Startseite Wirtschaft Warum eine Waldviertler Firma in Kanada Windräder baut

Warum eine Waldviertler Firma in Kanada Windräder baut

von Max

Irgendwo weht immer Wind

„Es gibt windigere und weniger windige Tage. Wenn wir geografisch auf einem engen Radius operieren würden, wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass alle Anlagen von einer Wetterlage betroffen sind“, sagt Florian Müller, Vorstand Project Development bei W.E.B. Die Waldviertler Windkraftpioniere haben deswegen schon 1998 ihr erstes Windrad außerhalb Österreichs in Deutschland errichtet. Mittlerweile ist das Unternehmen in acht Ländern aktiv.

Parallele Präsenz in mehreren Ländern hat laut Müller auch den Vorteil, dass man seinen Anlagenpark relativ konstant erweitern könne. „Der Windkraftausbau findet nicht überall kontinuierlich statt. Es kommt sehr oft zu Verzögerungen. Und von der Planung bis zur Inbetriebnahme einer Windkraftanlage können schon mal neun Jahre vergehen.“ Mit Projekten in mehreren Ländern verbessere man die Planbarkeit.

Fuß gefasst mit lokalem Partner

Auf Kanada hat W.E.B schon Anfang der 2010er-Jahre ein Auge geworfen. Das riesige Land weist viele Orte mit günstigen Windbedingungen auf und ist der Energiewende gegenüber nicht abgeneigt. Der Erneuerbaren-Anteil am Strommix beträgt rund 70 Prozent (Österreich: 87 Prozent). Um in Übersee Fuß zu fassen, hat sich die Waldviertler Firma einen lokalen Partner gesucht. 2014 sind die ersten Anlagen in Kanada in Betrieb gegangen.

Relativ bald verstand es W.E.B sich an kanadische Eigenheiten anzupassen. Eine davon war die Gestaltung von Ausschreibungen, erzählt Müller. „In Europa entscheidet hauptsächlich der Preis pro Megawattstunde darüber, ob man einen Zuschlag erhält. In Kanada ist das lokale Engagement ganz wichtig. Projekte sollen soziale und ökonomische Vorteile bringen. In einer der jüngsten Ausschreibungen waren Diversitätsaspekte mehr wert als der Preis.“

Zusammenarbeit mit „First Nations“

Bonuspunkte gibt es in Kanada dafür, wenn man mit indigenen Völkern, den so genannten „First Nations“ zusammenarbeitet. W.E.B. hat das schnell erkannt. Am „Weavers Mountain“-Projekt ist die Glooscap First Nation mit rund 50 Prozent beteiligt. „Durch die Partnerschaft werden lokale Jobs kreiert. Man kann gemeinsam von der Energiewende profitieren.“ Die lokale W.E.B-Tochterfirma SWEB werde als kanadisches, nicht als österreichisches Unternehmen wahrgenommen. „Wir haben 25 Mitarbeiter dort. Über die letzten 13 Jahre haben wir uns einen sehr guten Namen gemacht.“

Ausbau auch in den USA

Obwohl viel Wind vorhanden ist, schreitet der Windkraftausbau auch in Kanada nicht stetig voran. Zwischen Ausschreibungen kann es auch jahrelange Lücken geben. W.E.B wurde deshalb auch in den USA aktiv. Im Nordosten des Landes wurden ab 2016 mehrere Projekte realisiert. Auch Donald Trumps erste und nun zweite Präsidentschaft nahm und nimmt der Expansion nicht den Wind aus den Segeln. „In den USA ist die Stromversorgung Sache der Bundesstaaten. Die haben ihre Ziele beim Erneuerbaren-Ausbau weiter umgesetzt. Da hat Trump nicht viel daran rütteln können“, sagt Müller.

Expansion geht weiter

In Europa profitieren aktuell rund 6.800 Anleger von der Expansion von W.E.B. Über eine eigene Webseite können sie Anteile am Unternehmen erwerben und verkaufen. Die internationale Geschäftserweiterung – nicht nur bei Wind-, auch bei Solarenergie – geht weiter, aber mit Bedacht, sagt Müller. „Wir haben unsere Augen und Ohren stets offen, welches Land zu uns passt und sich langfristig als gute Chance darstellt. Wo wir uns hinsetzen, dort wollen wir auch bleiben.“

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