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Trump packt die Zollkeule aus

von Max

Donald Trump ist ein Mann der großen und größten Worte. Am Tag seines Amtsantritts nannte er den 20. Jänner 2025 den „Tag der Befreiung“ Amerikas. Nun soll der 2. April der nächste „Tag der Befreiung“ sein – also Mittwoch kommende Woche. Für diesen Tag hat der US-Präsident 25 Prozent Importzölle auf Autos und Autoteile aus aller Welt verhängt, will aber offenbar auch die Pharma- oder Halbleiterindustrie mit entsprechenden Abgaben treffen. 

Autohersteller würden dann vermehrt in den USA produzieren, um den Zöllen zu entgehen. Also Jobs schaffen und Amerika wieder groß machen, so Trumps Traum. Der Chef des kanadischen Verbands der Autoteilehersteller APMA, Flavio Polpe, reagierte, indem er sagte: China träume davon, „die amerikanische Autoindustrie so schnell und so entschlossen zu schädigen, wie es Trump androht“. 

Was genau hat Trump verordnet?

Der US-Präsident verlangt ab kommender Woche auf Autos, die nicht in den USA gefertigt werden, einen Einfuhrzoll von 25 Prozent. Entweder wird der Zoll in Form einer Preiserhöhung an die Kunden in den USA weiter gereicht oder die Hersteller müssen auf ihre Marge verzichten. Betroffen sind Pkw, leichte Nutzfahrzeuge, SUV und „wichtige Autoteile“ zu denen „Motoren, Getriebe, Teile des Antriebsstrangs und elektrische Komponenten“ gehören.

Wie reagiert die EU?

Die EU will Gegenmaßnahmen prüfen, denn die bisherigen Verhandlungen mit Washington und der Aufschub der bisher schon angekündigten Vergeltungszölle auf Mitte April haben nichts gebracht. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic war dieser Tage in Washington, habe aber kein Entgegenkommen seiner Gesprächspartner verspürt, schreibt das „Handelsblatt“. Das liege vor allem daran, dass die Entscheidung über die Zölle direkt im Weißen Haus getroffen wurde.

Das Hauptproblem möglicher Gegenmaßnahmen der EU ist aber, dass diese „Auge-um-Auge, Zahn-um-Zahn“-Logik eigentlich nur Verlierer kennt und ein echter Handelskrieg droht. Warum? Die EU exportiert Autos und Teile im Wert von rund 40 Milliarden Euro in die USA. Gegenzölle auf US-Exporte nach Europa müssten daher weit über den Automarkt hinaus gehen und beispielsweise US-Tech-Konzerne treffen. Denn die US-Autoexporte nach Europa machen lediglich ein Volumen von neun Milliarden aus.

Wirkt Trumps Zollpolitik?

Verschiedenste Autobosse in den USA und Europa haben Trump bereits im Vorfeld seiner Entscheidung vor dem immensen Schaden, den die Zölle in der global vernetzten AUtoindustrie anrichten werden, gewarnt. Einzelne Hersteller überlegen aber tatsächlich, künftig mehr in den USA zu produzieren. Schließlich ist der US-Markt riesig und den Zöllen können sie so entgehen. Hyundai ist so ein Beispiel. Erst am Montag hat der südkoreanische Konzern angekündigt, in den kommenden Jahren 21 Milliarden Dollar in den USA investieren zu wollen. Seit 1986 habe sein Unternehmen bereits 20 Milliarden in den USA investiert, sagte Hyundai-Chef Euisun Chung bei einer Pressekonferenz mit Trump.

Was sagen die österreichischen Branchenvertreter?

Hansjörg Tutner, Vize-Obmann der Fahrzeugindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich, erinnert an die schwierige wirtschaftliche Situation der Branche und wünscht sich eine Verhandlungslösung für einen „fairen transatlantischen Handel“. „Wir wollen auch in Zukunft Kunden in den USA mit unseren hochwertigen Produkten beliefern können.“

Tutner rechnet vor: „Österreich hat 2024 Fahrzeuge und Motoren im Wert von 2,8 Milliarden Euro in die USA exportiert. Der Warenwert der Importe nach Österreich in diesem Bereich hat 0,8 Milliarden Euro betragen. Dieser funktionierende Außenhandel sollte nicht aufs Spiel gesetzt werden. Es wäre wichtig, dass die EU und die USA im Dialog rasch eine Lösung finden, um Zölle und andere negative Folgen eines Handelskonfliktes zu vermeiden.“ 

Was sagen deutsche Hersteller?

Hauptbetroffen wären Mercedes, Volkswagen und BMW, sagen Fachleute. Sie haben zwar Werke in den USA für den Export nach Europa, produzieren aber auch in Deutschland oder Mexiko für den US-Markt. Damit sind sie von den Zöllen auf jeden Fall betroffen.
 

Das Beispiel  BMW zeigt: Das weltgrößte Werk ist in Spartanburg (South Carolina). Der Münchner Autobauer  verhält sich also ganz im Trumpschen Sinn.  Aber: Rund die Hälfte der Produktion (vor allem SUV) bleibt in den USA, die andere Hälfte wird von Spartanburg aus exportiert. Die BMW-Limousinen werden zur Gänze importiert. BMW muss also blechen.

Auch Mercedes-Chef Ola Källenius warnte vor der ökonomischen Belastung für Handelsströme die in beide Richtungen – USA und EU – gingen. „Wir importieren und exportieren in alle Richtungen“, sagt er mit Verweis auf Werke in den USA, China und Europa.

Was sagen Experten?

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Kearney sind durch die US-Zölle 25.000 Jobs in Europa in Gefahr und den europäischen Herstellern drohen Verluste von 3,2 bis 9,8 Milliarden Dollar, je nachdem, wie hoch die Zölle letztlich wirklich ausfallen und ob die Autobauer die zusätzlichen Kosten auf die Käufen umlegen können oder nicht.

„De facto erpresserisch“

WIFO-Außenhandelsexperte Harald Oberhofer sagt zum KURIER: „Trump geht auf Autos los, weil sie sehr symbolträchtig sind und unter den drei wichtigsten EU-Exportprodukten rangieren. Das ist eine Eskalation, die wir so noch nicht hatten. Hauptbetroffen sind aber Kanada und Mexiko.“

An eine Verhandlungslösung mit Trump glaubt Oberhofer nicht: „Will er überhaupt verhandeln? Über die Zölle bricht er einen Standortwettbewerb vom Zaun, der nicht nach fairen Reglen abläuft und de facto erpresserisch ist.“

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