Gestern vor 70 Jahren unterzeichnete Leopold Figl im Schloss Belvedere in Wien den Staatsvertrag, durch den Österreichs Souveränität wiederhergestellt wurde. In den Jahrzehnten zuvor war das Leben hier jedoch geprägt von Rassismus, Antisemitismus, Faschismus, Verfolgung, Propaganda, Diktatur, Krieg und Besatzung. Es ist eine Zeit, die nicht nur Österreichs Geschichte prägte, sondern besonders die Menschen – allen voran Kinder.
Ausstellung
Die neue Sonderausstellung „Kinder des Krieges – Aufwachsen zwischen 1938 und 1955“ im Haus der Geschichte in St. Pölten, in Kooperation mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung, widmet sich der Kindheit und Jugend in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche: von der autoritären Schuschnigg-Diktatur über den „Anschluss“ an Hitler-Deutschland bis zum Kriegsende 1945 und der zehnjährigen Besatzung.
Kindheiten waren in dieser Epoche geprägt von Mangel, Angst und Anpassungsdruck. Kinder wurden in einem System groß, das auf Indoktrinierung setzte: In Schulen und Organisationen wie der Hitlerjugend diente Erziehung dem Zweck, „Pflichtbewusstsein“ und bedingungslosen Gehorsam zu fördern – kritisches Denken war unerwünscht. Gleichzeitig zeigte sich die ganze Härte des Regimes: Jüdische Kinder wurden ausgegrenzt, verfolgt und deportiert, viele ermordet. Andere mussten sich an der „Heimatfront“ nützlich machen oder wurden im Bombenkrieg evakuiert.
Erzählte Erfahrungen
Die Ausstellung zeigt anhand persönlicher Erinnerungen von Zeitzeug:innen zwischen 75 und 99 Jahren, wie Kinder auch unter diesen Bedingungen Verantwortung übernahmen, Freiräume nutzten und teils sogar Widerstand leisteten. Sie lässt Lebensgeschichten aus Stadt und Land, aus Täter- und Opferfamilien sichtbar werden – in einer Zeit, die bis heute nachwirkt. Texte in „Leichter Sprache“ ermöglichen auch Menschen mit Lernschwierigkeiten Zugang. Zudem richtet sich die Ausstellung bewusst an Jugendliche ab 13 Jahren: Denn Geschichte verstehen heißt, Gegenwart begreifen.