Startseite Politik Was Ex-Boxstar und Kiews Bürgermeister Klitschko Trump und der EU zu sagen hat

Was Ex-Boxstar und Kiews Bürgermeister Klitschko Trump und der EU zu sagen hat

von Max

Betroffenheit steckt in jedem seiner Sätze, aber auch die Erleichterung, in Brüssel empfangen und gehört zu werden. Vitali Klitschko war am Donnerstag in der EU-Hauptstadt, um den Pavel-Adamowicz-Preis (in Erinnerung an den 2019 ermordeten Bürgermeister von Danzig) entgegenzunehmen, aber auch, um eine Bitte und seine Frustration über die jüngsten Entwicklungen loszuwerden. „Lassen Sie die Ukraine nicht im Stich“, wendet sich der EX-Boxweltmeister, der seit zehn Jahren Bürgermeister von Kiew ist, im EU-Parlament an Europa: „Wir verteidigen unsere Heimat, weil wir Mitglied der europäischen Familie werden wollen.“

Klitschko betont, dass die Ukraine ohne Hilfe Europas „unmöglich überleben könnte“, aber garantierte Sicherheit gebe es nur, wenn auch die USA dahinter stünden, „und Sicherheit ist das Wichtigste, was wir für unsere Zukunft brauchen, wenn dieser sinnlose Krieg zu Ende ist.“ Denn dass der zu Ende gehe, sei das wichtigste Ziel, wiederholt er oft.

„Wahlen sind Gift für Ukraine“

Ob er für diesen Frieden auch ein Stück der Ukraine hergeben würde? Da will sich der einstige Sportstar nicht festlegen. Trumps Weg dorthin aber: „Das ist nicht fair, und so kann auch kein wirklicher Kompromiss entstehen. Die Ukraine und auch Europa müssen mit am Verhandlungstisch sitzen.“

Klitschko war nie und ist auch heute kein politischer Verbündeter von Präsident Selenskij. Dass aber der US-Präsident diesen jetzt als „Diktator“ beschimpfe und auf Wahlen in der Ukraine dränge, das sei ein Irrtum – und zwar ein sehr gefährlicher:Wahlen jetzt, mitten im Krieg abzuhalten, das wäre Gift für unsere Heimat.“ Ein Wahlkampf würde den politischen Zusammenhalt, den das Land jetzt am dringendsten brauche, untergraben und die Ukraine weiter schwächen. Außerdem: „Zehn Millionen Ukrainer sind im Ausland, zehn Millionen im eigenen Land auf der Flucht und eine Million kämpft. Wie soll man da reguläre Wahlen abhalten.“

EU-Hilfen
In den  drei Kriegsjahren kam die größte Unterstützung für die Ukraine aus der EU: 62 Mrd. Euro an Militärhilfe, weitere 70 Mrd.  für Finanz- und humanitäre Hilfe

US-Hilfen
Die Militärhilfen betrugen 64 Mrd. Euro, die humanitäre und finanzielle Unterstützung  belief sich auf  50 Mrd.

Weltweite Hilfe  
In Summe betrug 
die weltweite Unterstützung, also auch aus Asien, bis Ende des Vorjahres 
267 Milliarden Euro 

Große Worte und Ratlosigkeit

Wie Selenskij, der oft Gast in Brüssel ist, bekommt auch Klitschko viel verbale Unterstützung aus der EU-Politik. Am kommenden Montag, zum dritten Jahrestag des Kriegsausbruches, wird EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen wieder einmal in Kiew erwartet, dazu eine Reihe europäischer Staats- und Regierungschefs. Wieder wird dort zu hören sein, was Europas Führungskräfte seit Tagen unablässig wiederholen: Kein Nachlassen bei der Unterstützung für die Ukraine, kein Aufgeben von ukrainischem Territorium, keine Friedensverhandlungen über die Köpfe der Ukrainer hinweg und auch nicht ohne Europa.

Doch hinter diesen Stehsätzen wachsen in Brüssel und unter den europäischen Regierungschefs die Ratlosigkeit, aber auch die offenen Widersprüche.

Streit um Strategiepapier

Seit Tagen wird über ein Strategiepapier von EU-Außenministerin Kaja Kallas diskutiert. In diesem fordert sie weitere militärische Unterstützung der EU-Staaten für die Ukraine. Jedes Mitgliedsland soll nach seiner Wirtschaftsleistung etwas beitragen – in Form von Waffen, oder von Geld. Konkrete Zahlen oder Prozentsätze liefert das Papier noch nicht, Widerspruch aber gibt es jetzt schon dagegen: Nicht nur die üblichen Verdächtigen, also Ungarn und die Slowakei, wollen davon in Zeiten leeren Kassen nichts hören.

Doch woher soll das Geld kommen: Für die militärische Unterstützung der Ukraine, für eine Friedenstruppe, die vielleicht Europa alleine stemmen muss, für den Wiederaufbau der Ukraine? In der zunehmend hektischen Debatte machen einzelne Regierungschefs mit immer radikaleren Vorschlägen auf sich aufmerksam. Polens Premier Tusk will etwa die bei europäischen Banken eingelagerten Gelder der russischen Nationalbank konfiszieren und in die Ukraine stecken. Für Österreich, oder Deutschland ein Rechtsbruch und schlicht undenkbar. Der Brüssel-Besucher Klitschko jedenfalls will sich auf solche Debatten gar nicht einlassen, er bleibt beim Grundsätzlichen: „Wir brauchen Frieden – mehr als alles andere.“

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