Startseite Wirtschaft Was der Kunst-Star im Flugmeilen-Shop der AUA macht

Was der Kunst-Star im Flugmeilen-Shop der AUA macht

von Max

Der Kunst-Star poppt seit Kurzem mit einer Sonder-Edition im Webshop von Miles & More auf. Das Meilen-Sammelsystem des Lufthansa-Konzerns, zu dem auch die AUA gehört, ist das weltweit größte Airline-Bonusprogramm, mit 36,6 Millionen Kunden.

Wurm wird dort als „unkonventionell und einzigartig“ angepriesen, viele seiner Motive seien zu „Ikonen der zeitgenössischen Kunst“ geworden. Stimmt alles, aber Österreichs Top-Künstler als Meilen-Schnäppchen zwischen Trolleys, Rotwein, Decken, TV-Geräten und Kaffeebechern?

Der Webshop von Miles & More ist ein riesiger Bauchladen. Meilenguthaben abzufliegen ist angesichts der knappen Verfügbarkeit an Sitzplätzen oft schwer möglich. Daher sollen die Kunden ihre Meilen beim Online-Shopping ausgeben. Die Lufthansa macht mit Miles & More ein gutes Geschäft, 142 Millionen Euro Gewinn in den vergangenen drei Jahren.

Die 65 Zentimeter hohe Editionsskulptur „Double Hold“, Aluminium sandgestrahlt, Auflage 25 Stück, wird um 21.000 Euro angeboten, plus 105.000 Flugmeilen. Für schnell Entschlossene gab’s einen „exklusiven Ausgabepreis“ von 18.000 Euro.

Anlass der Edition ist eine Wurm-Ausstellung in der Biblioteca Nazionale Marciana in Venedig, die noch bis 24. November läuft. Das Museum habe sich für den Weg über Miles & More entschieden, erklärt Wurm gegenüber dem KURIER. So könnten Leute erreicht werden, „die keine große Arbeit kaufen können und keinen Zugang zu Galerien haben“, sagt Wurm. Viele Künstler würden Editionen machen, Wurm verweist beispielsweise auf Jeff Koons. Für Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder ist ein Flugmeilenprogramm „kein ungewöhnlicher Schritt. Unorthodoxe Vertriebswege sind eine Möglichkeit, viele Menschen zu erreichen, die nicht den Weg in Museen oder Galerien finden.“

Helnwein in der Trafik

Die Frage sei, wie an Menschen herankommen, „die offen sind für Kunst, aber nicht in Museen gehen wollen“. Es gehe um „Werke für die kleine Börse und um einen niederschwelligen Zugang. Darum, finanzielle und psychologische Barrieren abzubauen.“

Aber gleich ein Sonderangebot im Meilenshop?

Die „Würde der Kunst“ gebe es nicht, argumentiert Schröder. Im Gegenteil, „die Demolierung der Kunst war das wichtigste Anliegen der Künstler im 20. Jahrhundert“. Einige der weltweit berühmtesten Künstler etwa würden immer wieder mit Modelabels zusammenarbeiten, „eine von einem Künstler gestaltete Tasche ist immer noch wesentlich billiger als das Kunstwerk selbst“.

Der Albertina-Chef erinnert an die Anfänge von Gottfried Helnwein. „Er hat in den 1970er-Jahren seine Bücher in Tabak-Trafiken vertrieben und konnte Hunderttausende Exemplare verkaufen.“ Erstmals gab es ein Kunstbuch in Österreich mit „hoher Auflage zu einem günstigen Preis – und Helnwein ist berühmt geworden“.

Dass sich Künstler heute mit preisgünstigen Editionen ihren Marktwert ruinieren, schließt Schröder aus. Kunstfreunde erinnern sich freilich noch an Ernst Fuchs oder Friedensreich Hundertwasser, die mit Druckgrafiken in riesigen Auflagen die Preise in den Keller schickten. „Das waren Auflagen mit vielen Tausend Stück, das können Sie nicht mit den Editionen von international renommierten Künstlern vergleichen“, sagt Schröder.

Miles & More will den Kunden weiterhin Kunst gegen Meilen verkaufen, die Auswahl der Künstler obliege der Partnergalerie Geer & Geuer in Düsseldorf. Neben Wurm würden „weitere Sonderaktionen und -editionen mit besonderen Werken angeboten“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Etwa von Günther Uecker, Jiří Georg Dokoupil, Julian Schnabel und Hermann Nitsch oder dem Jungstar Leon Löwentraut (in Deutschland bekannt als „Picasso aus dem Frühstücksfernsehen“).

Man arbeite intensiv an „einzigartigen und exklusiven Angeboten“. Dazu würden eben nicht nur Partnerschaften entlang der Reisekette zählen, „sondern auch vielfältige Angebote aus den Bereichen Shopping, Finanzen und Entertainment“.

Mehr als die Hälfte der Wurm-Edition ist übrigens bereits verkauft. Die 30 Stück der Edition Albertina waren schon fünf Tage nach der Ausstellungseröffnung weg. Dürfte vermutlich am niedrigeren Preis von 3.500 Euro gelegen sein.

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