Fisker-Sanierung?
„Im Fall Benko wird es allein aufgrund der anhängigen Schiedsverfahren Jahre dauern, bis die Höhe der Verbindlichkeiten feststeht“, sagt Blantz. „Bei der Firma Fisker mit 1,5 Milliarden Euro Forderungen steht man unter Zeitdruck, da sind beträchtliche Forderungen nachträglich angemeldet worden. Man will in die Abstimmung über den Sanierungsplan gehen.“ Am 8. August sollen die Gläubiger über das Schicksal von Fisker entscheiden. Ihnen werden 30 Prozent Quote geboten.
Da im Fall Signa Prime die Hoffnung auf Erfüllung der Sanierungsplanquote (30 Prozent) vom Oberlandesgericht Wien abschlägig beurteilt wurde, wird es auch im Fall Fisker spannend, ob ein Hoffnungssanierungsplan vom Grazer Gericht abgesegnet wird.
Indes gibt es bei den eröffneten Firmeninsolvenzen in allen Bundesländern ein Plus, in Vorarlberg sind es 110 Prozent, in Oberösterreich und dem Burgenland plus 60 Prozent und in Wien plus 43 Prozent.
„Außer in Oberösterreich sehe ich keinen wirtschaftlichen Hintergrund dafür“, sagt Blantz. Es würden vermehrt nämlich die öffentlichen Stellen wie die Finanz und Gesundheitskassen die Anträge stellen. 55,67 Prozent aller Firmeninsolvenzen wurden heuer über Gläubigerantrag eröffnet. „Oberösterreich ist das einzige Bundesland, in dem es im industriellen Bereich mehrere Großinsolvenzen gab“, sagt Blantz. „Man merkt die Rezession in der Industrie, das ist markant.“
Zahlungsunfähigkeit
Im Branchenranking führt der Handel mit 529 Pleiten das Feld an, gefolgt vom Bau (493 Fälle) und der Gastronomie (356 Fälle). „In den vergangenen Wochen merkten wir wieder mehr Pleiten in der Baubranche, über das Jahr gesehen wird die Baubranche den Handel überholen“, sagt Blantz. Der Handel leidet unter der Konsumflaute und der starken Konkurrenz durch den Onlinehandel. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 1.577 Firmeninsolvenzverfahren abgeschlossen, davon wurden 28,8 Prozent mit einem Sanierungsplan abgeschlossen. Im Schnitt beträgt die Quote 42,10 Prozent. „Das ist ein Wert, der international unerreicht ist“, sagt Blantz.
Indes erweist sich die 2021 eingeführte Einstufung „Offenkundige Zahlungsunfähigkeit (OZ)“ eher als Rohrkrepierer. Sie stoppt bei zahlungsunfähigen Schuldnern aussichtslose Exekutionsverfahren. In weiterer Folge sollten diese Schuldner Insolvenzverfahren beantragen. Doch in 70 Prozent der Fälle wird diese Einstufung nach zwei Jahren wieder gelöscht, ohne dass ein Insolvenzantrag gestellt wurde.
Laut Blantz macht die OZ nur dann Sinn, wenn es zu amtswegigen Insolvenzeröffnungen kommt.