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Warum Frauen diesen Legendenstatus nie erreichen

von Max

Im Fortune-500-Ranking internationaler Firmen findet man die erste CEO erst auf Platz 39: Mary Barra (Bild Mitte) ist Geschäftsführerin von General Motors. Schwer erfolgreich, aber nicht annähend so bekannt wie der CEO von Tesla. Auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt 2024 findet sich die erste Frau auf Platz 15. Die L’Oreal-Erbin Francoise Bettencourt Meyers. Die erste „self-made“ Unternehmerin der Liste – Platz 48 – ist Rafaela Aponte-Diamant (Bild links). 

Die Mitbegründerin der Mediterranean Shipping Company, kurz MSC. Die nächste Unternehmerin – Platz 92 – ist Diane Hendricks (Bild rechts), Co-Gründerin von „ABC-Supply“, ein US-Großhändler für Dächer und Fenster. Alle Geschäftsfrauen haben es weit gebracht – ihre Namen dem Gesicht zuordnen, können aber die wenigsten. 

Unsichtbare Frauen

Man könnte argumentieren, dass Frauen einfach nicht so erfolgreich sind wie Männer und deswegen im Hintergrund verschwinden. „Das spielt auf jeden Fall hinein“, sagt die österreichische Unternehmerin Katharina Schneider. „Man sieht immer nur den Erfolg, die oberen zehn Prozent und wenn 80 Prozent männlich sind, dominieren sie natürlich die Männer die Öffentlichkeit.“ Hier setzt der Kommunikationspsychologe Josef Sawetz an, der sich auf Marken und ihre Wirkung spezialisiert hat. Seiner Meinung nach entsteht durch die Vielzahl an männlichen Entrepreneuren ein Führungskräfte-Stereotyp, ein Rollenbild, das man als selbstverständlich sieht.

„Wie hat ein Entrepreneur zu sein?“, fragt Sophie Rendl von der Expertinnendatenbank Frauendomäne und gibt selbst die Antwort: „Durchsetzungsfähig, taff, laut, platzeinnehmend, risikobereit.“ Ein Bild, mit dem sich Frauen seltener identifizieren. Und dann oft nicht den Mut haben, ins Unternehmertum einzusteigen.

Aber selbst, wenn es gleich viele erfolgreiche Frauen gäbe, würde man Männer in der Berichterstattung bevorzugen, ist sich Josef Sawetz sicher. Ein Beispiel: Sam Altman und Lisa Su. Altman ist CEO von OpenAI, also der Kopf hinter ChatGPT. Sein Vermögen liegt bei rund einer Milliarde US-Dollar. Su wiederum leitet den Chiphersteller „Advanced Micro Devices“. Ihr Vermögen wird sogar auf 1,3 Milliarden US-Dollar geschätzt. Beide haben sich der Künstlichen Intelligenz verschrieben. Su ist reicher, aber Altman weltbekannt. Unfair?

Biologisch begründet

Ein Faktor für die Ungleichheit sei der biologische, so Sawetz. „Das Testosteron-Level beeinflusst Verhalten, Persönlichkeit und somit auch Karriereerfolg. Männer trauen sich, polarisierender aufzutreten. Riskieren Aussagen, die für Schlagzeilen sorgen.“ Ein weiterer physischer Vorteil, den Männer meist haben: die Körpergröße. Studien zufolge würden Menschen, die größer sind, im Schnitt mehr verdienen, berichtet Sawetz. Die Körpergröße sei ein Signal für Dominanz, Durchsetzungskraft und Stärke. Entspricht man dem erwarteten Bild, würde man sich selbstbewusster fühlen. Wenn nicht, komme es zum gegenteiligen Effekt. Man zieht sich zurück. Bedeutet: „Führungsrollen werden Frauen weniger zugemutet, weil sie nicht diesem starken Bild entsprechen“, so Sawetz.

„Aber auch sie selbst trauen sich weniger zu.“ Nicht, zuletzt, weil auf Frauen immer noch der Löwenanteil der Care-Arbeit lastet, gibt Katharina Schneider zu bedenken. Von einem weiblichen Elon Musk würde die Gesellschaft garantiert erwarten, seine acht (oder mehr) Kinder selbst zu betreuen.

Einsame Spitze

Besonders angenehm ist es an der Spitze außerdem auch nicht: Lange war Schneider die einzige Frau unter Männern, berichtet sie. Das sei nicht unbedingt leicht gewesen. „Es kam nicht selten vor, dass man für Geschäftsgespräche auf ein Getränk in ein Bordell gegangen ist“, erzählt sie. Heute unvorstellbar.

„Hier ist an vielen Fronten zu kämpfen“, sagt auch Josef Sawetz. Und überall, wo man schraubt, ist Widerstand. Was er damit meint? „Wenn Frauen sich nun entgegen allen Erwartungen durchsetzen und sich stereotypisch männlich verhalten, werden sie negativ bewertet.“ Als aggressiv oder hysterisch. Sichtbar sein ist für Frauen mit Risiken verbunden, ergänzt Hannah Zach von der Frauendomäne. Dem Hass im Netz sind sie stärker ausgesetzt. „Man kann es nie richtig machen. Entweder man ist zu maskulin oder zu feminin.“

Frauen in Führungspositionen würden deshalb lieber lügen und behaupten, ihr Auto hätte eine Panne, anstatt zuzugeben, dass ihr Kind krank ist und sie zum Arzt müssen, erzählt Katharina Schneider. „All das ist nicht nur verletzend, es fordert auch viel Zeit und Energie. Und irgendwann gehen die Ressourcen aus“, so Hannah Zach. Dass nicht jede Person sichtbar und in der ersten Reihe sein will, sei wenig überraschend.

„Frauen machen sich viele Gedanken über die Außenwahrnehmung. Ich habe auch lange überlegt, wie es meine Familie beeinflussen könnte, wenn ich im Fernsehen auftrete“, sagt Schneider. Durchgezogen hat sie es letztlich trotzdem, war Teil der prominenten „2 Minuten 2 Millionen“-Jury. „Wenn man was verändern will, muss man sichtbar sein, sonst kommt man nicht weiter.“ Wenn man der Marke ein Gesicht zuordnen kann, habe das eine andere Wirkung, weiß sie. Einen Mann nachahmen dafür, würde sie aber nie. Auch wenn das bedeutet, sich den Erfolg – und die Sichtbarkeit noch härter erarbeiten zu müssen.

Kaum Frauen in Chefetagen und Medien

Eine Elon Musk findet man auch in Österreich nicht. Der Anteil an Frauen in Führungspositionen in Österreichs Top-200-Unternehmen liegt bei 12,2 Prozent, heißt es im „Frauen.Management.Report“.  Bei den Vorstandsmitgliedern sind es immerhin 26,8 Prozent. Eine  ATX-20-Vorständin ist Radka Doehring, die  als Executive Board Member bei Immofinanz tätig ist. Ein Erfolg: Seit Einführung der Quote ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten seit 2018 von 22,4 Prozent auf 36,5 Prozent gestiegen.

Wie sichtbar Frauen in den heimischen Medien sind, wurde 2022 von APA-Comm erhoben. 740.000 Beiträge hat man dafür durchforstet. Das Ergebnis: Weibliche und männliche Vornamen stehen im Verhältnis zu rund 29 zu 71 Prozent. Das zeigt sehr deutlich, wie sehr die Medien männlich dominiert sind.

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