Startseite Wirtschaft Wie ein österreichischer Hidden Champion die Welt der Bahnmotoren erobert

Wie ein österreichischer Hidden Champion die Welt der Bahnmotoren erobert

von Max

In Wiener Neudorf, rund 20 Kilometer südlich von Wien, hat ein sogenannter Hidden Champion seinen Sitz. Die Rede ist von der Traktionssysteme Austria GmbH (TSA). „Wir sind der weltweit größte Hersteller von elektrisch rotierenden Maschinen, das sind Motoren für Schienenfahrzeuge“, sagt TSA-Chef Robert Tencl. „Wenn sie in Wien mit einer Straßenbahn und U-Bahn fahren, sind unsere Elektromotoren drinnen. Wenn sie mit Zügen der Westbahn fahren, sind unsere Motoren drinnen. Das geht bis zu Lokomotiven von Hochgeschwindigkeitszügen und Güterzug-Lokomotiven.“

Das Unternehmen, dessen größter Einzelgesellschafter der Schweizer Unternehmer Peter Spuhler ist, produziert pro Jahr rund 10.000 Bahnmotoren und ist damit Weltmarktführer. Spuhler ist auch Großaktionär des Schweizer Zugherstellers Stadler Rail.

„Die österreichischen Alt-Gesellschafter haben vor fünf Jahren ihre Anteile verkauft und Spuhler hat gesagt, bevor ein so wichtiger Zulieferer für eines meiner Unternehmen in die falschen Hände gelangt, schlage ich hier zu und übernehme ich 48 Prozent der Anteile“, sagt Tencl. „Stadler Rail ist mit 35 Prozent Anteil der größte Kunde von uns.“

Krisenresistent

Tencl legt Wert auf die Feststellung, dass TSA ein unabhängiges Unternehmen ist. Stadler behandle TSA nicht besser als andere Zulieferer.

„Wir beliefern mit unseren Produkten auch die Mitbewerber von Stadler“, sagt der Manager. „Der spanische Hersteller CAF ist mit 25 Prozent Anteil der nächstgrößte Auftraggeber. Wir liefern an Siemens, Alstom und an den polnischen Hersteller PESA.“ Die TSA zieht Jahr für Jahr lukrative Aufträge an Land: 2023 die Komponentenlieferung für Hochgeschwindigkeitszüge in Abu Dhabi und für Straßenbahnen in Marseille und Montpellier. 

2024 war das beste Geschäftsjahr in der Firmengeschichte. Der Umsatz wurde von 118 Millionen auf 145 Millionen Euro gesteigert – ohne Indien-Geschäft.

Infrastruktur-Programme

„Das Gute am Schienenfahrzeugmarkt ist, dass er einigermaßen Konjunktur unabhängig ist. Wenn in Europa die Konsumnachfrage zurückgeht, dann haben wir in der Schienenfahrzeugindustrie eher die Situation, dass die Regierungen geneigt sind, in Infrastruktur zu investieren“, sagt der TSA-Chef. „Die ÖBB haben ein Beschaffungsprogramm laufen, dass noch nie so groß war wie momentan, weil der Druck auf die Bahnverwaltungen steigt, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen.“

Für seine Branche sei es auch wichtig, in welchem Land Großereignisse wie Olympische Spiele oder eine Fußball-WM stattfinden. „Marokko, das mit Spanien die Fußball-WM 2030 ausrichtet, hat eine der größten Beschaffungsaktionen im öffentlichen Nahverkehr gestartet, wie es die Geschichte noch nicht gesehen hat“, sagt Tencl. „Diese Länder nutzen das auch zu einem Upgrading ihrer in die Jahre gekommenen Infrastruktur.“

Indien-Jointventure

Indes ist der indische Bahnmarkt der größte der Welt. „Dort haben wir ein 50:50-Joint-Venture und produzieren 3.000 für den indischen Markt“, sagt der TSA-Chef. „Wir werden in Indien 60 Millionen Euro Umsatz machen.“ 

Lohnfertigung in Bosnien

In Bosnien hat TSA ein Werk für Lohnfertigung. Dort werden die elektrischen Wicklungen in den Motoren durchgeführt. Und das aus Kostengründen. Robert Tencl: „In Bosnien haben wir ein Zehntel der Lohnkosten von Österreich. Bei jedem Motor, je nach Größe, bedarf es 60 bis 80 Handarbeitsstunden bei der Wicklung. Das machen wir schon seit 20 Jahren.“ In Österreich und Bosnien beschäftigt TSA insgesamt rund 700 Mitarbeiter.

über uns

Wp logo2

Damit wir Ihnen möglichst schnell weiterhelfen können, bitten wir Sie, je nach Anliegen über die hier genannten Wege mit uns in Kontakt zu treten.

Aktuelle Nachrichten

Newsletter

2020-2022 – Wiener Presse. Alle Rechte vorbehalten