Die USA sind Österreichs zweitwichtigster Handelspartner. Könnte sich das mit Trumps Amtsantritt ändern? Wir haben mit zwei österreichischen Wirtschaftsvertretern in New York darüber gesprochen.
Das Ergebnis war schneller da als erwartet. Am Mittwoch um 5:30 Uhr wurde bereits im Frühstücksfernsehen über die Konsequenzen von „Trump 2“ für die Wirtschaft diskutiert. Die Pläne des nächsten US-Präsidenten haben wir bereits beleuchtet: höhere Importzölle, billige Energie statt Klimaschutz und Steuersenkungen für Unternehmen. Nicht nur für die US-Wirtschaft, sondern auch für alle anderen Handelspartner der weltweit größten Volkswirtschaft ist das Wahlergebnis relevant.
Außenhandel ohne Politik
Für Österreich sind die USA nach Deutschland der zweitwichtigste Exportpartner, die Ausfuhren sind in den vergangenen Jahren zweistellig gewachsen. Müssen wir uns also Sorgen machen? Peter Hasslacher, Leiter der Außenhandelsstelle New York der Wirtschaftskammer Österreich, beschwichtigt: „Mitunter hat man aber den Eindruck, dass es für den Rest der Welt wichtiger ist als für die USA. Natürlich ist es wichtig, wer hier Präsident ist. Natürlich geht es um Stimmung, es geht um Leitlinien bei relevanten Themen. Aber im Endeffekt ist wahrscheinlich der Bürgermeister hier in New York oder der Governor in Georgia erstens einmal relevanter, näher dran und dann für die täglichen Problemlösungen entscheidender für die Menschen hier.“ Das Geschäft sei bisher immer sehr unabhängig davon gewesen, wer Präsident war. Im B2B-Bereich habe die Politik relativ wenig Einfluss.
Die Folgen von höheren Importzöllen
„Der amerikanische Wähler ist der Einzige, der gegen seine wirtschaftlichen Interessen stimmt”, beobachtet Edi Frauneder. Der gebürtige Wiener lebt seit 2001 in New York und betreibt dort mehrere Restaurants. Sollte Trump tatsächlich die Importzölle erhöhen, würde das den Gastronomen vor allem beim Import von Wein treffen. „Historisch gesehen bringen Zollerhöhungen auch eine höhere Inflation mit sich, die niemand will.“ Frauneder bezweifelt daher, dass es tatsächlich zu einer Erhöhung kommt, rechnet aber mit einer Weitergabe an die Endverbraucherpreise. „Höhere Preise ziehen auch höhere Ernährungsunsicherheit mit sich, das ist die traurige Realität hier.“ In seinem Restaurant „Schilling“ im Financial District habe er aber wirtschaftlich mehr gespürt, dass seine Klientel nicht mehr jeden Tag im Büro arbeitet als die 15-prozentige Preiserhöhung durch die Inflation.
Auch Außenhandelsvertreter Hasslacher ist skeptisch, ob die Zollerhöhungen kommen: „Ich würde nichts sehen, was uns da jetzt massiv von dem Pfad, auf dem wir uns befinden, abbringen könnte.“ Mit dem Pfad meint Hasslacher die Wachstumsraten beim Handel mit den USA: „Der Markt ist dynamischer als der europäische Markt. Und es kommt dann noch dazu, dass Osteuropa, unser traditioneller Markt, mit der Ukraine-Krise, mit Russland, zum Teil weggefallen ist. Natürlich mache man sich Gedanken über die politische Entwicklung hier, andererseits würden Unternehmen von den Steuersenkungen angezogen werden.“
Know-How aus Österreich
Dennoch rechnet Hasslacher mit Konsequenzen: „Langfristig wird es eine Substitution unserer Exporte durch Produktion vor Ort geben.“ Das Wachstum des österreichischen Exports sieht der USA-Experte dadurch nicht gefährdet, es könnten neue Chancen dadurch entstehen. „Wenn die USA die Reindustrialisierung vorantreiben wollen, dann brauchen sie Maschinen, Anlagen, Steuerungen und Fertigungs-Know-how dafür. Und das exportieren wir jetzt schon sehr stark.“
Ein wichtiger Faktor ist außerdem, dass die Wirtschaft in Europa im Vergleich zu den USA schwächelt und deshalb nach neuen Märkten gesucht wird: „Das heißt, wir sehen eine enorme Zunahme beim Interesse, hier in den USA aktiv zu werden. Ich sehe jetzt keine Änderung dieses Trends. Unabhängig davon, wer Präsident wird.“
Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.
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Infos und Quellen
Genese
WZ-Kolumnistin Elisabeth Oberndorfer war rund um die US-Wahl in New York und hat sich bei österreichischen Unternehmern umgehört, wie sich der Wahlausgang auf heimische Wirtschaftstreibende auswirkt.
Daten und Fakten
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2023 stieg das Exportvolumen Österreichs in die USA auf 14,7 Milliarden Euro.
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Die USA sind damit der wichtigste Handelspartner außerhalb Europas.
Gesprächspartner
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Peter Hasslacher, Head of Advantage Austria New York, Wirtschaftskammer Österreich
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Edi Frauneder, österreichischer Gastronom und Koch in New York