Startseite Politik Was am Film „Konklave“ stimmt – und wo Hollywood nachgebessert hat

Was am Film „Konklave“ stimmt – und wo Hollywood nachgebessert hat

von Max

Der Papst ist tot, das Feilschen beginnt. Zwielichtige Kirchenfürsten verdrängen Würdenträger reinen Herzens, es wird gelästert, bestochen, diskreditiert.

Im Film „Konklave“ – wer nicht zu viel von der Geschichte wissen will, muss hier aufhören zu lesen – ist die Papstwahl nicht nur ein Akt der Würde. Sie ist ein politisches Ränkespiel, bei dem Konservative gegen Reformer stehen, bei dem auch manche Regel gebogen und gebrochen wird. Ist das auch in Wirklichkeit so? Und – Achtung, nochmals ein Spoiler – ist es denkbar, das ein völlig Unbekannter am Ende Papst wird?

Jein. Edward Berger, der Regisseur des Films, gab selbst zu, dass „Film immer eine erschaffene Realität“ sei; sein Team sprach zwar zur Recherche mit zahlreichen Kardinälen, die selbst an Konklaven teilgenommen hatten, doch die Einblicke waren dürftig – allzu viel dürfen die Kleriker nicht über Interna sagen.

Ob das der Grund für die Detailfehler im Film ist oder doch die klassische Hollywood-Zuspitzung, sei dahingestellt. Einige Abläufe im Film würden in der Realität jedenfalls so nicht stattfinden: Dass der verstorbene Papst wie im Film im Schlafanzug gezeigt wird, ist etwa völlig undenkbar. Das ist streng verboten, nachdem vergleichbare Fotos der toten Päpste Pius XII. und Pius X. an die Öffentlichkeit gelangt waren. In einem Fall war es sogar der Leibarzt des Papstes, der das Bild angefertigt und verkauft hatte.

Auch dass sich die Kardinäle gleich nach dem Ableben des Pontifex um den Leichnam drängen, ist vom Protokoll her untersagt. Das offizielle vatikanische Regiebuch für den Papsttod, der „Ordo Exsequiarum Romani Pontificis“, versucht einen derartigen Auflauf zu vermeiden; nur der „Camerlengo“, der Kardinaldekan und einige Personen aus dem engsten Kreis des Papstes, dürfen am Sterbebett stehen. Ebenso wenig wird der Fischerring, seit dem 14. Jahrhundert Insignie des Papstes, nicht wie im Film gleich zerbrochen. Das erledigen die Kardinäle erst bei einer späteren Sitzung.

Exkommunikation droht

Schwerwiegender sind aber die Fehler, die Kardinaldekan Lawrence (gespielt von Ralph Fiennes) unterlaufen. Dessen Kontaktaufnahme mit der Außenwelt wären im echten Vatikan nicht erlaubt, und auch die Unterhaltungen mit seinem Sekretär und den anderen Kardinälen wären mit einer hohen Strafe bedroht – seit Papst Benedikt XVI. folgt in einem solchen Fall die Exkommunikation. Auch dass Lawrence Informationen aus einer Beichte nutzt, um den Fehltritt eines anderen Kardinals aufzudecken, wäre verboten.

Freilich, ob sich während eines Konklave wirklich alle an diese strengen Regeln halten, wissen nur die Teilnehmer selbst. Denn der Vatikan sorgt sehr effizient dafür, dass die Kardinäle sich nicht mitteilen können: Handys und Laptops werden abgegeben, die Zimmer zugelost, die Fensterläden versiegelt. Auch Störsender gibt es, wie im Film.

Die Gefühlswallungen, die mancher Kardinal im Film erlebt, dürften aber etwas übertrieben sein. Zu diesen „großen emotionalen Ausbrüchen, wie sie in dem Film dargestellt werden, kommt es nicht, sagt der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki. Er war bei der Wahl Franziskus’ 2013 dabei und wird heuer einen neuen Pontifex mitbestimmen. Der Film habe ihm gefallen, erzählte er jetzt, doch „die Realität ist um einiges anders.“

Bleibt noch die Frage, ob die Schlusspointe dem Realitätscheck standhalten würde. Experten sind sich da ziemlich sicher: eher nicht. Dass ein unbekannter Geistlicher vom Papst geheim zum Kardinal ernannt wird, ist zwar plausibel; die geheime Ernennung passiert, wie im Film, manchmal in riskanten Weltregionen aus Sicherheitsgründen. Nur wenn der Papst das vor seinem Tod nicht dem Kardinalskollegium mitgeteilt hat, ist die Ernennung ungültig – und eine Wahl dieses mysteriösen Geistlichen zum nächsten Papst (letzter Spoiler) damit völlig unwahrscheinlich.

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