Hajek vermisst bei den Grünen (und übrigens auch bei allen anderen Wahlverlierern) die Selbstreflexion. „Die Grünen müssen verstehen, dass ihre potenziellen Wähler nicht 1:1 so ticken wie der grüne Basis-Wappler. Sie kümmern sich noch immer zu stark um Themen, die zwar ihre Berechtigung haben, im Alltag der Menschen aber nicht ganz oben auf der Agenda stehen.“
Zwar sei das Klima-Thema immer noch das stärkste Wahlmotiv der verbliebenen Grün-Wähler, bei allen anderen Themen hätte die Partei aber keine Antworten gehabt, so Hajek. Die Steiermark-Wahl sei ein „echtes Warnsignal“.
Ist Gewessler die Richtige?
Und auch bei den Grünen hofft man, dass die „Watschn“ in der Steiermark nun endlich heftig genug gewesen sei, wie ein hoher Funktionär sagt.
Zwar sind die Grünen in der Regierungsverantwortung inhaltlich erwachsener geworden, mehr in die Breite gegangen. Offensichtlich gelingt es aber immer noch nicht, das mit den entsprechenden Persönlichkeiten zu transportieren – nicht einmal mit Werner Kogler an der Spitze, einem studierten Ökonomen, der seit jeher als „Realo“ gilt.
2025 will sich Kogler zurückziehen, als Nachfolgerin wird Leonore Gewessler gehandelt. Ob die Klimaministerin und frühere Öko-Aktivistin die Richtige ist, daran mehren sich intern die Zweifel.
Politologe Hajek ist da schon zuversichtlicher: „Sie ist eine Politikerin, die ganz genau weiß, was sie tut, und die sich durchsetzen kann. Als Parteichefin wird sie gezwungen sein, sich breiter aufzustellen.“
In Wien, wo im Herbst gewählt wird, steht eine Weichenstellung an: Dem Vernehmen nach wird sich eine Person von der Doppelspitze verabschieden. Ob Peter Kraus oder Judith Pühringer – das soll morgen, Mittwoch, bekannt gegeben werden.