Im Zuge einer Serie haben wir zwei Jahrzehnte in Österreichs Nachwuchsnationalteams durchforstet und die Spieler gesucht, die einst als riesige Talente galten, dann aber doch nicht den Absprung schafften und zumeist in den Niederungen des Amateurfußballs verschwanden.
Ylli Sallahi
Es war der 5. April 2014, als der gebürtige Kosovare Ylli Sallahi im Auswärtsspiel beim FC Augsburg für den FC Bayern München – damals bereits fix deutscher Meister – von Beginn an auflief. In der Abwehr spielten neben ihm Daniel van Buyten und Javi Martínez, im Tor stand Manuel Neuer, die Doppelsechs bildeten Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos, sein Vordermann war Pierre-Emile Höjlund, neben dem Claudio Pizarro und Xherdan Shaqiri aufliefen, Solospitze war Mario Mandzukic. An der Seitenlinie stand Pep Guardiola.
Damals war der in Kapfenberg aufgewachsene Sallahi seit wenigen Tagen 20 Jahre alt. Knapp drei Jahre nach seinem Bundesligadebüt war seine vielversprechende Karriere aber auch schon wieder zu Ende.
Sallahi wechselte einst im Alter von 16 Jahren aus der Jugend von Kapfenberg zum FC Bayern. Im Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters war er eine echte Konstante: Der Linksverteidiger kam für die U19 der Bayern in 48 Partien auf elf Tore und zehn Assists und machte sich auch in der zweiten Elf der Münchner einen Namen als torgefährlicher, moderner Flügelverteidiger. Dort traf der durchsetzungsstarke Linksfuß in 66 Partien siebenmal.
Trotz seines Bayern-Debüts und einigen weiteren Malen auf der Bank des Meisters reichte es aber nicht für eine große Karriere. Als Sallahi bereits U21-Teamspieler war – in der schon damals von Werner Gregoritsch betreuten Truppe kam er auf zwei Tore in elf Partien – wurde er im Jänner 2015 zum Karlsruher SC transferiert. Über die zweite deutsche Bundesliga wollte er doch noch den Sprung nach ganz oben schaffen.
In Karlsruhe fingen aber die Probleme an: Speziell in der Saison 2015/16 war Sallahi noch weitgehend Stammspieler beim KSC und gelegentlich warfen ihn Probleme mit Rücken und Sprunggelenk zurück. Der damalige Trainer Tomas Oral setzte aber noch recht regelmäßig auf den Linksverteidiger. Nachdem dieser allerdings im Dezember 2016 gehen musste und durch Mirko Slomka ersetzt wurde, wurde es für Sallahi schwieriger. Der neue Trainer setzte nicht mehr auf ihn, wurde aber ohnehin binnen kürzester Zeit selbst von Neo-Coach Marc-Patrick Meister ersetzt.
Mit dem wiederum kam es zu einem Zerwürfnis, bei dem angeblich ordentlich die Fetzen flogen. Im Frühling 2017 spielte Sallahi nur noch zweimal, der KSC stieg in die 3. Liga ab. Der Vertrag hätte zwar auch für die dritte Leistungsstufe Gültigkeit gehabt, wurde aber nach dem Abstieg dennoch aufgelöst. Nachdem sich Sallahi in der Endphase seiner KSC-Zeit den Ruf eines „schwierigen“ Spielers einbrockte, fand er danach keinen Klub mehr. Bei seinem letzten Spiel auf Profiebene war das ehemalige, riesige Bayern-Talent gerade mal 22 Jahre alt.
Später trainierte der Steirer zwar noch beim TSV 1860 München mit, zu einer Verpflichtung kam es allerdings nicht. Sallahi beendete seine Karriere 23-jährig während der Sommervorbereitung auf die Saison 2017/18…