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Was Trumps Zölle auf Stahl und Alu bedeuten

von Max

IV-Chefökonom Christian Helmenstein sagt zum KURIER, Trump setze hier einen „unfreundlichen Nadelstich“, die Auswirkungen sind aber „nicht übermäßig gravierend“. Denn, die USA importieren zwar rund ein Viertel ihres im Land benötigten Stahls, der Großteil komme aber aus Ländern wie Kanada, Brasilien, Mexiko oder Südkorea. Helmenstein: „Die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie hat wegen der hohen Energiepreise gelitten. Daher werden uns die Zölle paradoxerweise weniger hart treffen als andere, weil wir ja schon Marktanteile verloren haben.“ Viel schlimmer seien die Auswirkungen für die US-Nachbarn Kanada und Mexiko. Trump störe die bisher gelebte Arbeitsteilung und in Wahrheit ein gesamtes Produktionsökosystem zwischen den drei Staaten massiv.

Kommt 3. Rezession?

Für WIFO-Ökonom Harald Oberhofer sind Trumps Zollpläne „ökonomisch ein Hochrisikospiel“. Bei insgesamt schwachen Exporten waren ausgerechnet die USA im Vorjahr für österreichs exportorientierte Unternehmen der größte Wachstumsmarkt. Das Risiko eines regelrechten Handelskrieges zwischen der EU und den USA könne das schwache Wirtschaftswachstum in Österreich weiter belasten. 

Für dieses Jahr wird – noch ohne Sparpaket und ohne Handelskonflikt – ohnehin ein Wachstum von lediglich 0,6 Prozent erwartet. Jeder weitere Dämpfer ist daher Gift und könnte zur dritten Rezession in Folge führen.

Bei Aluminium ist die Abhängigkeit der USA von Importen noch wesentlich größer als bei Stahl. Rund die Hälfte des gesamten Aluminiums muss eingeführt werden. Der überwiegende Teil kommt aus Kanada, dem weltweit größten Alu-Exporteur. Nach Kanada kommen mit weitem Abstand die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und China. 

Verteuern die Zölle die Importe, müssen US-Unternehmen und letztlich wohl die Verbraucher mit höheren Preisen rechnen, was die Inflation in den USA anheizen könnte. Den anderen Teil der US-Zölle müssten wohl die ausländischen Exporteure schultern, sprich in ihren Preisen unterbringen, wenn sie in den USA im Geschäft bleiben wollen. Wie konkret ein Unternehmen betroffen ist, hängt aber von vielen Faktoren ab.

Ein Beispiel: Deutschland ist der größte Stahlexporteur Europas, aber 80 Prozent der Ausfuhren gehen in die EU. Wenig verwunderlich sagt daher Deutschlands größter Stahlproduzent, Thyssenkrupp, dass die US-Zölle „nur sehr begrenzten Einfluss“ auf das eigene Geschäft haben werden. Denn man liefere nur hochwertige Produkte in die USA, habe dort eine sehr gute Marktposition und auch eine eigene Fertigung vor Ort. So stamme der Großteil der in den Staaten erzielten Einnahmen aus dem US-Handelsgeschäft und von der Thyssen-Autozuliefersparte.

Ein transatlantisches Freihandelsabkommen ist in weite Ferne gerückt

Deutschlands Kanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron haben schon EU-Gegenmaßnahmen angekündigt, sollte Trump seine Drohungen wahr machen. Schon in dessen ersten Amtszeit gab es 2018 Strafzölle auf Stahl und Alu aus Europa.

Europa reagierte mit Ausgleichszöllen auf Jeans, Motorräder von Harley-Davidson, Erdnussbutter oder Whiskey. Erst Joe Biden setzte die Zölle 2021 aus und seither gilt eine Art Stillhalteabkommen. Eine dauerhafte Streitbeilegung gelang aber nicht – wie sich jetzt zeigt. Auch ein transatlantisches Freihandelsabkommen wurde immer wieder angedacht, ist aber jetzt wieder in weite Ferne gerückt.

An den Märkten sind die Anleger was die Zölle betrifft schon abgestumpft. Übermäßig negative Reaktionen blieben aus, die meisten europäischen Börsen lagen am Montag im Plus. Die Voest verlor im Verlauf 1,9 Prozent, die Aktien von Thyssenkrupp fielen um 0,35 Prozent, Konkurrent Salzgitter  konnte sogar leicht zulegen. 

Die stärkste Auswirkung gibt es beim Goldpreis. Das Edelmetall hat am Montag seinen Höhenflug fortgesetzt und bei 2.906 Dollar ein Rekordhoch erreicht. 

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