„Hab einen schönen Tod – und bis morgen!“ Fast täglich muss sich Mickey Barnes blöde Witze wie diese anhören. Er ist ein sogenannter „Expendable“, ein Experte im Sterben: Mickey arbeitet im Weltraum auf einem Eisplaneten, den ein wahnwitziger Anführer namens Marshall für eine neue, hochwertige Menschenrasse erschließen will. Mickey wird als Versuchskaninchen für alle möglichen Missionen eingesetzt – immer mit tödlichen Folgen. Doch kaum ist er (qualvoll) verstorben, wird er von einem Humandrucker als neuer Mensch wieder ausgedruckt – und alles beginnt von vorne.
„Mickey 17“ (Kinostart: 6. März) nennt sich die heiß erwartete Sci-Fi-Satire des koreanischen Oscarpreisträgers Bong Joon-ho, die auf der Berlinale ihre deutsche Premiere feierte. Sechs Jahre sind seit seinem Welterfolg mit „Parasite“ vergangen, doch nun beweist Bong erneut seine Meisterschaft in hoch vergnügliche Gesellschaftskritik. „Twilight“-Star Robert Pattinson brilliert in einer Doppelrolle: Mickey 17 wird nämlich versehentlich ein zweites Mal ausgedruckt und steht plötzlich seinem eigenen Wiedergänger, Mickey 18 gegenüber. Zuerst bekämpfen die beiden einander, schließen sich dann aber im Widerstand gegen den faschistoiden Oberbefehlshaber zusammen.
Mark Ruffalo spielt den durchgeknallten, machtversessenen Marshall mit leicht orangiger Gesichtsfarbe und sichtlicher Anlehnung an den US-Präsidenten. Als auf dem Eisplaneten ulkige Aliens auftauchen, die aussehen wie eine Mischung aus Gürteltier und Tausendfüßler, plant er umgehend die totale Vernichtung der „ekeligen Kakerlaken“. „Mickey 17“ ist weniger kompakt erzählt als Bongs enggestricktes „Parasite“, sorgt aber als apokalyptisch-galaktische Kapitalismusparabel im Lowtech-Look-Look für lebhafte Unterhaltung. Als eine der Agentinnen dem verhassten Anführer ihr „Fuck you!“ entgegen brüllte, brach der Saal in Berlin in spontanen Szenenapplaus aus.