Startseite Politik Was von Wlazny und der Bierpartei übrig bleibt

Was von Wlazny und der Bierpartei übrig bleibt

von Max

Freilich: Bei der Bundespräsidenten-Wahl 2022 schaffte Wlazny in Wien noch den beachtlichen zweiten Platz. Zwar deutlich hinter Amtsinhaber Alexander Van der Bellen, aber knapp vor FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz. Bundesweit landete er auf Platz drei (8,3%). Was die Hoffnung nährte, in den Nationalrat einziehen zu können.

Dabei hatte der stets in schwarzer Rockerkluft gekleidete Wlazny die Bierpartei 2015 noch als Spaßprojekt gegründet, das in Wahlkämpfen mit Forderungen wie Bierbrunnen für jeden Bezirk auffiel. Das sollte immerhin reichen, um bei der Wien-Wahl 2020 in elf Bezirksvertretungen einzuziehen. Wlazny selbst wurde Bezirksrat in Simmering. 

Selbst Zeitungen in Lateinamerika berichteten über die „partido de la cerveza“.

Ernüchternder Wahlkampf 

Der Rollenwechsel ins ernsthafte politische Fach sollte aber nicht gelingen: Im Nationalratswahlkampf 2024 irritiere Wlazny damit, dass er Medien so gut als möglich aus dem Weg ging. Bei seinen raren Interviews offenbarte der 38-Jährige erhebliche Unsicherheiten und inhaltliche Blößen. Die logische Konsequenz: Wurde der Bierpartei zu Beginn des Wahlkampfs noch realistische Chancen eingeräumt, in den Nationalrat einzuziehen, reichte es am Wahlabend letztlich nur für zwei Prozent. 

Die Geldflüsse an die Bierpartei

Nicht wenige Sympathisanten fühlen sich nun von der Bierpartei verschaukelt, flossen doch in das letztlich überschaubar ambitionierte Projekt beträchtliche Geldsummen. Etwa nach der Wahl 311.000 Euro an Parteienförderung.

Weit höher dürften aber die Einnahmen sein, die bereits zuvor über eifrig beworbene Parteimitgliedschaften und Spenden hereinkamen. Ende April hatte Wlazny angegeben, 55 Prozent des über diese Schiene angepeilte Wahlkampf-Finanzierungsziels von 1,2 Millionen Euro erreicht zu haben. Was also rund 600.000 Euro bedeuten würde. Genaue Angaben macht die Partei auf Anfrage dazu nicht.

Bleibt die Frage, was mit all diesen Geldern passiert ist, zumal die Bierpartei einen nicht gerade kostenintensiven Wahlkampf geführt hat. Laut Partei sei das „gesamte Budget“ unter anderem in den Aufbau der Partei, Kundgebungen und Medienarbeit geflossen.  

Klarheit über Finanzgebarung die Bierpartei werde erst dann herrschen, wenn die Rechenschaftsberichte vorliegen, die die Partei beim Rechnungshof einbringen muss, sagt der Politologe Hubert Sickinger zum KURIER. Spannend sei die Frage, was mit den allfällig noch vorhandenen Geldern passiert, sollte sich die Partei auflösen. In der Satzung der Bierpartei finden sich keine Hinweise darauf. 

Dass die ganze Wahlkampagne dazu diente, an Mitglieds- und Spendengelder zu kommen, glaubt der Experte nicht. Nicht zu unterschätzen sei aber der Werbewert für die vielfältigen wirtschaftlichen Tätigkeiten Wlaznys und dessen Vater Michael, der als Bundesgeschäftsführer der Partei agiert. Unter dem Titel „Pogo’s Empire“ führen die beiden ein Unternehmen, zu dem unter anderem ein Plattenlabel und das in Supermärkten erhältliche Turbobier gehört. 

Erinnerungen an Richard Lugner

„Eine Werbekampagne, die der medialen Aufmerksamkeit entspricht, die Wlazny in den vergangenen Monaten zuteilwurde, würde sehr viel Geld kosten“, ist Sickinger überzeugt. Er ortet Parallelen zu den einstigen politischen Aktivitäten des umtriebigen Baumeisters Richard Lugner. 

Jetzt will die Bierpartei jedenfalls „anders weitermachen“. Wie genau, ist noch offen. 

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