Startseite Wirtschaft Warum der hohe Goldpreis Elektronikhersteller unter Druck setzt

Warum der hohe Goldpreis Elektronikhersteller unter Druck setzt

von Max

Fed will Zinsen nicht senken

Anlass für den aktuellen Preissprung von Montag auf Dienstag war eine Attacke von Trump auf Jerome Powell, den Chef der US-Notenbank Fed. Weil dieser die Zinsen nicht in gewünschtem Ausmaß senkt, wird er vom US-Präsidenten als „Mr. Zu Spät“ und „großer Loser“ beflegelt. Powell will den Leitzins wegen Inflationsrisiken nach Trumps Zoll-Rundumschlag vorerst nicht senken.

Wegen der aggressiven US-Zollpolitik und der Furcht vor einem Handelskrieg und einer weltweiten Rezession steigt der Goldpreis seit einigen Wochen noch stärker an als zuvor ohnehin schon. Für all jene Unternehmen, die Gold als Rohstoff benötigen, ist dies eine schlechte Nachricht. In erster Linie sind dies Schmuckhersteller, aber auch viele Unternehmen in der Elektronikindustrie sind davon betroffen.

Unverzichtbares Material für Elektronikbauteile

Gold ist für sie in vielen Bereichen aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften unverzichtbar. Das Edelmetall leitet Strom und Wärme besonders gut, kann leicht verarbeitet werden und ist korrosionsbeständig. Es wird oft für Drahtverbindungen, Speicherchips und LED-Leuchten verwendet und steckt in Smartphones, Laptops und vielen anderen, weit verbreiteten Produkten.

Die verwendeten Mengen in jedem Produkt sind winzig, aber die Nachfrage steigt. Laut dem Goldproduzentenverband World Gold Council gab es im Elektronikbereich 2024 einen Anstieg um 9 Prozent. Zurückzuführen ist dies teilweise auch auf den Boom rund um künstliche Intelligenz.

„Wer es jetzt braucht, steckt in der Klemme“

Für Unternehmen, die Gold als Rohstoff benötigen, sei es derzeit besonders wichtig, eine ausgeklügelte Beschaffungsstrategie zu haben, sagt Michael Zillner, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Merit. „Meistens besitzen Unternehmen ja Lieferketten und haben zu weniger hohen Preisen vorbestellt. Aber wer jetzt Gold für seine Produktion braucht, der steckt in der Klemme.“ Bei Edelmetallen sei es wichtig, Risiken abzusichern (Hedging).

Zu Preisschwankungen komme es immer wieder, auch bei anderen Metallen wie Nickel. Bestimmte Materialien durch andere zu substituieren, sei oft unmöglich. Man müsste dafür Produktionsprozesse umstellen, was Jahre dauern könne. Auch die Förderung von Gold zu erhöhen, würde viel Zeit in Anspruch nehmen. Recycelt wird Gold wegen seines Wertes ohnehin schon in hohem Maß.

Hohe Produktionskosten als zusätzliche Herausforderung

„Die erhöhten Preise am Markt weiterzugeben, ist in einer ohnehin wirtschaftlich sehr angespannten Situation eine zusätzliche Herausforderung„, sagt Marion Mitsch, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI). Umso wichtiger sei es, die Produktionskosten bei den aktuell stattfindenden Kollektivvertragsverhandlungen zu berücksichtigen und mit Augenmaß vorzugehen, um die Wettbewerbsfähigkeit nicht noch weiter zu schwächen.

Infineon, das nach Umsatz gerechnet größte Elektronikunternehmen in Österreich, teil auf KURIER-Anfrage mit, dass in der Mikrochip-Produktion eine Vielzahl von Rohstoffen zum Einsatz kommen. Preisschwankungen bei Edelmetallen treten immer wieder auf. Infineon setze daher auf langfristige Lieferverträge und ein diverses Lieferantennetzwerk. Damit wolle man die eigene Widerstandsfähigkeit erhöhen.

Teurere Satellitenbauteile

Gold als Rohstoff benötigt auch das Weltraumunternehmen Beyond Gravity Austria für seine Produkte – unter anderem für Navigationsempfänger zur genauen Positionsbestimmung von Satelliten. Der Goldpreis sei bereits seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine 2022 spürbar gestiegen. Die Produktpreise mussten erhöht werden. Alleine am Goldpreis liege das aber nicht. Schwerwiegender seien geopolitische Verwerfungen in der Lieferkette.

Unklar, wohin die Reise geht

Wie sehr wird der Goldpreis noch weiter steigen? Bei dieser Frage kommen selbst erfahrene Analysten ins Schwitzen. Die beiden US-Banken Goldman Sachs und J.P. Morgan prognostizierten im Februar einen Anstieg auf 3.000 bis 3.100 Dollar pro Unze bis Jahresende. Dass im April bereits 3.500 Dollar erreicht werden, haben sie nicht geahnt.

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