Kult-Moderator Peter Rapp ist tot. Der Publikumsliebling, der bereits seit längerer Zeit mit gesundheitlichen Problemen kämpfte, starb im Alter von 81 Jahren.
Nachruf auf TV-Urgestein Peter Rapp
Es gab eine Zeit, in der Fernsehen ohne Peter Rapp nicht vorstellbar war. In den 1980er-Jahren war er das omnipräsente Bildschirmgesicht im ORF. Oder, wie es damals hieß, FS1 und FS2. Er moderierte damals gefühlt alles, das Spaß machte. Die Talentshow „Die große Chance“. Die Musikwunsch-Sendung „Wurlitzer“. Die Spendengala „Licht ins Dunkel“. Die Missgeschick-Sammlung „Hoppala“. Und schließlich, schon Anfang der 90er, den Städte-Wettbewerb „Wer A sagt“.
In dieser Show zeigte sich auch, wie sehr Peter Rapps Anblick von den Seherinnen und Sehern als unveränderlich angesehen wurde. Da rasierte er sich einmal seinen ikonischen Bart ab und das Land war verwirrt bis verstört. In der nächsten Show hatte er wieder ein behaartes Kinn und die Welt war in Ordnung.
Nachkriegskind
Peter Rapp wurde am 14. Februar 1944 in Wien geboren – gerade noch vor einem Bombenangriff. Das Fernsehen hat ihn schon sehr früh angezogen, buchstäblich: Nahe seiner Wohnung in der Wiener Innenstadt standen vor den Columbiastudios die Übertragungswagen des ORF. Dort, so erzählte Rapp, zog er sich als kleiner Bub hoch, um durch die Fenster die bewegten Bilder zu sehen, die ihn so faszinierten. Er beschrieb sich als ein Straßenkind des ersten Bezirks, das sich auch Jagden mit der Polizei geliefert hat. Nebenbei war er Ministrant im Stephansdom. Er war übrigens auch Sängerknabe – da wurde er jedoch rausgeschmissen.
Seinen ersten Auftritt im Fernsehen hatte Peter Rapp bereits vor über 60 Jahren, 1963 als Sänger in der Sendung „Leute von Heute“. Nach dem Militärdienst arbeitete er für die Tageszeitungen „Krone“ und „Express“, trat aber auch als Rock’n’Roll-Sänger auf. Die Musik war für ihn das gewählte Medium der Rebellion.
Vom Radio zum TV
1967 wurde er Radiosprecher bei Ö3, aber schon ein Jahr später lockte wieder die Kamera: Er wurde Präsentator der für den ORF einen ungeahnten Sprung in den Zeitgeist darstellende Pop-Sendung „Spotlight“, die bis 1978 Auftritte und auch schon Musikvideos von internationalen Bands zeigte. Und nicht zuletzt die Austropopwelle ins Rollen brachte.
Er war drei Mal verheiratet, während der Ehe mit Sissy Löwinger war er auch Ensemblemitglied in ihrer Familienbühne. Von seinen drei Kindern zog es Roxane auch ins Rampenlicht, sie wurde 2014 „Dancing Star“.
Nach den starken 80ern – mit „Hoppala“ hatte Rapp heute illusorische Quoten von bis zu 3,6 Millionen Zuschauern – sah man Rapp in der „Vorabend-TV-Illustrierten“ „Willkommen Österreich“ – als der Titel von Satire noch eher weit entfernt war. Drei Jahre, bis zum Jahr 2000, kürte er schließlich in der gleichnamigen Show mit Martina Rupp zusammen den „Champion“. Absolute Lampenfieberlosigkeit zeichnete ihn aus, und die Bereitschaft, jeden Showblödsinn spontan oder nicht spontan mitzumachen.
Selbstironie
Kultig wurde Rapp aber dann wieder durch eine Kuriosität namens „Das Millionenrad“, später „Die Brieflos-Show“ – eigentlich eine Werbesendung für die Lotterien. Hier zeigte sich, im wenig glamourösen Umfeld weit weg vom Samstagabend-Studio, das Talent des Peter Rapp in seiner kondensierten Form. Hier hatte er für ausfallende Technik, einsilbige, wahnsinnig aufgeregte Studiogäste, deren Namen er mitunter verwechselte, und immer wieder enttäuschend kleine erspielte Beträge nur seine Schlagfertigkeit als Hilfe. Und sie reichte 28 Jahre lang.
Auch die Ironie des Engagements verhehlte er nicht, musste Rapp doch unter anderem wegen Glücksspielsucht 1997 Privatkonkurs anmelden. Er schonte in der Show auch sich selbst nicht mit seinem Humor: Was er mit einem Lottogewinn machen würde, wurde er gefragt. Seine Schuldner ausbezahlen, sagte er. „Und der Rest“, wurde nachgefragt. „Die müssen warten“. „Mein Job ist zu moderieren, und ich war da nicht heikel“, sagte Peter Rapp also nicht ohne Grund.
Dreimal (1997, 1999, 2013) bekam er die ROMY als bester Show-Moderator, auch das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um Wien und um die Republik wurden ihm überreicht.
An seinem heutigen Todestag huldigte auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen dem Entertainer: „Wenige Menschen schaffen es, immer da gewesen zu sein. Als der ‚Showmaster Österreichs‘ war Peter Rapp einer von ihnen. Seine Spontanität, Natürlichkeit und sein Sinn für Humor haben Millionen Österreicherinnen und Österreicher im TV und Radio begeistert. Das bleibt unvergessen.“
Werbung für „Baba“
2020 bekam Rapp mit „Als wäre es gestern gewesen“ seine eigene, mehrmals im Jahr laufende ORF-Nostalgiesendung. Dass er sich vom ORF zuletzt nicht nur gut behandelt gefühlt hat, hat er ab und zu in Witzen thematisiert. „Auf dem Zentralfriedhof bin ich gerne. Da hab ich mehr Freunde als am Küniglberg.“ Stichwort Friedhof und Selbstironie: Vor zwei Jahren überraschte Rapp als Testimonial der Billigschiene der Bestattung Wien (Baba). Er studierte dabei die ikea-ähnliche Bauanleitung eines Sarges.
Für sein Begräbnis hat er sich Jazzmusik gewünscht.