Einen Monat Aufschub hatte Donald Trump den Nachbarstaaten Kanada und Mexiko gewährt. Jetzt aber, am 4. März, will der US-Präsident ernst machen – und beide Staaten mit den angekündigten Strafzöllen eindecken. Von Tarifen in der Höhe von jeweils 25 Prozent auf Importe in die USA war die Rede – doch ganz so schlimm dürfte es nun doch nicht kommen.
Bis zu letzten Minute versuchten Verhandler aus Mexiko und Kanada mit der Trump-Administration noch Zugeständnisse herauszuholen. Und von dort hieß es: „Es laufen Gespräche mit China, Mexiko und Kanada“, sagte ein Beamter des Weißen Hauses gegenüber der Agentur Reuters. „Wir haben das Migrationsproblem gut im Griff, aber es gibt immer noch Bedenken hinsichtlich der anderen Frage der Fentanyl-Todesfälle.“
Mexiko hat auf Druck Trumps die Grenzbewachung massiv verschärft, um die illegale Immigration in die USA einzudämmen. Zudem hat Mexiko in der Vorwoche fast 30 verurteilte Häftlinge an die USA ausgeliefert, darunter einen Drogenboss, der schon 1985 wegen Mordes an einem Agenten der US-Drogenbekämpfungsbehörde verurteilt worden war.
Mehr als 70.000 Drogentote
Doch Trump beißt sich an der hohen Todeszahl an Amerikanern fest, die an der Droge Fentanyl starben. „Aus Mexiko und Kanada strömen nach wie vor Drogen in sehr hohen und nicht hinnehmbaren Mengen in unser Land“, schrieb der Republikaner auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social.
Nach Angaben der Centers for Disease Control starben 2023 in den USA 72.776 Menschen an synthetischen Opioiden, hauptsächlich an Fentanyl.
Zoll- und Grenzschutzbeamte haben im Jänner 2025 an der Südwestgrenze der USA fast 500 kg Fentanyl konfisziert, 50 Prozent weniger als im Vorjahr, aber immer noch genug, um viele Millionen Amerikaner zu töten, sagte der Beamte des Weißen Hauses.
Dass Kanada und Mexiko deswegen abermals einen Zoll-Aufschub erhalten würden, galt als unwahrscheinlich. Erwartet wurden aber wesentlich niedrigere Zollsätze als die angedrohten 25 Prozent.
China wiederum muss am Dienstag mit Gewissheit mit neuen Strafzöllen rechnen. 10 Prozent Zoll auf alle Importe in die USA – zusätzlich zu den 10-prozentigen Zöllen, die Trump bereits kürzlich verhängt hat.
Chinesischer Container-Frachter
„Entweder sie streichen die Subventionen und stellen die Herstellung dieser Inhaltsstoffe aus Fentanyl ein, oder Trump erhebt Zölle darauf“, warnte US-Handelsminister Howard Lutnick in einem Gespräch mit der Financial Times.
Fast 300 Milliarden Dollar Handelsdefizit
China hat sofort angekündigt, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um seine Interessen zu verteidigen. Peking hatte vergangene Woche bekannt, dass es die Kontrollen für Vorläuferchemikalien und fentanylähnliche Substanzen verschärft habe. Verhandlungen mit dem Weißen Haus gab es aber nicht. Die chinesischen Gegenzölle könnten vor allem auf amerikanische Agrarprodukte abzielen – das würde die USA schmerzen. China ist der größte Absatzmarkt für US-Agrarprodukte.
Im Vorjahr beliefen sich die US-Importe aus China auf 439 Milliarden Dollar, die US-Exporte nach China beliefen sich hingegen nur auf 143,6 Milliarden Dollar – womit das US-Handelsdefizit gegenüber der Volksrepublik fast 300 Milliarden Dollar betrug.
Im Jänner stieg das US-Handelsgüterdefizit auf einen Rekordwert, da Unternehmen im Vorfeld der voraussichtlichen Einführung von Zöllen durch Präsident Trump ofenbar Vorräte an ausländischen Produkten und Metallen aufkauften. Die Lücke zwischen Exporten und Importen von Waren ist im Vergleich zum Vormonat um mehr als 25 Prozent auf 153 Milliarden Dollar gestiegen.