Wenn am Donnerstag Cercle Brügge zum LASK nach Linz kommt, dann könnte das unangenehm werden für die Athletiker. Unangenehm, so wird der kleinere Klub der Stadt Brügge immer wieder genannt.
Gegen Cercle Brügge spielt man in Belgien nicht gerne. Dafür verantwortlich ist ein Österreicher: Miron Muslic, seit gut zwei Jahren Cheftrainer des Klubs, kommt mit diesem Terminus gut klar. Der 42-Jährige hat den Klub in den vergangenen beiden Saisonen auf die Plätze sechs und vier geführt.
Er liebt es, ein unangenehmer Gegner zu sein und sagt: „Wir definieren uns über das Spiel gegen den Ball und über Intensität.“ Soll heißen: Für schöne Ballstafetten und Kombinationen hat man bei Cercle nicht viel über. Es geht um Pressing, ständiges aggressives Attackieren und schnelles Umschalten. Wenn man den Ball hat, dann wird er gerne einmal hoch nach vorne geschlagen und nachgesprintet.
Mit diesem Fußball hat man in der belgischen Liga so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal. Doch dieser Stil hat den Klub nun erstmals auch in die Gruppen- bzw. Ligaphase eines internationalen Bewerbs befördert.
Neuer Rhythmus, alte Spielidee
Und da ist man nun in der Conference League am Donnerstag beim LASK zu Gast. Nach einem 6:2-Sieg gegen St. Gallen und einer 1:3-Niederlage gegen Vikungur Reykjavik plant Miron Muslic diesmal wieder Punkte ein. Drei Siege in den jüngsten drei Pflichtspielen lassen den früheren Stürmer von Wörgl oder Ried nun auch durchatmen nach einem durchwachsenen Saisonstart. „Der Verein spielt zum ersten Mal überhaupt im Drei-Tages-Rhythmus und es hat Zeit gebraucht, bis sich alle an diese Belastung gewöhnt haben“, sagt Muslic. Dazu kommt, dass Platz vier in der vergangenen Saison auch Begehrlichkeiten erweckt haben und das Team auch einen personellen Umbruch zu bewältigen hatte.
Dem eigenen Stil ist man jedenfalls treu geblieben, trotz des Umbruchs und schwierigen Saisonstarts. „Ganz Belgien hat sich auf uns eingestellt. Aber diese Spielidee ist und bleibt unser Fundament“, sagt der Trainer. „Die Challenge war für uns nur, uns an den engen Spielrhythmus anzupassen.“
Längstdienener Trainer Belgiens
Dass man das geschafft hat, soll nun am Donnerstag der LASK zu spüren bekommen. Dass man in Österreich mit intensivem Pressing Erfahrungen hat, ist Miron Muslic bewusst. Natürlich auch, dass Markus Schopp für einen gänzlich anderen Fußball steht. Ein Duell der Gegensätze? „Durchaus. Markus Schopp will mit seinen Teams durch Ballbesitz dominieren, er verfolgt das überall akribisch, ich habe großen Respekt vor seiner Arbeit.“
Wertschätzung genießt Muslic aber auch selbst an seiner Wirkungsstätte. Die Partie in Linz ist sein 97. Pflichtspiel als Cercle-Chefcoach. „Ich bin der längstdienende Trainer in der belgischen Liga, hier fliegen die Trainer ja nach der Reihe.“
Und wenn es nach ihm geht, wird er gern noch länger bleiben. Auch wenn er alleine in Brügge ist, während seine Frau und die drei Kinder (19, 14 und sieben Jahre jung) im oberösterreichischen Salzkammergut leben. „Brügge ist unglaublich schön, die Lebensqualität ist sehr hoch. Aber das Fehlen der Familie macht mir schon zu schaffen.“ Da ist ein Europacup-Auswärtsspiel in der Heimat willkommen.