Ein Grund: Auf dem reichweitenstarken Portal X (früher Twitter) lässt Besitzer Elon Musk Verschwörungserzähler ungestraft weiter an der Geschichte stricken.
Was Trump und Vance dazu anstachelt, ihren migrantenfeindlichen Äußerungen noch eins draufzusetzen. Umfragen haben ergeben, dass 70 Prozent der Trump-Anhänger die Mär von den Katzenfressern glauben.
Der Kern geht dabei verloren: Das lange Jahre darbende Springfield, schlechte Ökonomie, viele Wegzüge, erlebte zuletzt einen Boom. Maßgeblich ausgelöst durch rund 15.000 in kurzer Zeit zugezogene Haitianer, die in den Fabriken als „sehr, sehr hart arbeitende Menschen“ (Gouverneur DeWine) gern gesehen sind, die Geschäfte und Restaurants eröffnet haben.
Allein, die Infrastruktur des Städtchens, das bei Trumps Ausscheiden aus dem Amt 2021 weniger als 60.000 Einwohner besaß, kommt da nicht mit. Ergebnis: Wohnungsmangel, Engpässe beim Arzt-Besuch, fehlende Plätze in Kitas und Schulen. Konsequenz: Unmut in der Stammbevölkerung, die für einwanderungskritische Töne, wie Trump sie seit Monaten kultiviert, empfänglich ist.
Fake News
Als dann plötzlich im August durch einen von einem Haitianer verursachten Auto-Unfall ein Kind in einem Schulbus starb, lief das Fass über. Vize-Präsidentschaftskandidat J.D. Vance erklärte, der Junge sei „ermordet“ worden. Dass die Eltern des elfjährigen Aidan sich verbitten, ihren Sohn als „politisches Werkzeug“ zu benutzen, ging beinahe unter. Ebenso, dass Bürgerin Erika Lee öffentlich zurückruderte. Sie war es, die zuerst in sozialen Medien kundtat, dass Haitianer anderr Menschen Haustiere verspeisten. Jetzt stellte sich heraus: Eine Nachbarin hatte es ihr erzählt. Aus eigener Anschauung wusste sie gar nichts. Den von ihr ausgelösten Tsunami falscher Nachrichten bereut sie heute zutiefst.
Das Weiße Haus warnt. Desinformation, sagt Regierungssprecherin Karine Jean-Pierre, die selbst haitianische Wurzeln hat, „kann gefährliche Konsequenzen haben“.