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Wagners Leidenschaft und Beethovens feine Landpartie

von Max

Von Susanne Zobl

Im KURIER sagte Adam Fischer anlässlich seines 70. Geburtstags: „Je älter ich werde, desto mehr verstehe ich, dass die Aufgabe des Dirigenten sehr komplex ist. Es geht nicht darum, jeden Orchestermusiker zu kontrollieren, sondern zu verstehen, was er braucht“. Das ist fast sechs Jahre her, und Fischer erfüllt das Diktum, dass ein Dirigent mit den Jahren immer besser wird – wie beim Konzert mit den Wiener Symphonikern im Musikverein zu erleben war.

Bei der Orchester-Suite der Fauré-Oper „Pelléas et Mélisande“ setzte er auf höchste Transparenz. Schwebend gerieten die lyrischen Passagen. Jeder Solistin und jedem Solisten im Klangkörper ließ er genügend Raum. Mit Ausdruck intonierten die Flöten. Die Melancholie steigerte er zur beklemmenden Düsternis.

Purste Sinnlichkeit dann bei Wagners „Wesendonck-Liedern“. Was Fischer hier aus dem Orchester herausholte, war mehr als beachtlich. Bei jedem Lied konnte man Wagners Stationen verfolgen. Beim ersten, „Der Engel“, erinnerte das silberhelle, leuchtende Flirren der Streicher an „Lohengrin“, in „Stehe Still“ wurden die typischen Wagner’schen Wogen hörbar. Deutlichst arbeitete Fischer bei „Im Treibhaus“ und „Träume“ die Studien zu „Tristan und Isolde“ heraus.

Betörend

In jeder Sequenz war die Leidenschaft, die Wagner mit Widmungsträgerin Mathilde Wesendonck verband, zu spüren. Camilla Nylund interpretierte jeden Vers mit Sinn, präzise dosierte sie das Vibrato. Fulminant, wortdeutlich, klar entfaltete sie ihren prächtigen Sopran, betörte mit Innigkeit und wurde bejubelt.

Bei Beethovens Sechster, der „Pastorale“, setzte Fischer auf eine klarsichtige Lesart. Er changierte genuin zwischen Zupacken und sanftem Vorwärtsdrängen, setzte den Akzent auf das Lautmalerische. Die sehr gut disponierten Symphoniker folgten ihm auf dieser Landpartie höchst konzentriert. Ovationen!

KURIER-Wertung: **** von ***** Sternen

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