Startseite Politik Wie Donald Trump die Wahl in Kanada beeinflusst

Wie Donald Trump die Wahl in Kanada beeinflusst

von Max

Noch vor wenigen Monaten lagen die kanadischen Konservativen um scheinbar unaufholbare 25 Prozentpunkte vor den Liberalen.

In einem Dauerwahlkampf um Themen wie Inflation, Wohnungsnot und einem vermeintlich überforderten Gesundheitssystem trieb Oppositionsführer Pierre Poilievre seinen ewigen Kontrahenten, Premier Justin Trudeau vor sich her. Poilievre machte Trudeau, der zehn Jahre an der Spitze einer von der sozialdemokratischen Kleinpartei NDP gestützten Minderheitsregierung stand, zu einer Art Hassobjekt für immer größere Bevölkerungsteile im Land.

Trudeaus Klimapolitik mit der heftig umstrittenen CO2-Steuer als sichtbarstem Aufhänger, war eine der größten Angriffsflächen. Poilievres Kurs des „Canada first“, stark angelehnt an Donald Trump, fiel auf fruchtbaren Boden, er galt lange als nahezu sicherer Wahlsieger.

Doch dann zog Donald Trump am 20 Jänner ins Weiße Haus ein, verhängte schmerzhafte Zölle trotz des aufrechten Freihandelsabkommens mit dem Nachbarland und fantasierte öffentlich über die Einverleibung Kanadas. Und plötzlich war alles ganz anders.

Stimmung gedreht

Trudeau erklärte seinen Rücktritt, im März folgte ihm der frühere Notenbankchef und anerkannte Krisenmanager Mark Carney als Premier – und konnte die Stimmung im Land völlig drehen.

Gemäß der letzten Umfragen vor der heutigen Parlamentswahl liegen die Liberalen jetzt zwischen fünf und sechs Prozentpunkte vor den Konservativen. Politische Beobachter sind sich einig: Mit seinen Annexionsfantasien war Donald Trump Mark Carneys wichtigster Wahlhelfer.

Oppositionschef Pierre Poilievre mit Ehefrau Anaida

Einer der das auf den Punkt bringt, ist Bernd Althusmann, Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ottawa. Er sagte in einem Interview mit der APA, die Trotzreaktion der Bevölkerung auf Trumps Zölle und seine Aussagen über Kanada als 51. US-Bundesstaat sei massiv gewesen. „Ich habe selten so eine patriotische Stimmung erlebt. Wir haben hier enorme, fast tektonische Verschiebungen in der Wählergunst erlebt“, so Althusmann.

Spannend an Favorit Carney ist unter anderem, dass er ein Quereinsteiger im Politgeschäft ist und sich nun vor allem in der Abgrenzung zu Trump profiliert hat. Die USA seien „kein verlässlicher Partner mehr“, ist aus dem Mund des kanadischen Premiers doch eine bemerkenswerte Aussage. Der in Harvard und Oxford ausgebildete Ökonom war nach seiner Zeit bei Goldman Sachs Notenbankchef in Kanada während der Weltfinanzkrise von 2008 bis 2013. Dass Kanada relativ gut durch diese Krise kam, wird auch ihm zugeschrieben. Zwischen 2013 und 2020 war Carney außerdem als erster Nicht-Brite ausgerechnet in der turbulenten Brexit-Phase Chef der Bank of England. Er war immer wieder für einen Politjob im Gespräch, auch Trudeaus Vorgänger, der konservative Premier Stephen Harper (2006 bis 2015) soll ihm das Amt des Finanzministers angeboten haben.

Weg mit CO2-Steuer

Doch ernst wurde es erst jetzt, nach seiner Zeit in London war der Vater von vier Töchtern bis Jänner UNO-Sondergesandter für Klimaschutz. Eine von Carneys ersten Amtshandlungen: Er schaffte Trudeaus CO2-Steuer für Private ab, beließ sie aber für die Industrie.

Ganz anders Poilievre: Dem für seine bissigen Aussagen und prägnanten Slogans wie „Axe the Tax“ („Streicht die Steuer“) bekannten Oppositionschef kam seine Wahlkampfstory vom kaputten Kanada, das er wieder groß machen müssen, abhanden. Die BBC bezeichnete ihn als „Trump light“, die FAZ sieht ihn ihm einen „sanften Rechtspopulisten“, der ein „Schutzschild gegen die rechtsautoritäre Bedrohung“ sein könnte.

Mit Donald Trump will der 45-jährige zweifache Vater jetzt nichts mehr zu tun haben. Dennoch gibt es viele Paralleln von „Law and Order“ bis zum Kampf gegen die „woke Ideologie“. Doch selbst Trump ging zuletzt auf Distanz zu ihm. Poilievre sei nicht „MAGA genug“ und „dummerweise kein Freund von mir“.

über uns

Wp logo2

Damit wir Ihnen möglichst schnell weiterhelfen können, bitten wir Sie, je nach Anliegen über die hier genannten Wege mit uns in Kontakt zu treten.

Aktuelle Nachrichten

Newsletter

2020-2022 – Wiener Presse. Alle Rechte vorbehalten