Die Ski-Weltmeisterschaft ist am vergangenen Wochenende zu Ende gegangen – und das mit einer erfolgreichen Medaillenbilanz für Österreich. Beim Material setzen die heimischen Athleten auf die verschiedensten Hersteller. Welche Unternehmen stehen eigentlich hinter den bekannten Skimarken und wo produzieren sie ihre Sportgeräte? Ein Überblick:
In der Saison 2023/24 nach Weltcuppunkten am erfolgreichsten war das ursprünglich amerikanische Unternehmen Head, gefolgt von Rossignol und Atomic. Auch Stephanie Venier holte bei der vergangenen WM für Österreich auf ihren Head-Ski Gold im Super-G.
Das Unternehmen des FIS-Präsidenten
Die Firma Head, die jährlich 450 Millionen Euro erwirtschaftet, sitzt heute in Amsterdam und in Kennelbach (Vorarlberg). Das Vorgängerunternehmen Head Tyrolia Mares (HTM) hatte in den 1990er-Jahren kurzzeitig zum heimischen Staatsunternehmen Austria Tabak gehört.
Seit 1995 gehörte das Unternehmen dem heutigen Präsidenten des Internationalen Skiverbands (FIS) aus Schweden, Johan Eliasch, der Head nach mehreren Jahren an der Börse seit 2013 wieder schrittweise zurückgekauft hat.
Die Ski werden in Kennelbach und Budweis (Tschechien) produziert, Bindungen und Skischuhe im niederösterreichischen Schwechat. Die Tennisschläger von Head stammen aus Fernost.
Familienbetrieb mit schwächelnder Nachfrage
Auch das oberösterreichische Unternehmen Fischer konnte bei der WM mit dem überraschenden Riesentorlauf-Sieg von Raphael Haaser eine Goldmedaille verzeichnen. Das Unternehmen mit seinen rund 1.000 Mitarbeitern steht heute – nachdem 2002 die Anteile von einem japanischen Partner zurückgekauft wurden – wieder vollständig in Familienbesitz. Auch die Sportkleidungsmarke Löffler gehört dazu.
Der Umsatz von Fischer lag 2023/24 bei 163,8 Millionen Euro und war damit um fast 35 Millionen Euro geringer als im Jahr zuvor. 2024 musste das Unternehmen außerdem aufgrund schwächelnder Nachfrage im nordischen Bereich 150 Stellen in der Produktion abbauen. Diese findet bis heute in Ried im Innkreis statt, daneben besteht seit fast 40 Jahren eine Fabrik in der ukrainischen Stadt Mukatschewo etwa 40 Kilometer von der Grenze zu Ungarn und der Slowakei entfernt.
Raphael Haaser feiert seinen Sieg am Podium.
Von Österreich bis nach Italien verkauft
Auch die heimische Skifirma Blizzard produziert an ihrem Gründungsort in Mittersill (Salzburg) sowie in der Ukraine. Das Unternehmen, das zwischenzeitlich in den 1990er-Jahren in eine Insolvenz gerutscht und vom Schweizer Sportartikelhersteller Scott übernommen wurde, gehört seit 2007 zur italienischen Tecnica-Gruppe.
Zum Konzern aus Venetien gehören neben Blizzard auch die Skischuhmarke Tecnica, der Ski und -schuhhersteller Nordica, der Bergschuhhersteller Lowa und der Produzent der kultigen Winterstiefel Moon Boot. Der Jahresumsatz des Konzerns betrug 2023 540 Millionen Euro. Wie Fischer musste Blizzard in den vergangenen Jahren wegen zu wenigen Bestellungen rund 80 Stellen abbauen.
Atomic ist heute in chinesischer Hand
Auch das Salzburger Unternehmen Atomic gehört seit einem Konkurs in den 90ern zu einer ausländischen Gruppe, und zwar zum finnischen Konzern Amer Sports, zu dem etwa auch die Sportartikelmarke Salomon gehört. Über alle Marken erwirtschaftete Amer Sports 2023 mehr als vier Milliarden Euro und damit fast um ein Viertel mehr als im Vorjahr.
Die Firma Atomic, die bei der WM etwa durch die Abfahrts-Zweite Mirjam Puchner vertreten war, ist heute großteils in chinesischer Hand: Amer Sports gehört nämlich zu knapp 95 Prozent einem internationalen Konsortium unter der Führung der chinesischen Anta Sports. 2024 gab das Unternehmen außerdem bekannt, dass Amer Sports mittlerweile fast 20 Prozent seines Geschäfts in China macht.
Mirjam Puchner wurde Zweite bei der WM-Abfahrt.
Produziert werden die Atomic-Ski weiterhin in Altenmarkt im Pongau, daneben besteht ein Werk in Bulgarien. Die Skischuhe der Marke werden in Rumänien gefertigt. Insgesamt beschäftigt Atomic rund 1.000 Mitarbeiter.
Französische Gruppe will mehr Regionalität
Auch der französische Skihersteller Rossignol möchte wieder vermehrt auf Regionalität setzen und hat deswegen die Produktion der Ski von Asien nach Europa zurückverlegt. Den Großteil seiner Produkte fertigt das Unternehmen seither in fünf europäischen Werken in Frankreich, Italien und Spanien. Vor allem Textilien werden aber weiterhin in China und Südostasien produziert.
Die Firma Rossignol, zu der auch die Marken Look (Bindungen), Dynastar (Ski) und Lange (Skischuhe) gehören, ist seit 2013 Teil der schwedischen Beteiligungsgesellschaft Altor. Im Geschäftsjahr 2023/24 hat Rossignol einen Umsatz von 372 Millionen Euro erwirtschaftet. Ein Rückgang nach dem Rekordjahr 2022/23, in dem die Gruppe erstmals die 400-Millionen-Euro-Marke überschritten hatte.
Marcel Hirscher setzt auf Red Bull
Noch im Aufbau befindet sich gerade die junge Skimarke von Rennstar Marcel Hirscher, Van Deer. Ein Jahr nach der Gründung ist 2022 der Getränkeproduzent Red Bull eingestiegen und hält heute mit 51 Prozent die Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen. Hirscher gehören heute noch 45 Prozent der Anteile.
Produziert werden die Ski bei Mittersill im Oberpinzgau und in Fürnitz in der Skifabrik, in der früher der slowenische Skihersteller Elan produziert hat. Im Weltcup ist Van Deer bereits vertreten: Der Gesamtwertungs-Zweite bei den Herren, Henrik Kristoffersen, fährt den Ski seines Ex-Kollegen Hirscher.
Der Tabellenführende, Marco Odermatt, setzt auf einen Ski aus seinem Heimatland, und zwar vom Schweizer Familienunternehmen Stöckli.
An der Spitze der Wertung aktuell nicht vertreten ist der Vorarlberger Hersteller Kästle. 2024 brachte das Unternehmen, das seit mehreren Jahren einen tschechischen Mehrheitseigentümer hat, aber die Olympiasiegerin Anna Veith zurück ins Skigeschäft – jedoch nicht als Rennläuferin, sondern als Markenbotschafterin.