Startseite Wirtschaft Vor einem Jahr begann der Zusammenbruch des Benko-Imperiums

Vor einem Jahr begann der Zusammenbruch des Benko-Imperiums

von Max

Der Baustopp beim halbfertigen Hamburger Wolkenkratzer Elbtower und die Insolvenz der Sport-Webshops-Gruppe Signa Sports United am 27. Oktober 2023 gelten unter Marktbeobachtern als die ersten fallenden Dominosteine beim Niedergang der Immobiliengruppe Signa rund um den Tiroler Investor Réné Benko. Auch ein Jahr später steht die Baustelle in Hamburg noch still. Einzelne Online-Händler von Signa Sports United sind verkauft, der Großteil der Beschäftigten verlor seinen Job.

Signa zahlte nicht, die Baufirma stellte die Arbeiten ein

So ging es los: Die deutsche Baufirma Lupp stellte beim Hamburger Prestigeprojekt in der HafenCity wegen ausstehender Signa-Zahlungen vor genau einem Jahr die Arbeiten ein. Der Elbtower sollte 245 Meter hoch werden, der Rohbau ist derzeit rund 100 Meter hoch. Die Gesamtkosten hatte die Signa zu Baubeginn mit 1 Mrd. Euro beziffert. Im Jänner 2024 wurde das Projekt offiziell gestoppt, weil die Elbtower-Gesellschaft nach der Zahlungsunfähigkeit des Flaggschiffs Signa Prime ebenfalls Insolvenz anmeldete.

Neue Investoren wollen bis Monatsende ein Angebot legen

Bald soll eine Investorenlösung für den Elbtower gefunden werden. „Wir haben noch bis zum 31. Oktober Zeit, bis dahin möchte unser Konsortium dem Insolvenzverwalter ein Kaufangebot für den Elbtower machen“, sagte der Hamburger Immobilienunternehmer Dieter Becken kürzlich dem deutschen „Abendblatt“. Auch der Signa-Investor und Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne hatte im Sommer Interesse bekundet, mit einem Konsortium den Elbtower zu vollenden.

Der Elbtower steht seit einem Jahr als Bauruine da.

Auch in Wien stoppte der Bau eines Vorzeigeprojekts

Nach der Insolvenz der Signa Holding Ende November 2023 sowie von Signa Prime und Signa Development Ende Dezember 2023 ist auch die Baustelle beim Kaufhaus- und Hotelprojekt Lamarr in Wien zum Erliegen gekommen. Der Wiener Investor Georg Stumpf hat das unfertige Signa-Bauprojekt in der Wiener Mariahilfer Straße erst vor kurzem übernommen – um 100 Mio. Euro, wie der KURIER berichtete.

Im Handel hatte sich Benko ebenfalls übernommen

Neben den Immobilien-Großprojekten hatte sich die Signa-Gruppe finanziell mit ihrem Handelsgeschäft – unter anderem Galeria Karstadt Kaufhof, SportScheck, Signa Sports United – übernommen. Gemeinsam mit der thailändischen Central Group der Familie Chirathivat war Signa an Globus in der Schweiz, am KaDeWe in Berlin und an Selfridges in Großbritannien beteiligt.

Onlineshops wurden von Umsatzbringern zum Verlustgeschäft

Zu Signa Sports United gehörten unter anderem die Händler Tennis-Point, WiggleCRC, Fahrrad.de und Bikester. Mit 80 Online-Shops erzielte man in Spitzenzeiten noch einen Jahresumsatz von 1 Mrd. Euro, Mitte 2023 wurde aber ein Verlust von 180,5 Mio. Euro vermeldet. Tennis-Point, WiggleCRC, Fahrrad.de und Bikester wurden im Rahmen der Insolvenzverfahren verkauft.

Von 3,2 Milliarden auf null binnen zwei Jahren

Signa Sports United war als Aktiengesellschaft in den Niederlanden eingetragen, hatte jedoch seinen Hauptsitz in Berlin und notierte an der New Yorker Börse. Seit dem Börsengang 2021 schrumpfte die Bewertung von 3,2 Mrd. Dollar (3 Mrd. Euro) auf nahezu null beim Börsenexit im Oktober 2023.

Ein Verfahren gegen die Signa Sports United läuft in Amsterdam

Aktionärinnen und Aktionäre der insolventen Signa Sports United (SSU) haben im Frühjahr bei einem Gericht in Amsterdam ein Verfahren ins Laufen gebracht. Die deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und niederländische Anlegerschützer wollen vor Gericht Schadenersatz für aus ihrer Sicht geschädigte Anteilseignerinnen und -eigner erstreiten.

Insgesamt sind 25 Milliarden Euro an Forderungen ausständig

Die von Gläubigerinnen und Gläubigern angemeldeten Insolvenzforderungen in Österreich gegenüber Signa-Gesellschaften und Benko als Unternehmer sowie der Benko Privatstiftung beliefen sich zuletzt auf über 25 Mrd. Euro. Von den Masseverwaltern wurde aber nur ein Bruchteil anerkannt. In Deutschland, Luxemburg und der Schweiz sind noch weitere Signa-Gesellschaften insolvent.

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