Wie geht es nach der Nationalratswahl weiter? Welche Koalitionen zeichnen sich ab? Wer wird von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit der Regierungsbeteiligung beauftragt? Viele Fragen bleiben nach dem Sonntag offen. Fest steht: Die Regierungsbildung wird schwierig – und aller Voraussicht nach langwierig. Die FPÖ sei in einer bequemen Ausgangsposition, die Eroberung des Kanzleramts aber alles andere als gewiss, sagt Politikberater Thomas Hofer im Gespräch mit der APA: „Der klare Sieg ist mit Fallstricken behaftet. Es ist möglich, dass sich niemand findet, der die Freiheitlichen ins Kanzleramt hievt.“ Aber selbst wenn man die FPÖ außen vorlasse – für die Zukunft der Freiheitlichen würde das „wie ein Turbo“ sein, etwa für die kommenden Landtagswahlen.
Bei der ÖVP seien Stimmen aus den Ländern oder von dem einen oder anderen Bund zu erwarten, dass man der FPÖ inhaltlich am nächsten stehe. Die Volkspartei müsse aber wissen, dass sie in einer Situation sei, in der sie als Juniorpartner den Kanzler nicht retten könne. Kickl werde nicht in die zweite Reihe zurücktreten, so Hofer.
Eine Koalition aus ÖVP und SPÖ sei – wenn sie sich von den Mandaten her ausgeht – nur hauchdünn abgesichert. Schwer vorstellbar sei auch, dass Nehammer und Babler miteinander können, „da muss wer Federn lassen“. Meinungsforscher Peter Hajek ortete im APA-Gespräch die Chance, dass Babler Parteichef bleibt, am Sonntagabend „mit 50:50“. Die Partei habe sich zu links positioniert: „Die SPÖ hat es verabsäumt, Wähler zwischen den Freiheitlichen und der ÖVP abzuholen und ihnen zumindest ein Teilangebot zu machen.“
Laut Politikwissenschafterin Katrin Praprotnik wünschen sich rund 61 Prozent der Wählerinnen und Wähler die ÖVP und rund 48 Prozent die SPÖ in der nächsten Regierung. Bevorzugter Koalitionspartner der FPÖ-Wählerschaft ist die Volkspartei, so Praprotnik im Ö1-Morgenjournal. Bei den ÖVP-Wählern sind SPÖ und Neos als Koalitionspartner etwa gleich beliebt, die FPÖ weniger. Bei den SPÖ-Wählern ist die ÖVP der bevorzugte Regierungspartner.