Donald Trump hat die Wahl gewonnen. Aber seine Klimapolitik darf nicht gewinnen.
Die letzten Wochen waren hart. Es bleibt kaum noch Zeit, sich von den Katastrophennachrichten zu erholen. In Valencia kamen aufgrund von nicht enden wollenden Regenfluten mindestens 220 Menschen ums Leben, Dutzende werden noch vermisst. In Deutschland zerbricht die Ampelregierung, die Freude der AfD auf die nun bevorstehenden Wahlen ist unverhohlen. In der Ukraine wird die Intensität der Kämpfe wieder härter. Von Israel will ich gar nicht anfangen. Doch über allem steht: Trump.
Und Trump wiederum steht für so vieles, was uns in Europa nervös macht. Ihn als Narzissten – der er zweifellos ist – hinzustellen, reicht nicht aus. Das, was er betreibt, ist nicht nur menschen-, sondern auch wissenschaftsfeindlich. Den Klimawandel so aktiv anzuzweifeln als einer der mächtigsten Menschen der Welt, ist brandgefährlich im wahrsten Sinn des Wortes.
Trump will aus Pariser Klimaabkommen aussteigen
Kaum zum US-Präsidenten gewählt (übrigens mit beeindruckender Mehrheit), lässt Trump bereits verkünden, aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen sowie einige Nationalparks verkleinern zu wollen, damit mehr Bohrungen und Bergbau möglich sind.
Seit ich mich erinnern kann, hatte ich immer so irgendwie ein bisschen Hoffnung, dass nicht die ganz schlimmen Typen regieren. Dass es ja doch Verständnis über die Klimakatastrophe gibt – manchmal mehr, manchmal weniger.
Gut, als im September in Österreich das Hochwasser Teile von Niederösterreich zerstörte, brachte Kanzler Karl Nehammer nicht über die Lippen, dass diese Extremwetterereignisse ziemlich sicher in direktem Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen. Aber was will man auch von der ÖVP erwarten. Wenigstens gibt es hier ein relativ breites Korrektiv, nur eine Partei zweifelt den Klimawandel so wirklich an.
USA zweitgrößter CO2-Emittent
Aber Trump, der ist eine ganz andere Hausnummer – und alles andere als beruhigend. Der Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen ist verheerend. Die USA sind der weltweit zweitgrößte CO2-Emittent. Im Abkommen hatten die USA sich auf eine Minderung der Emissionen um 47 Prozent verpflichtet – fällt die nun weg, hat das intensive Auswirkungen auf die globale CO2-Reduktion. Nur China emittiert noch mehr CO2 als die USA, hat aber auch mit knapp zwölf Prozent ein deutlich niedrigeres Reduktionsziel vereinbart.
Es ist davon auszugehen, dass durch die Politik, die Trump betreiben will, die Emissionen sogar steigen werden, anstatt zu sinken. Und wir alle wissen: Klima endet nicht bei der Ländergrenze, sondern ist global. Das heißt, auch die nun sich verändernde Politik der USA wird globale Auswirkungen haben.
Ich habe gerade nicht die Energie, kämpferisch dagegen anzuschreiben – noch ist der Schock zu groß. Seit der Wahl verweigere ich konsequent, mir die diversen Zukunfts-Horrorszenarien rund um Trump, und was er machen könnte, durchzulesen. Dass er aus dem Pariser Abkommen aussteigen wird, ist allerdings schon sehr konkret. Ich brauch keine potenziellen Zukunftsvoraussagen, wenn diese ganz konkreten Schritte in der Gegenwart mir bereits so viel Angst machen.
Nach dem Schock kommt die Angst …
Das Ziel des Abkommens, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, erscheint zwar sowieso nicht mehr erreichbar – die 1,5 Grad werden übrigens bereits 2024 geknackt – aber dass man nicht mal die Intention zeigt, am Kampf gegen die Klimakatastrophe teilzunehmen, lässt meinen Magen zu einem kleinen, schmerzhaften Knoten werden.
Man könnte das jetzt einfach hinnehmen als ein „Manche lernen es halt einfach nicht, was soll man machen“. Aber wir reden von einem der mächtigsten Männer der Welt. Der nicht nur die Wissenschaft anzweifelt, sondern aktiv gegen deren Erkenntnisse vorgeht. Das ist nicht mehr nur Dummheit, das ist purer Menschenhass.
Mir geht’s grad nicht gut damit. Ich habe Angst, Angst um die, die nach mir kommen, Angst um diesen Planeten. Angst, dass die, die wirklich etwas bewegen könnten, jetzt alle umfallen wie Dominosteine – weil wenn die USA nix machen, wieso sollten wir? Ich weiß, dass diese Angst teilweise irrational ist. Seit Jahren hören wir, dass es fast schon zu spät ist, um die größten Katastrophen, die uns bevorstehen, abzuwenden. Und dann zu sehen, dass jemand, der wirklich brutal viel Macht und Handlungsspielraum hat, uns wieder vier Jahre kosten wird, stresst mich.
… aber nach der Angst kommt die Wut.
Ich kenne mich: Sobald die Angst vorbei ist, werde ich eine Höllenwut bekommen auf diesen dummen Narzissten. Er steht für alles, was ich verabscheue, von seinem Umgang mit Frauen über die im geschmacklos goldenen Badezimmer gestapelten Geheimakten bis hin zu seinen blanken Lügen, die Hass gegen Migrant:innen schüren sollen. Aber die größte Wut habe ich, dass er es geschafft hat, dass die Klimazweifler:innen sich überlegen fühlen.
Es fühlt sich grad an, als ob die Welt bald untergeht. Das wird nicht so sein, weder morgen noch in den nächsten Jahren. Aber es ist belastend, dass wir wieder eine Amtszeit eines US-Präsidenten länger so wenig Hoffnung haben können. Wenn ihr euch ähnlich fühlt, ihr seid nicht allein.
Wie gesagt: Auch meine erste Reaktion auf die Wahl war, dass ich keine Nachrichten lesen und mich nicht damit befassen wollte. Ich wollte nur noch auf mein engstes Umfeld schauen und Freude an den kleinsten Dingen finden. Ich war nicht die Einzige. Rund um mich verfielen in diesem ersten Schock viele in dieses neue Biedermeier.
Diese Stimmung hält auch immer noch an. Aber irgendwann wird sie kommen, die Wut, irgendwann werden wir unsere Wunden nach dem Schock fertig geleckt haben und wieder ins Tun kommen. Und dann wird klar sein: Wir dürfen jetzt nicht unpolitisch werden, wir müssen sogar noch politischer werden. Und eine laute Stimme für den Kampf gegen die Klimakatastrophe sein – in der Wahlkabine und überall -, egal, ob uns das halbe Land oder doch nur unsere Katze zuhört.
Nunu Kaller schreibt alle zwei Wochen eine Kolumne zum Thema Nachhaltigkeit. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.
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