.
„In der neuen Welt von Donald Trump ist Polen aus der amerikanischen Sicht kein Thema, geschweige denn ein Schlüsselspieler in Europas Politik“, schreibt die Zeitung.
Duda machte eine gute Miene zum bösen Spiel
Allerdings versuchte Duda auf der Pressekonferenz nach dem Treffen mit Trump den Eindruck zu erwecken, dass der Besuch dennoch erfolgreich war. Er erklärte, dass die USA planen, ihre Truppenpräsenz in Polen zu verstärken und nicht zu verringern, und dass Trump ihm gesagt habe, er solle sich „keine Sorgen machen“, da Polen einer der treuesten amerikanischen Verbündeten sei, berichtet Deutsche Welle. Duda nannte Trump einen „fantastischen Mann“ und lobte ihn dafür, dass 84 Prozent der in den USA lebenden Polen ihn gewählt hätten.
Der Pole vermied jegliche Kritik an seinem US-Amtskollegen. Und der Chef seines Kabinetts, Marcin Mastalerek, erklärte nach Dudas Rückkehr aus Washington: „Wir haben alles erreicht, was wir wollten.“ Er behauptete, das Treffen sei „sehr gut“ gewesen. Auch der Direktor des Polnischen Instituts für Internationale Beziehungen (PISM), Jaroslaw Cwiek-Karpowicz, verteidigte Duda und betonte, dass das Treffen wichtig war, da „bei Trump jede Sekunde entscheidend ist“.
Polen befindet sich in einer undankbaren Situation
Für viele ist Dudas Besuch bezeichnend für das Dilemma, in dem sich Polen derzeit befindet. Als Staat am östlichen Flügel der NATO sieht Polen in den USA die wichtigste, wenn nicht die einzig zuverlässige Garantie seiner Sicherheit. Gleichzeitig unterstützt Polen die Ukraine vom ersten Tag an in ihrem Kampf gegen Russland – egal wer in Warschau gerade an der Macht ist. Denn in Polen werden die imperialistischen Pläne von Wladimir Putin als existenzielle Bedrohung wahrgenommen.
Der neue Trump-Kurs in Richtung der Ukraine und seine versöhnlichen Gesten gegenüber Putin verursachen Bedenken in Polen. Trumps Nähe zu Russland und seine Kritik an der Ukraine bringen die nationalkonservative Regierungspartei PiS in eine unangenehme Lage – zwischen der Bewunderung von Trump und der Loyalität gegenüber der Ukraine.