Startseite Kultur „Verbranntes Land“ im Schauspielhaus: „Auf zum Nazis Klatschen“

„Verbranntes Land“ im Schauspielhaus: „Auf zum Nazis Klatschen“

von Max

von Susanne Zobl

Zuerst wird ein Schneider aus dem Senegal umgebracht, dann ein türkischer Ladenbesitzer und sein Sohn. Eireni weiß, dass die Polizei mit solchen „lokalen Konflikten“ schnell fertig werden will und irgendeiner Mafia die Schuld gibt.

Das Geschehen erinnert an die Mordserie der rechten Terrorgruppe um die Deutsche Beate Zschäpe. Tatsächlich waren diese Verbrechen der Auslöser für Eve Leigh, das Stück „Verbranntes Land“, zu schreiben. Der Titel des englischen Originals, „Salty Irina“, ist von einer Freundin inspiriert, die sich undercover in ein Festival von Rechtsradikalen eingeschlichen hat. 

Tobias Herzfeld inszenierte die deutschsprachige Erstaufführung am Schauspielhaus. Leigh, 1984 in New York geboren, zählt zu den angesagten jüngeren Dramatikern in Großbritannien. Kollegen wie Simon Stephens schwärmen von ihr. Zurecht. Denn die Stärke dieser Autorin ist ihre Kunst, Dialoge zu schreiben.

Queer gegen rechts

Fulminant setzt sie in wenigen Sätzen Emotionen frei. Etwa wenn Eireni schildert, wie sie in eine Blutlache vor ihrem Haus getreten ist und ausgerechnet in diesem Moment auf Anna trifft. Eireni ist die Tochter einer nigerianischen Christin und eines Vaters aus Ostdeutschland. Anna kommt aus dem Westen und ist lesbisch. Die beiden werden ein Paar. Genuin ist Leighs Art, glaubwürdige Figuren zu erschaffen. Da mag man darüber hinwegsehen, dass manches in der Handlung hanebüchen daherkommt. Etwa, wie Anna beschließt, die Morde an den Menschen mit Migrationshintergrund, selbst aufzuklären. „Bash the fash, Nazis klatschen“, fordert sie ihre Partnerin auf.

Gemeinsam schleusen sie sich bei einem Festival Rechtsradikaler ein, denn dort vermuten sie die Mörder. Das klingt wie „Emil und Die Detektive“ für queere Erwachsene. Aber so weit kommt es gar nicht, in letzter Sekunde entkommen sie Jana, einer von den Rechten. Am Ende steht die Erkenntnis, dass nur Liebe helfen kann. Also formieren sie sich mit linken Hausbesetzern, um bedrohte Menschen zu beschützen.

Herzfeld legt den Schwerpunkt seiner Inszenierung auf den Text. Agiert wird auf einer praktikablen Bühne (Oliver Mathias Kratochwill), die Dachterrasse und Straße sein kann. Unaufdringliche Videos (Bateira) ergänzen das Szenario. Dass Leighs Text so gut funktioniert, liegt vor allem an Sissi Reich. Jede Emphase des Verliebens, Zweifelns, aber auch von Angst verkörpert sie mit Verve. Iris Becher nimmt als Anna ein, Sophia Löffler überzeugt als Jana und wird, wie alle, bejubelt.

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