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Wenn ein KI-Jesus biblischen Beistand leistet

von Max

Von Franziska Trautmann

Ein Gespräch mit Jesus? Für viele Gläubige eine Wunschvorstellung, für Schweizer fast Realität. In der Peterskapelle in Luzern können Besucher mit einem KI-Jesus-Avatar sprechen. Das „Immersive Realities Research Lab“ von der Hochschule Luzern konzipierte die Installation als befristetes Kunstprojekt und sorgte damit bereits für einiges an Aufmerksamkeit.  

Mehr als 1.000 Menschen, darunter nicht nur Katholiken, sondern weltweite Interessenten von den unterschiedlichsten Religionen, nutzten bereits die Gelegenheit, den Avatar um Antworten auf ihre geistlichen Fragen zu bitten – laut Umfragen großteils zufriedenstellend.

Jesus in 100 Sprachen

Statt einem Priester befindet sich ein gekrümmter Monitor mit dem Antlitz Jesu hinter dem hölzernen Gitter auf dem Beichtstuhl. Der KI-Jesus mit dem offiziellen Namen „Deus in machina“ hört bekümmerten Besuchern zu und steht mit biblischem Rat zur Seite. 

Vor der Installation fütterten die Theologen die Projektion des jungen Mannes mit dem Neuen Testament. Damit scheint er recht bibelfest – noch dazu in 100 verschiedenen Sprachen

Kein „Beichtvater“

Die Idee Künstliche Intelligenz (KI) und Kirche zu verbinden steht eigentlich schon länger im Raum und wurde in den letzten zwei Jahren von Theologen und Informatikern der Hochschule in Luzern mit dem Bildschirm-Jesus in die Tat umgesetzt. 

Das Kunstprojekt soll nämlich nicht unbedingt religiösen Beistand für Gläubige bieten, sondern eigentlich eher zum kritischen Nachdenken über Grenzen von Technologie im Kontext von Religion anregen. Da stellt sich die Frage, ob dieses Ziel damit erreicht werden kann oder der Sinn hinter der neuen „Touristenattraktion“ in der kleinen Pfarre verloren geht. 

Bevor ein Interessent mit Jesus sprechen darf, muss er eine Datenschutzerklärung bestätigen. Die Maschine weist drauf hin, kein „Beichtvater“ zu sein und rät vom Teilen persönlicher Informationen ab, vor allem von Konfessionen. 

Nicht zu vergessen, KI ist immer noch mit dem Internet verbunden und verarbeitet daraus gewonnene Daten, aber auch neu erlernte – deshalb ist diese Technologie mit Vorsicht zu genießen.

Zwei Drittel sind überzeugt

Trotzdem haben bis jetzt ein Großteil der Besucher positiv auf KI-Jesus reagiert und so mancher sogar einen guten Ratschlag für seinen weiteren Weg bekommen. Laut Marco Schmid, theologischer Mitarbeiter der Peterskapelle, deuten die Rückmeldungen  darauf hin, dass zwei Drittel von ihnen eine „spirituelle Erfahrung“ gemacht hätten. 

Während der Ausstellung haben insgesamt 900 Menschen ein Gespräch mit dem KI-Jesus geführt, davon füllten 230 einen Fragebogen über ihr Erlebnis aus. Die Bandbreite an Themen reichte von Liebe, über Gott, bis hin zu LGBTQIA+. 

Die Mehrheit an Interessenten bestand aus älteren katholischen Christen. Laut der Umfrage konnte Bildschirm-Jesus viele Menschen mit seinen Antworten von sich überzeugen, überraschenderweise berichteten auch viele Atheisten und Agnostiker von einer positiven spirituellen Erfahrung.

„Wir können also sagen, dass sie einen religiös positiven Moment mit diesem KI-Jesus hatten. Das war für mich überraschend“, merkte Schmid an. Andere Besucher hinterließen aber auch negatives Feedback, dazu argumentiert Schmid: „Ich habe den Eindruck, dass er manchmal wirklich sehr gut war und die Leute unglaublich glücklich und überrascht und inspiriert waren. Und dann gab es auch Momente, in denen er irgendwie nicht so gut war, vielleicht eher oberflächlich.“ 

Anscheinend konnte KI-Jesus doch nicht jeden Besucher von sich überzeugen. 

Kein Einfluss auf Ratschläge

Nicht nur Gläubige, sondern auch die katholische Kirche selbst beäugt die Situation mit kritischem Blick. Mit dem Bildschirm-Jesus ist die Kirche nämlich kein kleines Risiko eingegangen, zwar hat die KI ein fundiertes Bibelwissen erlernt, aber auf die theologische Bibel-Auslegung hat man keinen Einfluss. 

Dadurch könnte die Maschine auch Interpretationen oder spirituelle Ratschläge, die im Widerspruch zur kirchlichen Lehre stehen, geben. Bei den Testläufen vor der Installation kein Problem. Trotzdem bleibt es ein Spannungsfeld in den eigenen Reihen. 

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