Denn ausgerechnet der Ex-Militär hatte die wenig glorreiche Idee, eine Chatgruppe auf der – relativ sicheren, aber dennoch offenen – Plattform Signal zusammenzustellen, wo unter anderem auch Verteidigungsminister Pete Hegseth geheime Informationen austauschte.
In die Gruppe war irrtümlicherweise auch ein Journalist gerutscht.
Der konnte anfänglich gar nicht glauben, dass es sich bei dieser Chatgruppe um echte Personen handelte – so brisant waren die besprochenen Informationen: nämlich US-Angriffspläne gegen Ziele der Huthi-Milizen im Jemen. Der Angriff fand tatsächlich statt.
Härte gegen Russland
Doch obwohl damit nicht nur Waltz, sondern auch Verteidigungsminister Hegseth gegen alle nur erdenklichen Sicherheitsregeln verstießen, muss nur der Nationale Sicherheitsberater büßen. Hinter dem Rauswurf aus dem innersten Machtkreis rund um Trump scheint deshalb mehr zu stecken: Ein Machtkampf zwischen den Anhängern einer harten Linie gegenüber Russland, China und dem Iran sowie jenen MAGA-Leuten, die einen sanfteren Kurs gegenüber Moskau bevorzugen. Waltz gehörte zum Lager der Anti-Russland-Falken, einer, der stets zu härterem Vorgehen gegenüber Moskau drängte. Mehrmals hatte er noch schärfere Sanktionen gegen Moskau eingefordert.
Damit kam der Sicherheitsberater einigen der engsten Getreuen rund um Trump in die Quere, darunter seiner Kabinettschefin sowie seinem Vize JD Vance. Der findet, die USA sollten sich vor allem um sich selbst kümmern und die Ukraine den Europäern, von denen Vance überdies wenig hält, überlassen. Vance und Co. setzten sich durch – Waltz zog den Kürzeren.
Zuvor hatte Waltz bereits sechs seiner wichtigsten Mitarbeiter verloren – und das nur nach der Intervention der rechtsextremen, aber bei Trump immer auf ein offenes Ohr stoßende Influencerin Laura Loomer. Sie hatte wohl beim US-Präsidenten den Eindruck geweckt, dass Waltzs Team „illoyal“ sei, gegen Waltz selbst teilte sie auch immer giftig aus.
Der Nachfolger
Waltzs Posten im Sicherheitsrat wird vorübergehend Außenminister Marco Rubio mit übernehmen – als möglicher Nachfolger wird Steve Witkoff gehandelt.
Der Mann, der für die USA die Gespräche mit Moskau führt und mit Israel über Gaza verhandelt, rückte zuletzt immer näher an den engsten Machtzirkel um dem US-Präsidenten heran.
Für Europa kann das gröbere Folgen haben: Der Nationale Sicherheitsrat ist das Herzstück der Koordination von Sicherheits- und Außenpolitik der USA, hier laufen die Fäden zusammen. Wer sie letztendlich zieht, bestimmt auch den Kurs gegenüber Europa. Der nun geschasste Mike Waltz hatte sich zwar stets über die zu geringen Verteidigungsausgaben der europäischen NATO-Partner beschwert, doch er galt als ein überzeugter Transatlantiker.
Sollte nun Witkoff übernehmen, steht möglicherweise in Strategiewechsel bevor: Dann leitet ein Trump-Getreuer den Sicherheitsrat, der mit Moskau wesentlich besser kann als als Waltz. Witkoff hat den russischen Präsidenten in den vergangenen Woche bereits vier Mal im Kreml getroffen. Gegenüber der Ukraine hatte sich der mögliche künftige Sicherheitsberater hingegen viel verhaltener gezeigt.