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USA ein „religiös gespaltenes Land“

von Max

Auch wenn Wirtschaft das wahlentscheidende Thema der US-Präsidentschaftswahl war, so haben religiöse Zugehörigkeiten das Wahlergebnis durchaus beeinflusst.

Das und die These, dass die USA „ein religiös gespaltenes Land“ sind, hat der deutsche Religionssoziologe Detlef Pollack im Interview der Kooperationsredaktion österreichischer Kirchenzeitungen (aktuelle Ausgabe) laut Kathpress dargelegt.

Konservative sehen Trump als „Retter“

Konservative Christen sähen sich durch die gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte in die Defensive gedrängt und Donald Trump als ihren „Retter“, der schon in seiner ersten Amtszeit „geliefert“ habe. Angehörige der Minderheitsreligionen und Konfessionslose, deren Anteil in den USA in den letzten Jahren stark gestiegen sei, stimmten hingegen mehrheitlich für Harris, wies Pollack hin.

Religionssoziologisch waren die Präferenzen bei der US-Wahl klar verteilt, wies der Münsteraner Wissenschafter hin. Laut Nachwahlbefragungen stimmten 60 Prozent der protestantischen Christen für Trump, weniger als 40 Prozent für Harris. Bei den Evangelikalen waren es sogar rund 80 Prozent. Auch die Katholiken entschieden sich mehrheitlich für den Republikaner. „Im Hinblick auf die Wahlpräferenzen kann man also von einer religiösen Spaltungslinie sprechen, die das Land durchzieht“, sagte Pollack.

„Verliererposition endlich verlassen“

Konservative Christen, vor allem evangelikale, hätten seit vielen Jahrzehnten das Gefühl, in der Öffentlichkeit und in den Medien der USA gering geschätzt zu werden. Sie hielten sich sogar für die am stärksten verfolgte Gruppe in Amerika, stärker benachteiligt als Afroamerikaner oder Muslime, so Pollack. 

Er nannte hier die Abschaffung des Pflichtgebets in der Schule schon in den 1960er-Jahren und die Freigabe der Abtreibung 1973 als Beispiele für den Eindruck konservativer Christen, „dass ihnen die moralischen Grundlagen ihrer Lebensführung durch den liberalen Wertekonsens der Eliten der Ost- und Westküste genommen werden soll“. Wenn sich diese immer noch große Bevölkerungsgruppe in den USA jetzt mit Trump verbünden, „dann, um ihre Verliererposition endlich verlassen zu können“.

Trump selbst verhält sich nicht wie ein Christ

Der Republikaner habe in seiner ersten Amtszeit konservative Positionen gestärkt und diesbezügliche Erwartungen erfüllt, erinnerte Pollack: Trump setzte konservative Richter am Obersten Gerichtshof ein und hielt an seiner Ablehnung der Abtreibung fest. Dass Trump selbst sich nicht wie ein Christ verhalte, störe konservative Christen nicht. „Ihre Argumentation ist: Gott hat viele Wege, seine Ziele zu verwirklichen.“ 

Auch König David sei von Gott auserwählt worden, obwohl dieser ein Sünder war und sogar einen Offizier seiner Armee in den Tod schickte, um dessen Frau in seinen Harem aufnehmen zu können. „Die Wege Gottes sind unerforschlich“, umschrieb der Religionssoziologe diese Haltung zu Trump.

Liberale kehren der Kirche den Rücken

Auch mit dem Thema Migration punkte Trump. Mit der während seiner ersten Amtszeit begonnenen Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko wolle er „die weißen Evangelikalen und die weißen Mittelschichten bedienen“. Dabei spiele nicht nur Religion, sondern auch ethnische Zugehörigkeit eine Rolle, wie Pollack darlegte: „Es sind weiße Nationalisten, die befürchten, ihre Dominanz zu verlieren und die die Position vertreten, dass sie das Land gegründet haben und es daher eigentlich ihnen gehöre.“ Der Slogan „Make America Great Again“ meine für sie, es solle wieder so werden, wie es einmal war, als noch die weißen Industriearbeiter den Rückhalt der wirtschaftlichen Prosperität Amerikas darstellten.

Zugleich steige der Anteil von Konfessionslosen in den Staaten. Nach Pollacks Einschätzung werden liberaler eingestellte Christen in den USA den Kirchen noch mehr als bisher den Rücken kehren. Die jetzt siegreiche Verbindung von Politik und Religion stoße viele Menschen ab – „vor allem die, die nicht so religiös sind“.

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