Im selben NBC-Interview, in dem Donald Trump dem Iran ganz offen mit Bombardements drohte, sollte die Regierung in Teheran sich mit Washington über sein Atomprogramm einigen, zeigte der US-Präsident sich äußerst verärgert über das Verhalten des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Er sei „sehr verärgert und stinksauer“ („pissed off“) über Putin, sagte Trump in einem am Sonntag ausgestrahlten Gespräch mit dem Nachrichtensender. Zugleich drohte Trump mit zusätzlichen Zöllen auf russisches Öl und kündigte für die nächsten Tage weitere Gespräche mit Putin an.
Trump kritisierte konkret, dass Putin die Glaubwürdigkeit des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij infrage gestellt habe. Diese Bemerkungen gingen nicht in die richtige Richtung. Trump bemüht sich derzeit, eine Waffenruhe zwischen Putin und Selenskij zu vermitteln. Selenskij hatte dem US-Vorschlag einer 30-tägigen Waffenruhe zugestimmt, doch stellte Putin dafür Bedingungen.
Der US-Präsident ließ offen, wann er genau noch einmal mit Putin reden wolle. Zuletzt hatten sie am 19. März telefoniert. Der Teil des NBC-Interviews zu Putin wurde von einem Account des Weißen Hauses auf der Plattform X gepostet.
Trump rief Journalistin an
Die NBC-Journalistin Kristen Welker berichtete, Trump habe sie angerufen und seinen Ärger deutlich gemacht. Wenn er mit Russland keine Einigung über ein Ende des Blutvergießens in der Ukraine erzielen könne, „und wenn ich glaube, dass es Russlands Schuld war – was vielleicht nicht der Fall ist -, aber wenn ich glaube, dass es Russlands Schuld war, dann werde ich Sekundärzölle auf Öl erheben, auf alles Öl, das aus Russland kommt“.
Das könnte Moskau den Export erschweren und seine Deviseneinnahmen schmälern. Zu Russlands großen Abnehmern gehören unter anderem Indien und China – neue Zölle würden daher vermutlich zu großen wirtschaftlichen Verwerfungen führen. Die Zölle würden demnach 25 Prozent betragen und könnten jederzeit kommen. Trump hatte zuletzt gegen Venezuela sogenannte sekundären Zölle angekündigt. Diese Strafzölle soll demnach jedes Land zahlen, das Öl oder Gas aus Venezuela bezieht.
Selenskij hatte mehr Druck auf Russland gefordert
Selenskij forderte am Samstag in seiner abendlichen Videobotschaft zu mehr Druck auf Russland auf, um Moskau zur Zustimmung zu einer bedingungslosen Waffenruhe zu bewegen. „Der amerikanische Vorschlag für eine bedingungslose Waffenruhe liegt nun schon zu lange auf dem Tisch, ohne dass Russland angemessen darauf reagiert hätte“, sagte er. „Es könnte bereits eine Waffenruhe geben, wenn echter Druck auf Russland ausgeübt würde“, fügte er hinzu. Er dankte den Ländern, „die das verstehen“ und den Druck auf den Kreml durch Sanktionen erhöht hätten.
Vertreter der USA hatten in den vergangenen Wochen Gespräche über eine mögliche Waffenruhe mit Delegationen aus Russland und der Ukraine geführt. Dabei gab es den Verhandlungsteilnehmern zufolge Einigungen über eine Feuerpause im Schwarzen Meer und für Angriffe auf Energieanlagen. Beide Seiten werfen sich jedoch auch in diesen Bereichen weiterhin Angriffe vor und beschuldigen den jeweils anderen, die Friedensbemühungen zu sabotieren.