„2023 war schlecht, 2024 war schlechter, 2025 wird noch schlechter„, sagt Hansi Hansmann. Nach Corona-Krise und neben Kriegen sorgt gerade US-Präsident Donald Trump mit Zolldrohungen für Verwerfungen. „Unsicherheiten mögen Investoren noch weniger als schlechte Nachrichten“, sagt Hansmann beim Startup Summit des Branchenverbands Austrian Startups, das am Dienstag in der Ottakringer Brauerei in Wien stattfand.
Hansmann gilt in der heimischen Start-ups-Szene als Legende und war an zahlreichen Erfolgsgeschichten beteiligt. Darunter die Lauf-App Runtastic oder die Flohmarkt-App Shpock, die jeweils um Hunderte Millionen verkauft wurden. Es gebe aber auch gute Nachrichten, sagt der Start-up-Investor. Denn die alte Weisheit, dass man Krisen nicht ungenutzt verstreichen lassen soll, gelte noch immer: „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, ein Start-up zu gründen.“
Hat in viele erfolgreiche österreichische Start-ups investiert: Hansi Hansmann
Denn Geld, um vielversprechende Ideen auf den Weg zu bringen, gebe es auch weiterhin, sagte Hansmann. Auch unter Verweis auf die vor allem in der Frühphase gute Förderlandschaft in Österreich.
Unternehmen, die im Wachstum stecken und hohe Anschlussfinanzierungen brauchen, müssten sich hingegen warm anziehen. Wer keine herausragenden Kennzahlen vorweisen könne oder nichts mit Künstlicher Intelligenz (KI) oder Defense Tech (Verteidigungstechnologie) am Hut habe, werde beim Fundraising Schwierigkeiten haben.
Klassentreffen
Die Stimmung beim „Klassentreffen“ der Start-up-Szene ist trotz der düsteren Aussichten alles andere als schlecht. In dem alten, zum Veranstaltungszentrum umgemodelten historischen Gebäude tummeln sich Hunderte Gründer, Investoren und Interessierte.
Netzwerken beim Startup Summit in Wien
Sie netzwerken, drängen sich an den Ständen vorbei, an denen sich u. a. Förderstellen präsentieren, besuchen Workshops und lauschen Diskussionen oder „Fireside Chats“, wie es im Branchenjargon heißt. Die Themen reichen von Strategien bei der Finanzierung über Künstliche Intelligenz bis hin zur Wettbewerbsfähigkeit Europas. Beschworen wird vor allem die Einheit der EU.
Hoffen auf Europa
Er sei davon überzeugt, dass die EU verstanden habe, dass man zusammenarbeiten müsse, sagt David Hanf vom European Startup Network. Die Diskussion sei durch die geopolitische Lage dringlicher geworden, meint Lisa Fassl von der Risikokapitalfirma Fund F, die Start-ups mit diversen Teams unterstützt: „Wir müssen uns um uns selbst kümmern, sonst macht es niemand.“
Der Investor und Seriengründer Andreas Klinger macht sich für eine europäsiche Gesellschaftsform stark. 15.000 Unterschriften von Gründerinnen und Gründern hat er dafür bereits gesammelt. Aus der EU-Kommission gebe es vielversprechende Signale, erzählt er. Bis Ende 2027 könnte die „EU Inc.“ umgesetzt werden.
Versprechen gibt es auch von der heimischen Politik. Elisabeth Zehetner (ÖVP), die als Staatssekretärin neben Energie und Tourismus auch für Start-ups zuständig ist, verweist auf den von der Regierung geplanten und von der Szene seit Längerem geforderten Dachfonds. Es gebe genug Kapital in Österreich, man müsse es nur mobilisierieren und zu Start-ups und Scale-ups lenken, sagt Zehetner.
Erfolgreiche Gründer
Die heimische Szene hat in der Vergangenheit durchaus erfolgreiche Unternehmen hevorgebracht. Einige der Vorzeigegründer waren bei dem Szenetreffen auch dabei. Kilian Kaminski von refurbed, das generalüberholte Smartphones und Elektrogeräte verkauft und insgesamt weit mehr als 100 Mio. Euro von Investoren einsammeln konnte, dozierte über die Fallstricke in der Wachstumsphase.
Paul Trummer, ein Mitgründer der Kryptohandelsbörse Bitpanda, die mit mehr als 4 Mrd. Dollar bewertet wird, diskutiert über enttäuschte Erwartungen mit Künstlicher Intelligenz. Einen KI-Chatbot, der Kunden unterstützen soll, hat das Untenrehmen bis auf weiteres zurückgestellt.
„Den Wahnsinn genießen“
Bernhard Niessner, der vor vier jahren sein in Madrid gegründetes Sprachlern-Start-up Busuu um 385 Mio. Euro verkaufte, erzählt über die Achterbahnfahrt zum Exit.
Busuu-Gründer Bernhard Niessner
Auch er gründete sein Unternehmen in schweren Zeiten, als 2008 die Finanzkrise die Welt in Atem hielt. Zwei Jahre lange habe er ohne Entlohnung gearbeitet, erzählt Niessner, der auch nicht ausschließen will, wieder ein Start-up zu gründen. Herausforderungen gebe es immer wieder. Man müsse eben seine Einstellung ändern und anfangen, den Wahnsinn zu genießen.
Die Anstoßfinanzierung für sein Start-up von 300.000 Euro kam damals von Hansmann. Auch der Investor hat den Optimismus nicht verloren. Die Welt verändere sich in einem dramatischen Tempo. Innovationen kommen von Start-ups, sagt Hansmann. Sie werden nicht zuletzt deshalb immer wichtiger.