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Vergeben können einem immer nur die anderen

von Max

Was aber noch weit mehr verwunderte: Ferdinand von Schirach vermochte zu begeistern. Als Autor des Theatermonologs „Regen“ – und als humanistisch gebildeter Entertainer, der, klar artikulierend, mit seinem Publikum interagiert – und sich freut, wenn es eine Störung gibt. Denn gerade das Unvorhergesehene macht das Liveerlebnis Theater aus. Und so nutzt er ein Handyklingeln für eine amüsante Abschweifung. Ja, er ist nicht staubtrocken, sondern Loriot-artig witzig.

Und er weiß, wie er das, was er zu sagen hat, verpacken muss. Eine der Grundaussagen von „Regen“ ist: Es gibt keine Unvoreingenommenheit. Nie. Und das gilt es über Umwege zu beweisen.

Seinen Monolog beginnt Ferdinand von Schirach – er trägt einen Smoking mit Kummerbund – unspektakulär: Vor dem Regen in ein Kaffeehaus oder in eine Bar geflüchtet, plaudert er Zigarette rauchend (echt!) einfach drauf los. Er habe als Schöffe im Prozess um einen Eifersuchtsmord dem Angeklagten die Frage gestellt, welche Strafe sich dieser selbst geben würde. Denn vergeben können einem immer nur die anderen, nie man sich selbst: Jeder hat mit seinen Taten zu leben. Doch dann springt der Erzähler zwischen Zeitebenen. Es geht um den Tod seiner Frau vor 17 Jahren und dass er, als er sie in Athen kennengelernt hat, voreingenommen gewesen sei …

Wie der Prozess ausgeht, bleibt offen. Er war ohnedies nur der Aufhänger. Standing Ovations.

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